Gemeinsam - FALTER.maily #207

Barbara Tóth
Versendet am 05.05.2020

Montagnacht ist Redaktionsschluss, und ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis. Wir haben in den zurückliegenden sieben Wochen der Corona-Quarantäne ein Ritual etabliert, das es ohne den Virus so nie gegeben hätte. Drei oder vier von uns sind montags in meiner Wiener Wohnung, die gleichzeitig Home-Office geworden ist, zusammengekommen, natürlich mit Abstand, Händewaschen & Co, und haben gemeinsam gekocht und gegessen und über alles geredet, was uns bewegt. Dabei sind Ideen für Geschichten entstanden, etwa jene über die "Vulnerablen".

Meine kulinarische Falter-Corona-Bilanz lautet: Bärlauch-Aufstrich, Nuri-Sardinen, Brot (erster Abend, spontanes Restlessen). Pizza mit Rucola, Prosciutto und Burrata. Kalbsschnitzel und Erdäpfelsalat. Faschierter Braten mit Püree (in Erinnerung an unser leider geschlossenen Lieblingslokal, das Reisinger´s am Salzgries). Erdäpfel-Würstchen-Gulasch (das muss eine stressige Woche gewesen sein). Grillhendl. Und gestern: Risotto mit gebratenem grünen Spargel aus dem Seewinkel. Einmal, nächsten Montag, geht's noch, dann haben Lokale und Wirtshäuser wieder offen. Aber wird es Spaß machen, auszugehen und mit Mundschutz an der Bar zu stehen?

Das sind sicherlich Luxusprobleme, aber trotzdem: Ich habe die Auswärtstermine, das Stadt- und Büro-Benutzen, das Ausgehen, das Angezogen-Sein für all diese Anlässe vermisst, so, wie es die deutsche Kulturwissenschafterin Barbara Vinken, Autorin zweier meiner Lieblingsbücher (hier und hier) im Café Brandstätter (das ich moderiert habe) beschreibt: "Mit Corona ist eine Hauptkraftquelle des Lebens weggefallen, die sich gerade Frauen hart erkämpft haben: Nicht mehr im Haus gefangen zu sein, in der Öffentlichkeit auftauchen zu dürfen". Schauen Sie rein, dann sehen Sie auch die Küche, in der die Falter-Redaktionsschluss-Essen stattgefunden haben.

In diesem Sinne: Ich hoffe, wir sehen uns bald - an einer der schönen Bars dieser Stadt.

Ihre Barbara Tóth


Corona

Sie kennen ja unsere FALTER-Corona-Debatte, wo wir Texte von klugen Personen sammeln. Diesmal haben wir gleich drei neue Gastkommentare für Sie:

Mit dem Thema Schule beschäftigt sich die Pädagogin Kristina Gugerbauer. "Corona ist nicht schuld an der Bildungsmisere", schreibt sie. Und weiter: "Bildung hat in Österreich anscheinend nicht die höchste Priorität, zumindest nicht in den Pflichtschulen. Die Frage ist, warum will man es sich nicht leisten?" Hier lesen Sie ihren Text.

Um die französische Perspektive bereichert der Text von Journalistin Joëlle Stolz. Frankreich werde von seiner Geschichte heimgeholt; durch den Föderalismus sei die Krise in Deutschland viel besser gemanagt worden als im zentralistischen Frankreich. Ihren Text finden Sie hier.

Von Tieren und der menschlichen Gesundheit handelt der Text von Eva Rosenberg, der Chefin der Österreich-Organisation der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. "Die Pandemie war nur eine Frage der Zeit", argumentiert sie. "Die WHO muss sich endlich für ein dauerhaftes Verbot von Wildtiermärkten einsetzen, denn sie stellen eine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar." Ihren Text gibt es hier.


Videotipp

Die schon neunte Folge unserer Videoreihe "Berti Blockwardt passt auf" haben wir auch für Sie. Dr. iur. Josef Staißbeyn, Bertis treuer Rechtsbeistand, kommt zu Wort. Er wendet sich an die Wiener Polizei: Als genauer Beobachter der Vorgänge rund um und bei Kundgebungen der letzten Tage, ist ihm nicht entgangen, dass es da zu direktem und unmittelbarem Kontakt zwischen GefährderInnen und den einschreitenden Kräften der Exekutive gekommen ist. Das Video sehen Sie hier!


Seuchenkolumne

Herausgeber Armin Thurnhers neueste Kolumne aus der Selbstisolation handelt von Herrn Wegscheider von Servus TV und Zensur. Lesen Sie hier rein!


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