Manche Welt liegt in Innsbruck - die wahre ist es nicht - FALTER.maily #1207
Gestern Abend hatte ich zwei sehr liebe Freundinnen zu Besuch. Die eine arbeitet als Grafikerin, die andere im Bankwesen. Wir hatten einander ...
am Nachmittag des 12. November des Vorjahres roch es im Nordbahnviertel nach Geselchtem. So stark, als hätte die gesamte Leopoldstadt zu Mittag Selchfleisch gekocht. Ich erinnere mich deshalb daran, weil der Geruch das erste war, was mir auffiel, als ich die U-Bahn-Station Vorgartenstraße verließ. Ich war an jenem Sonntag hier her gefahren, nachdem Kollegin Nina Horaczek in der Falter-Chatgruppe das Foto einer schwarzen Rauchsäule gepostet hatte – aufgenommen von ihrem Fenster in Ottakring –, und diese sich nur wenige Minuten später als Großbrand der Nordbahnhalle herausgestellt hatte. Als ich endlich ankam, verdampfte vom Dach der Halle bereits das Löschwasser in dichten weißen Wolken.
Die Veranstaltungshalle, um deren geplanten Abriss zu diesem Zeitpunkt seit Wochen gestritten worden war, war niedergebrannt. Das Feuer hatte Fakten geschaffen und sorgte seither für Spekulationen. Die Halle sei warm abgetragen worden, wurde spekuliert. Schließlich hatte es eine, für die Stadt unliebsame, Debatte beendet.
Zur Erinnerung: Das Zwischennutzungsprojekt auf einer Industriebrache am nördlichen Rand der Leopoldstadt war im August geschlossen worden. Die Halle, die sich während ihres zweijährigen Bestehens zum Grätzelzentrum entwickelt hatte, sollte abgerissen und die Brache Teil eines der ambitioniertesten Bauprojekte der Stadt werden. Das stand von Anfang an fest. Nur funktionierte das Projekt so gut, dass viele es behalten wollten.
Die Interessensgemeinschaft (IG) Nordbahnhalle formierte sich, um mit der Stadt eine mögliche Zukunft des Projekts auszuhandeln. Die IG arbeitete ein Konzept aus, doch die Stadt blieb bei ihrem Nein. Und dann brannte es. Brandstiftung, vermutete man bei der IG. Zwar war es in den Wochen zuvor bereits mehrfach zu Vandalismus gekommen, die Theorie von jugendlichen Vandalen oder Obdachlosen hielt man bei der IG dennoch für unrealistisch.
Nun haben Brandermittler die Ursache geklärt. Zumindest fast. Denn sie fanden sowohl Spuren, die für eine absichtliche Brandstiftung sprechen, als auch Hinweise, die auf ein Missgeschick beim Drogenkonsum deuten. Wer und Warum? Diese Fragen werden unbeantwortet bleiben. Die viel wichtigere Frage lautet: Was jetzt? Denn dass die Stadt mehr alternative Räume brauche, befand auch die grüne Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin Birgit Hebein unmittelbar nach dem Brand. Ersatz gibt es bislang keinen. Jetzt ist das Stadtplanungsressort gefordert.
Ein entspanntes Wochenende wünscht
Ihre Birgit Wittstock
Falls Ihnen die Debatte um die Nordbahnhalle entgangen ist, können Sie hier nachlesen; und hier finden Sie eine Reportage zum Brand vom vergangenen November.
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Endlich Wochenende und nur nicht an die Arbeit denken? Oder haben Sie einen Job, an dem Sie auch samstags oder sonntags arbeiten? Oder arbeiten Sie vielleicht sogar freiwillig am Wochenende, weil Sie da mehr Ruhe haben? Muss Arbeit Spaß machen und Selbstverwirklichung bringen und warum definieren wir uns überhaupt über das, was wir beruflich tun? All diesen Fragen geht Ronja von Rönne in der Folge "Leben, um zu arbeiten?" der Arte-Reihe Streetphilosophy nach.