Einsamkeit - FALTER.maily #167

Barbara Tóth
Versendet am 17.03.2020

in der Früh weckt mich das vertraute Geräusch der Großbaustelle Neubaugasse. Selten fand ich das Pressluftgehämmere angenehmer. Die Neubaugasse wird ja zur Begegnungszone, derzeit wird die Wasserleitung umgegraben. Begegnungszone - alleine dieses Wort! Es klingt wie aus einer anderen Zeit.

Der Falter, den Sie heute abend ab 17 Uhr online und morgen auf Papier lesen können, entstand in der Minimal-Begegnungszone. Die wenigen, die am Montag unter Einhaltung sämtlicher rechtlicher Auflagen in die Redaktion kamen, fühlten sich ein wenig fremd. Die Sitzungen wurden per "Tel-Com" (das kannten wir bis dato nur von Freunden, die richtige Jobs haben) oder im Cinemascope-Modus abgehalten (unser Sitzungsraum ist zum Glück groß genug, wir rückten einfach sehr weit auseinander). Tagsüber roch es dann kurz nach Urlaub im Süden, genauer gesagt nach Chlor, mit dem Italiener, Spanier und Griechen gerne ihre Sanitäranlagen reinigen. Das kam von den frisch desinfizierten Türschnallen und Treppengeländer bei uns in der Redaktion.

Unsere Covergeschichte beschreibt, was in der letzten Woche mit Österreich passierte und lotet aus, wie der massive Grundrechtseingriff unsere Gesellschaft und Politik verändern könnte. Schulterschluss im Angesicht der Pandemie schön und gut, aber kritischer Journalismus muss hinterfragen - über die offensichtlichen Missstände im Tiroler Krisenmanagement hinaus.

Und als wir dann spätnachts fertig waren, zogen wir uns an einen geheimen Ort zurück, an dem es noch gut gekühlte, sprudelige Getränke gab. Wir hielten Abstand, untereinander, nicht zum Alkohol. Es sind die kleinen Freuden des Lebens, die uns durch die nächsten Tage tragen, genießen wir sie.

Namasté,

Ihre Barbara Tóth


Empfehlung

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Was Sie Lesen Sollten

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Dann haben wir Isolde Charims neue Kolumne für Sie. Charim beschäftigt sich mit dem Zugriff der Politik auf den Einzelnen in liberalen Gesellschaften und mit der Frage, ob China das neue Vorbild ist, gar der neue „Herr der Welt“, weil es die Herausforderung des Virus gemeistert hat? Ihren Text lesen Sie jedenfalls hier.

Nicht um die Auseinandersetzung Mensch vs. Virus geht es im Text von Klaus Nüchtern, dabei ist es ähnlich brutal - es geht um die Veröffentlichung von Woody Allens Autobiographie, die sein Verlag Hachette rückgängig machte. Seinen Text lesen Sie hier.


Was Wir Sonst Noch Machen

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Linktipp

Anlässlich der Corona-Situation haben wir die Startseite von falter.at ein bisschen umgebaut - statt Events und Lokaltipps haben wir nun Lokale zusammengestellt, die weiterhin Lieferung anbieten. Und wir haben noch mehr Lesestoff - unter anderem gibt es da auch unsere tolle Buchbeilage. Schauen Sie doch mal wieder rein.


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