Krone gegen FALTER: Hintergründe einer Intrige - FALTER.maily #1206
Ich möchte Ihnen heute erzählen, wie die "Kronen Zeitung" arbeitet. Vielleicht haben Sie es ja schon bemerkt: Das Blatt, aber ...
als Armin Wolf letzten Montag in der ZiB 2 journalistisch Hackfleisch aus dem Tiroler Gesundheitslandesrat machte, ging mir die chinesische Krisenstadt Wuhan durch den Kopf. Tirol ist unser Wuhan. Das Missmanagement in der Anfangszeit des Coronavirus ist ähnlich und vielleicht sogar unvermeidlich.
Lokale Größen hoffen immer, dass alles nicht so schlimm ist. Der KP-Chef der Provinz Hubei rechtfertigte sich mit dem Hinweis, dass er in Peking nachfragen musste, bevor er die Welt über das gefährliche Virus informierte. Der Hinweis kostete ihn den Kopf, der Mann wurde abgesetzt. Der Tiroler Landeshauptmann ist angeschlagen.
Ende letzten Jahres kritisierten Europa und Amerika die verantwortungslose Geheimnistuerei in der Volksrepublik China. Zurecht. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. China scheint die erste Welle der Epidemie durchgestanden zu haben. Die registrierten Neuerkrankungen sind minimal. Die Zwangsmaßnahmen werden gelockert.
Peking verschickt jetzt Hilfsgüter nach Europa. Das chinesische Flugzeug mit Ärztinnen und Ärzten samt Ausrüstung war in Italien eine Sensation. Warum Deutschland oder Österreich nicht an ein solches Zeichen der Solidarität gedacht haben, ist unverständlich. In den Reden der österreichischen Politiker von Bundeskanzler über Vizekanzler bis leider auch zum Bundespräsidenten kommt Italien nur als Horrorszenario vor. Dass man ein EU-Nachbarland in Not unterstützen sollte, scheint im Virustaumel in Vergessenheit geraten zu sein.
Der Krisen-Nationalismus feiert an den Grenzen fröhliche Urstände. Ungarns Viktor Orbán quält durchreisende Bulgaren und Rumänen, allesamt EU-Bürger, mit Grenzblockaden.
Österreich empört sich über kilometerlange und tagelange Staus. Zurecht. Nur am Brenner haben es die Österreicher mit Lkw, die aus Italien nach Deutschland und Nordeuropa wollten, genauso gemacht. Inzwischen klagt die Ärztekammer, dass Schutzvorrichtungen fehlen, weil die Transporte aus Deutschland und Italien nicht durchgelassen werden oder im Stau an der Grenze stecken.
Kann jemand bitte die Regierungen daran erinnern, dass der Virus sich nicht an Staatsgrenzen hält? Im aktuellen Falter Podcast rechnet Franz Kössler vor, dass zur gleichen Zeit, als die Österreicher durch die Brennerblockade Lkw-Kolonnen bis Bozen verursachten, der wirkliche Krisenherd das sehr viel nähere Ischgl war. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versucht das Schengen-System des freien Reisens in der EU gegen den grassierenden Krisennationalismus in den Mitgliedsstaaten zu retten. Hoffentlich ist sie erfolgreich, denn wenn der EU-Binnenmarkt flöten geht, droht die bevorstehende Rezession zu einer lange anhaltenden Depression zu werden,
fürchtet Ihr
Ihr Raimund Löw
Unser neuer Buchpodcast "Besser lesen mit dem FALTER" hat nun schon seine dritte Episode: Diesmal spricht Moderatorin Petra Hartlieb mit dem Wiener Kriminalschriftsteller Stefan Slupetzky über sein aktuelles Buch "Im Netz des Lemming". Es ist ein ganz tolles Gespräch geworden - nicht nur, aber auch wenn Sie von Corona mal genug haben. Den Podcast haben wir noch vor Ausbruch der Krise aufgenommen.
Hören können Sie ihn auf falter.at/buchpodcast oder natürlich in Ihrer Podcast-App. Am besten abonnieren Sie ihn gleich, damit Sie keine Folge verpassen.
Um die politischen und gesellschaftlichen Folgen der aktuellen Ausnahmesituation geht es in der aktuellen Falter-Podcastrunde. Wie groß ist das Risiko eines Abgleitens in autoritäres Fahrwasser, wenn so viele Grundrechte außer Kraft gesetzt sind wie zur Zeit in halb Europa im Kampf gegen das Coronavirus? Ist der wirtschaftliche Einbruch noch zu begrenzen? Wie bewährt sich Sebastian Kurz als Krisenkanzler? Zu hören: Ökonom Stephan Schulmeister, Innenpolitikjournalistin Barbara Tóth (Falter), Außenpolitikkommentator Franz Kössler.
Im zweiten Teil seiner Seuchenkolumne schreibt Armin Thurnher unter dem Titel "Der Teamfalschspieler": "Der Kanzler und der Innenminister ließen Inserate schalten, in denen sie ihre staatspolitische Tätigkeit für ihre parteipolitischen Interessen ausbeuten. 'Wir sind als Republik Österreich ein Team …' – das ist billig, frech und falsch. Ich bin mit Herrn Kurz in keinem Team, wir teilen nur die gleiche Staatsbürgerschaft."
Sie kennen sicher unser Buch "Wien, wie es isst", wo wir alljährlich alle Lokale der Bundeshauptstadt vorstellen, und unseren Lokalführer auf falter.at. Anlässlich der Restaurantschließungen wegen Corona haben wir für Sie recherchiert und exklusiv Lokale gesammelt, die nun Essen liefern. Die Ergebnisse haben wir in übersichtlichen Listen nach Bezirken zusammengefasst: 1010 Wien, 1020 Wien, 1030 Wien, 1040 Wien, 1050 Wien, 1060 Wien, 1070 Wien, 1080 Wien, 1090 Wien, 1100 Wien, 1150 Wien, 1180 Wien. Diese und Lokale in den anderen Bezirken, die liefern, finden Sie auf falter.at/lokalfuehrer.
Beim Corona-Börsenkrach überschlagen sich die Ereignisse. Die drohende Rezession aus amerikanischer Sicht beschrieben die Kollegen der New York Times am Montag in ihrem Podcast The Daily.
Grundsätzliches habe ich am Wochenende in einem ausführlichen Gespräch mit Börsenkrachexperte Stephan Schulmeister erörtert. Schulmeister ist erhellend, hören Sie hinein!