Kowall und Zwander - FALTER.maily #1100
Ich möchte Ihnen heute von zwei Sozialdemokraten erzählen, die ich in den vergangenen Jahren doch recht intensiv beobachten konnte und die ...
astronomisch betrachtet stecken wir noch tief im Winter, bloß dass es keiner glaubt: Die Krokusse schieben aus dem Erdreich, Schmetterlinge und Bienen wurden bereits gesichtet, Gelsen erschlagen. Besonders zu Herzen geht der Gesang der Amsel, die für den deutschen Komponisten Heinz Tiessen (1887–1971) „der musikalisch höchststehende Singvogel Mitteleuropas“ und „eine talentiertere Komponistin als die Nachtigall“ war. Die berühmteste musikalische Hommage an die Amsel stammt von Paul McCartney, der seiner Interpretation von „Blackbird“ auf dem „White Album“ der Beatles am Ende auch noch etwas realen Amselgesang, ja man kann wohl sagen: buchstäblich untergejubelt hat.
Der Umstand, dass die Amselmännchen schon vor dem Frühling singen, zu einem Zeitpunkt also, zu dem sich viele Amselweibchen noch im milderen Süden aufhalten, hat Anlass zu manchen Spekulationen gegeben. Liegt es am Licht? Oder an der Erderwärmung? Es könnte freilich, so mutmaßt Peter Krauss in seinem formidablen Büchlein „Singt der Vogel, ruft er oder schlägt er?“, genauso gut der Umstand sein, „dass die Vögel vornehmlich zu ihrem eigenen Vergnügen singen und keinen besonderen Grund dazu brauchen“.
Ich wünsche einen ersprießlichen Vorfrühling,
Ihr Klaus Nüchtern
Einigen Leuten in der Redaktion ist aber auch aus einem anderen Grund schon mitten im Februar recht frühlingshaft zumute. Es ist nämlich jene Zeit, in der die Produktion der Frühjahrsbuchbeilage, die heuer am 11. März erscheinen wird, schön langsam in ihre ernste Phase tritt: Inserate wollen platziert, Seitenspiegel gezeichnet, die Rezensentinnen und Rezensenten ermahnt und ermuntert werden. Tief in den Frühling voraus blickt bereits Peter Handke mit seiner „Maigeschichte“, die den Titel „Das zweite Schwert“ trägt. Ob Sie sich das Buch besorgen müssen, können sie hoffentlich meiner Besprechung im kommenden Falter entnehmen.
Ebenfalls im Feuilleton des morgen erscheinenden Falter zu lesen ist Sabina Zeithammers Geschichte über das bewegenden Regiedebüt „Born in Evin“, in dem die Schauspielerin Maryam Zaree ihre eigene Biografie und die ihrer Eltern thematisiert: Als Tochter politischer Gefangener kam sie 1983 in dem für die dort begangenen Menschenrechtsverletzungen berüchtigten Gefängnis Evin im Iran auf die Welt.
Wenn im Februar der Bärlauch sprießt – wie man hört –, ist er früh dran. Ich bin mit meiner „Ernte 2019“ ganz furchtbar verspätet. Demnächst aber werden all jene, die mir schon vor Wochen Kuverts und CD-Rohlinge haben zukommen lassen, die „Ernte“ in ihrem Postkasten vorfinden. Als kleinen Vorausblick gibt es hier schon einmal ein Video der Band The Delines zu sehen, die mit einem Song ihres jüngsten Albums „The Imperial“ auch auf meinem musikalischen Jahresrückblick vertreten sein werden. So bewegend wie die Musik von Willy Vlautin, der hier neben Sängerin Amy Boone die Gitarre bedient, sind auch dessen Romane. Eine Würdigung von Vlautins literarischen Schaffen ist letzten Sommer im Falter erschienen: „Der gute Mensch von Oregon“