Ausnahmsweise Positives! - FALTER.maily #224

Armin Thurnher
Versendet am 25.05.2020

liebe Maily-Leserinnen und -Leser!

Wir sind Kummer gewohnt in diesen Tagen. Deswegen will ich Ihnen heute einmal etwas Erfreuliches mitteilen. Fast liegt es in der Natur der Sache, dass ich dazu auf einen anderen Autor zurückgreife, der nicht meine habituelle Bösartigkeit teilt oder sie aus gegebenem Anlass zurückstellt. Es ist der Kollege Frido Hütter, jahrzehntelang einer der wichtigsten österreichischen Journalisten, Kulturchef der Kleinen Zeitung, einer der wenigen, die auch über Medienfragen publizierten. Am Wochenende erreichte mich folgender Brief, an dem ich nur korrigieren möchte, dass das darin für mich persönlich ausgesprochene Lob natürlich für den ganzen Falter gilt. Man sieht ja jetzt, was Klenk und das Team (fast) ganz ohne mich leisten. Der Falter war von Anfang an kein Individualakt, sondern eine Teamleistung. Umso mehr freut es mich, ein solches Kollektivlob miteinzustreifen.

          Graz, im Mai 2020

Lieber Armin,

ich bin Sachen Fan-Post nicht sehr geübt. Aber das hier muss einmal sein. Jahrzehntelang wanderte der Falter gratis über meinen Schreibtisch. Weil ich kaum dazu kam, ihn jeweils gründlich zu lesen, pflegte ich ein eher nachlässiges wenngleich stets respektierliches Verhältnis zu eurem Blatt. Das hat sich nachhaltig geändert.

Ich bin seit gut drei Jahren Abonnent des Falter (unsere Tochter Felizitas schenkt mir zu Weihnachten stets eine Jahresverlängerung) und ich habe erheblich mehr Zeit zum Lesen. Meine sieben, acht Kolumnen pro Monat für die Kleine Zeitung und für Radio Steiermark sind ja eher ein Geschenk an einen Zeilen-Flaneur, der es nicht ganz lassen will. 

Aus der intensiven Lese-Erfahrung der letzten Zeit möchte ich Dir sagen, dass ich den Falter mittlerweile für das soziopolitisch wichtigste Journal dieses Landes halte. Wann immer der Falter im ORF „die Wiener Stadtzeitung“ genannt wird, grolle ich. Mittlerweile gelingt euch eine Melange aus Politik, Gesellschaft, Kultur, Natur und Lebensart, die zumindest bundesweite Relevanz hat. Das Blatt hat eine wunderbare Aromenvielfalt, die mich immer wieder hell und erbaut aus der Lektüre entlässt. 

Von euren etablierten Säulenheiligen (Dir, Klenk, Tóth & Co) einmal abgesehen möchte ich ein paar Kollegen und Kolleginnen nennen, denen meine ganze Zuwendung gilt.  Immer wieder lächle ich, wenn ich die Ergebnisse von Peter Michael Lingens’ Wandlung vom ehedem rigide Rechtsliberalen zum Herold von Sozialstaat und Deficit Spending lese. Der schlägt sogar den Schulmeister.  Hochinteressant ist auch die Statistikseite, die trotz Abgang von Pesendorfer hoffentlich erhalten bleibt. 

Eure Kultur-Sektion ist um Hausecken lesenswerter als die mancher sogenannter Qualitätsblätter. Ich mag die Texte von Dusini, Omasta und Panzenböck, wobei ich Letztere auch für ihre Interviews, Reportagen und Analysen (großartig: Lisa Eckhart) sehr schätze. Anders als viele Kulturdozenten klingen sie angenehm uneitel und klar. Das macht sie für mich zu Autoritäten auf Augenhöhe.   

Ein weiterer Anker ist für mich Florian Holzer, dessen kulinarische Ansätze den meinen sehr entsprechen. Ich war und bin seit Jahren Gastro-Kritiker eines deutschen Magazins und weiß ein bissel, wovon ich rede. Ich blicke übrigens auch Deinen Weihnachtsmenüs stets freudig entgegen. 

Eine großartige Idee, den Falter föderalistisch zu positionieren ist natürlich Landleben, wo ich Land-Ei immer wieder Interessantes erfahre. Ich möchte Dich auch ermuntern, der Natur weiterhin Raum zu geben. Ich bin in die Vogelbilder von Michael Tiefenbach regelrecht versunken. Nach so vielen Seiten Mensch tut ein Blick in die Tierwelt gut. 

Schlussendlich gratuliere ich der Redaktion der Falter -Woche, wie bravourös sie die ereignisarme Zeit gemeistert hat.   

Ich befuge Dich auch ausdrücklich, diese Leser-Meinung weiterzureichen. Dass ich mich hier auf summa cum laude beschränke, heißt nicht, dass es nichts zu kritisieren gäbe. Aber das mach ich ein andermal. Nicht ist so blechern wie konditioniertes Lob. Lass Dir von mir sagen, dass Du mit dieser Mediengründung und -Führung in den Rang eines Oscar Bronner gerückt bist. Dafür danke ich Dir als Kollege, Leser und Staatsbürger.  Hab es gut und keep on rocking! 

  Frido Hütter

PS.: Als 70-jähriger Vielraucher würde ich vermutlich rasch zum Lieblings-Wirten des aktuellen Virus. Deshalb habe ich ­ – etwas übervorsichtig – alle Printmedien abbestellt. Nur auf Zeit und Falter mag ich nicht verzichten. Sie werden beide eine Stunde lang bei 90 Grad im Rohr sterilisiert. Fühl Dich schon mal gegrillt.

Frido Hütter, dir sage ich (mit oben gemachten Einschränkungen) vielen Dank für dieses Lob! Sie, liebe Maily-Leserin und lieber Maily-Leser, fühlen sich bitte mitgelobt. Denn mit Ihrem Abo machen sie die ganze Sache erst möglich, und wie Sie sehen, liegen Sie nicht falsch damit!

Schöne Woche wünscht 

Ihr Armin Thurnher


Podcast

Die wie immer hörenswerten, von Raimund Löw gestalteten Falter-Radios bringen höchst Unterschiedliches, aber immer Hörenswertes. Eine Sendung befasst sich mit der Lage der Sexarbeiterinnen in Corona-Zeiten; eine nunmehr schon vierte Folge handelt vom vergessenen Konzentrationslager Gusen.


Heute Im Fernsehen

Eigentlich nicht nur heute, sondern immer. Weil Puls24 derweil coronabedingt die Sendung Bussi Fussi pausieren lässt, kommt sie vom Ponyhof bei Haarbach und steht auf Youtube, ist aber nicht weniger lustig und lehrreich. Dafür sorgt auch Falter-Chefredakteur Florian Klenk als Gast.


Empfehlung

Submissest darf obiger Unterzeichneter Ihnen wie immer seine Seuchenkolumne nahelegen, deren 69. Folge einen Nachruf auf Gertie Fröhlich enthält, eine Künstlerin, der volle Bedeutung nur wenigen bekannt ist. In kunstpolitisch dürftigen Zeiten umso weniger.


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