Grönemeyer hat auch keinen Plan - FALTER.maily #1048
Morgen erscheint "Das ist los", Herbert Grönemeyers 16. Album. Ich freue mich immer, wenn der deutsche Sänger Neues ...
mein Nachtleben ist momentan ein sehr reges. Weder verlasse ich das Haus noch empfange ich Besuch, auch Videokonferenz-Parties haben mittlerweile ihren Reiz wieder verloren. Nein, Sie ahnen wohl, was ich andeute: Gerade träume ich so intensiv wie nie zuvor.
Damit bin ich nicht allein: Durch den Corona-Lockdown haben viele Menschen die Möglichkeit, mehr zu schlafen. Wer nicht künstlich geweckt wird, macht eher einen vollständigen Schlafzyklus durch. Dadurch verlängert sich auch die REM-Phase, in der die Emotionen verarbeitet werden. Und je länger der REM-Schlaf, desto eher kann man sich an den Traum erinnern.
Und was ist mit den Inhalten? „Das Träumen ist offenbar das Seelenleben während des Schlafens“, erklärte Sigmund Freud 1916 in seinen Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Er unterschied zwischen latenten und manifesten Trauminhalten. Erstere sind versteckte Gefühle; der manifeste Traum ist jener, an den man sich erinnert – und den man deuten muss, um an die unbewussten Wünsche und Ängste zu kommen. („Die übergroße Mehrzahl der Symbole im Traum sind Sexualsymbole“, wusste Freud übrigens. Einige Beispiele: Stöcke, Bäume, Waffen jeder Art, Wasserhähne, Gießkannen, Bleistifte, Luftballone, „Flugmaschinen“, Reptilien, Fische, Mäntel und die Zahl Drei; Dosen, Koffer, Zimmer, Holz, Schnecken, Muscheln, Kirchen, Landschaften, Früchte jeder Art, Süßigkeiten, Schmuck und Türen.)
Die moderne Schlaf- und Traumforschung empfiehlt, nicht allzu viel in das Geträumte reinzuinterpretieren, sondern auf die erlebten Emotionen zu achten und zu beobachten, wie man darauf reagiert. Durch die Corona-Krise befinden wir uns in einem Art „Dauerstress“, den viele Erwachsene im Traum verarbeiten. Die Psychologin Brigitte Holzinger vom Wiener Institut für Bewusstseins- und Traumforschung nennt Träume „so etwas wie eingebaute Psychotherapie“. Sich damit zu beschäftigen ist gut, aber: „Natürlich muss ich mich nicht am nächsten Tag gleich scheiden lassen, bloß weil ich das nachts geträumt habe.“
Schöne Träume wünscht
Ihre Anna Goldenberg
„Sind seltsame Menschen kreativer?“, fragt Olga Khazan, Redakteurin des US-Magazins Atlantic in ihrem aktuellen Artikel. Wie so oft wenn in Titeln eine Entscheidungsfrage gestellt wird lautet die Antwort: ja. Khazan wuchs als Tochter russisch-jüdischer Zuwanderer in Texas auf und wurde von ihren Schulkameraden oft gehänselt. Außenseiter sehen Probleme aus verschiedenen Perspektiven, schreibt sie. Zudem sind sie experimentierfreudiger, weil ihnen weniger wichtig ist, was die Gruppe von ihnen denkt. Ungewöhnliche Erfahrungen machen Menschen übrigens kreativer. Als Beispiel werden Magic Mushroom-Trips genannt. Aber die Corona-Krise zählt bestimmt auch.
Heute findet der fünfte weltweite Klimastreik statt. Die Bewegung Fridays for Future spielt dabei eine gewichtige Rolle. Unser Klimaexperte in der Redaktion ist Benedikt Narodoslawsky. Er hat vor kurzem im FALTER Verlag das Buch "Inside Fridays for Future" veröffentlicht. Auch wenn Klimasorgen von Corona gerade überlagert werden, weiß er: "Es wird wieder heiß werden. Dieses Thema geht nicht weg." In einem neuen Video spricht er über die Bewegung und das Buch - und wir verlosen auch drei Exemplare!
Sie können es natürlich aber auch gleich bei uns im Faltershop bestellen.
Falter-Fotograf Christopher Mavrič dokumentiert seit Beginn des Corona-Lockdowns mit einer großen Fotostrecke die Entwicklung der Stadt. Nun dokumentiert er Woche zwei der Mundschutzpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften. "Die Maske verstärkt die Anonymität der Großstadt, die Individuen verschwinden in der Anonymität. Der Eindruck von Lebendigkeit bleibt dennoch erhalten. Manche tragen die Verhüllung so lässig, als hätten sie auf das neue Accessoire gewartet", schreibt dazu mein Kollege Matthias Dusini.
Die aktuelle Fotostrecke finden Sie hier! Schauen Sie rein, die Bilder sind großartig.