Wie sich die Justiz vor der Presse schützt - FALTER.maily #1046
14 Jahre ist es nun schon her, dass mir ein Informant einen großen Billa-Sack mit Dokumenten aus der Weisungsabteilung des Justizministeriums ...
Am Wochenende gab Prinz Harry, der Enkel der englischen Königin Elisabeth II bekannt, dass er kein offizielles Mitglied der Familie mehr sein will. Er verzichtet auf den Titel „Königliche Hoheit“ und zieht sich mich seiner Frau Meghan Markle aus der royalen Öffentlichkeit zurück. Unsere Kolumnistin Isolde Charim widmet dem Thema einen Falter-Kommentar, der heute ab 17 Uhr digital und morgen in der Printausgabe zu lesen sein wird.
Geschichten über Königshäuser lösen bei Demokraten und Demokratinnen einen inneren Widerstand aus. Haben wir diesen Pomp zumindest in Österreich nicht vor hundert Jahren abgeschafft? Das Adelsaufhebungsgesetz verbot 1919 alle Von-Titel, die Schlösser und Ländereien der Habsburger wurden enteignet. Dennoch feiern Prinzen auch weiterhin Märchenhochzeiten und beschäftigt der Bruderzwist im Hause Windsor die Fantasie.
Die Netflixserie „The Crown“ bohrt in der Wunde. Sie erzählt die Geschichte von Elisabeth als Konflikt zwischen Tradition und Moderne. Das strenge Ritual garantiert Kontinuität und verbietet Individualität, in den Augen der gläubigen Monarchisten eine Erfindung des Teufels. Wer wie Prinz Harry ein normales Leben führen möchte, verlässt den magischen Bezirk des Gottesgnadentums. Er tauscht den Thron mit einem Bürosessel und verletzt so die Sehnsucht nach den letzten Dingen.
Der Drehbuchautor von „The Crown“ Peter Morgan, von 1997 bis 2014 übrigens mit einer Frau aus dem ehemaligen österreichischen Hochadel verheiratet, belässt es nicht bei Anekdoten. Sein zentrales Thema ist die Macht der Massenmedien, die die religiöse Funktion der Kirche übernehmen: ohne TV-Kamera und Instagram-Account kein Heiligenschein. Elisabeth II erkannte, dass die Kaste der Gesalbten mit den Celebrities in Konkurrenz tritt. Der Einfluss des Lordschatzmeisters und des Lordsiegelbewahrers schwindet, während die Bedeutung der Pressestelle zunimmt. Nach Harrys metaphysischem Desaster werden einige Stellen auszuschreiben sein.
God bless you,
Ihr Matthias Dusini
Die Ehrenrettung der Queen kam aus der Hölle. 1977 mietete die Punkband Sex Pistols zum Geburtstag der Königin das Boot „Queen Elizabeth“ und gab auf der Themse ein nicht angemeldetes Konzert. Die Wasserschutzpolizei verhaftete die meisten Passagiere, die Band selbst entkam. „God Save the Queen“ drückt die Angstlust der unwilligen Untertanen aus. Der schmutzige Hit der Sex Pistols ist zugleich Schmählied und Hymne.
Auch aus Großbritannien: die Pet Shop Boys. Kollege Sebastian Fasthuber hat sie interviewt, es ging unter anderem um den Brexit, wie viel Geld Elton John hat und ihr neues Album. Das Gespräch aus dem letzten Falter können Sie hier nachlesen.