Aus dem Leben eines Kritikers - FALTER.maily #1045
Übermorgen erscheint die nächste Ausgabe der FALTER-Buchbeilage. Gerlinde Pölsler (Sachbuch), Kirstin Breitenfellner (Kinderbuch) und ...
manchmal findet man in der eigenen Wohnung unverhofft etwas Unbekanntes. Der Blick schweift ab und bleibt an einem Objekt hängen, das man noch nie wahrgenommen hat. Auf diese Weise fand ich ein sehr kleines, altes, abgegriffenes Büchlein mit dunkelbraunem Einband, das im Regal zwischen zwei Romanen im A5-Format eingeklemmt war. Seine Seiten sind vergilbt und weich, und auf der ersten Aufschlagseite steht: "Der gründliche Wortforscher für Zeitungsleser. Das billigste, bequemste und reichhaltigste Taschenfremdwörterbuch für Alle, die die fremden und politischen Wörter, Ausdrücke, die in Zeitungen, Büchern, im Lebensverkehr täglich vorkommen, verstehen wollen." Der "Wortforscher" erschien in Wien und Leipzig bei Dorfmeister's Druck und Verlag im Jahr 1849. Die ersten Sätze des Vorworts hätten - anders formuliert, aber sinngemäß sehr wohl - auch heute geschrieben werden können. "Die Sprache geht, wie die Sitte und die Mode, gleichen Schritt mit der Zeit, und je lebhafter der Völkerverkehr, der Austausch der Worte und der Meinungen, desto schneller und größer die Veränderungen in Ausdruck und Rede. Daß dieser Umschwung noch nie so lebhaft gewesen, als in der Gegenwart, die einem sturmbewegten Strome gleicht, brauchen wir kaum auszuführen."
Zumindest in Wien mag das Jahr 1849, ein Jahr nach der Niederschlagung der Revolution und dem Wiedererstarken des Absolutismus, nicht gerade von Weltoffenheit geprägt gewesen sein. Dennoch lohnt sich ein Blick in das kleine Erklärwerk, das vor allem mit Worten aus dem Englischen und Französischen gefüllt ist. Es war eine Zeit, in der "Email" mit "Schmelzarbeit, Schmelzglas" erklärt wurde, für "aus dem rechten Ton fallen" das Wort "distonieren", und für "anderer Meinung sein" der Begriff "dissentiren" verwendet werden konnte.
Zugegeben, es ist keine große Qualität von Zeitungstexten, wenn sie viele Fremdwörter enthalten. Aber in einem Buch etwas nachzuschlagen und danach ein kleines bisschen mehr zu wissen, birgt etwas Schönes.
Ihre Stefanie Panzenböck
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