Der Fall Eva Dichand und die Würdelosigkeit der SPÖ - FALTER.maily #1054
ich möchte sie in diesem Maily in aller Kürze über zwei Angelegenheiten in diesem Land informieren, die mich heute beschäftigten ...
die amerikanischen Vorwahlen haben auch am Super Tuesday keine Klarheit gebracht. Bernie Sanders hat Kalifornien gewonnen, aber die Hürden für den Demokratischen Sozialisten werden größer, weil sich das Establishment der Demokraten hinter Joe Biden sammelt. Die entscheidende Frage für die Zukunft Amerikas und der Demokratie ist nicht, ob Sanders recht hat oder Biden. Die einzig wirklich relevante Frage ist, wer Donald Trump schlagen kann. Im aktuellen Falter erklärt Armin Thurnher, warum er Sanders für den stärksten Gegner für Trump hält. Gut argumentiert. Wenn ich amerikanische Freunde frage, keine Konservativen, dann überlegen erstaunlich viele, ob sie nicht doch Joe Biden unterstützen sollen. Obamas ehemaliger Vizepräsident ist sicher kein idealer Kandidat. Im gegenwärtigen politischen Klima in Amerika und in der Welt fürchten aber viele, dass Trump gegen einen bekennenden Sozialisten leichte Hand hätte.
Internationale politische Trends wirken manchmal stärker als man glaubt. Der Wahlsieg in Israel von Benjamin Netanyahu, der ein Geistesbruder von Trump ist und mit einem Fuß im Kriminal steht, deutet darauf hin, dass die Welle der nationalistischen Demagogen nicht vorbei ist.
Was Trump zu schaffen machen könnte ist das böse Coronavirus. Die Regierung hat in ihrem Kampf gegen alle Bundesbehörden das für Epidemien zuständige Center for Disease Control and Prevention massiv geschwächt. Die Opposition kann hoffen, dass die Krankheit vielen Menschen klar macht, wie wichtig eine ordentlich arbeitende Regierung für sie ist. Trump steht für das Gegenteil.
Das Coronavirus wird bleiben. Diese Erkenntnis ist diese Woche im Deutschen Robert Koch Institut zu hören. Die Folgen für die Weltwirtschaft und grundsätzlich für die Globalisierung sind unabsehbar. Im aktuellen Falter Radio Podcast versuchen wir die historische Dimension des bösen Virus in den Griff zu bekommen. Unter anderem mit dem Industriellen Hannes Androsch, dessen Firma AT&S in China und Indien große Betriebe hat und dem Historiker Philipp Blom.
Die amerikanische Politikwissenschaftlerin Anne Applebaum greift zu einem alten Buch. Sie zitiert im US-Magazin The Atlantic aus „Die Pest“ von Albert Camus aus dem Jahr 1947. Und sie findet so manche Parallelen. Wie mit Epidemien umgegangen wird, sage immer auch etwas über die Gesellschaft aus, die getroffen wird. Europa kommt dabei ganz gut weg, findet Applebaum. Ein funktionierendes öffentliches Gesundheitssystem ist das stärkste Asset in der Krisensituation.
Könnte Covid-19 Trump gefährlicher werden als Biden und Sanders zusammen, vor allem seit die Aktien purzeln? Die aktuelle Verunsicherung hätte dann doch auch sein Gutes.
Findet zumindest
Ihr Raimund Löw
Wie der böse Virus die Globalisierung demoliert diskutiere ich in einer hochrangigen Runde im aktuellen Falter Podcast. Die Börsen stürzen ab, die Lieferketten sind unterbrochen, der Ruf nach Grenzen wird lauter. Epidemien haben Gesellschaften in der Geschichte immer schon verändert. In welche Richtung geht die Reise mit dem Coronavirus Covid-19? Einschätzungen von Hannes Androsch (Industrieller), Philipp Blom (Historiker), Shalini Randeria (Soziologin), Isolde Charim (Philosophin) und Marcus Bachmann (Ärzte ohne Grenzen) im aktuellen Falter Podcast.
Der Türkeideal habe Europa „erpressbar“ gemacht, den Unsinn liest und hört man allerorts. In Wirklichkeit sind es die geographische Nachbarschaft und der erbarmungslose Bürgerkrieg in Syrien, die Europa und die Türkei verbinden. Diese Realität lässt sich durch markige „Grenzen-zu“-Sprüche nicht ändern. Ohne Deals mit Nachbarn kann nicht einmal Kim Jong Un leben! Migrationsexperte Gerald Knaus beschreibt in einem Falter Podcast mit Nina Horaczek, wie dramatisch die Situation ist und was getan werden sollte. Horst Seehofer, der deutsche Innenminister von der CSU, spricht sich für die Aufnahme von Kindern aus griechischen Flüchtlingslagern aus. Werner Kogler denkt ähnlich in Wien, aber die Grünen werden von der ÖVP ausgebremst. Traurig, wenn die bayrische CSU die türkis-grüne Regierung in Wien in Sachen Menschlichkeit beschämt.
Wie ist das wirklich mit den Gesichtsmasken? Was bringen sie und was bringen sie nicht? Im Hongkonger Online-Magazin Hongkong Free Press gibt die Ärztin Dr. Ariane M. Davison einen guten Überblick über die Erfahrungen in Asien.
Die dramatischen Ereignisse an der griechische-türkischen Grenze lassen mich zu einem der besten Bücher greifen, die ich in den letzten Monaten gelesen haben: „Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa“ von Philipp Ther ist schon 2017 erschienen, hier finden Sie es im Faltershop. Der Historiker beschreibt, wie die Genfer Flüchtlingskonvention der Vereinten Nationalen entstanden ist. Es war das Jahr 1951. Die Fluchtbewegungen des Zweiten Weltkrieges und der unmittelbaren Nachkriegsjahre hatten viele Millionen in Bewegung gesetzt. Im Kalten Krieg wollte der Westen mit Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten punkten. Daher eine „menschenrechtliche Wende“, so Philipp Ther. Es sollte eine Zäsur gezogen werden gegenüber einer Zeit, in denen Flüchtlinge der völligen Willkür der Staaten ausgesetzt waren. Die Vermutung des Historikers, dass das Prinzip von Asyl als Menschenrecht durch die Flüchtlingskrise 2015 und den Siegeszug der neuen Rechten an ihr Ende gekommen ist, bestätigt sich dieser Tage. Barbara Tóth hat mit Philipp Ther kürzlich ein Interview geführt. Er ist heute im Wiener Stadtgespräch in der Arbeiterkammer Gast von Peter Huemer.
Kollegin Barbara Tóth ist heute Abend in der ORF-3-Sendung "Politik live" bei Ingrid Thurnher zu Gast, Start ist um 21:05 Uhr.