Srebrenica - FALTER.maily #1049
Der österreichische Politikwissenschaftler Walter Manoschek ist ein Kapazunder im Bereich der Holocaust-Forschung. Seine Arbeit zur Verfolgung ...
die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang, sang Johann Nestroy. Seinerzeit fürchtete man sich vor dem Einschlag des Kometen. Aber Nestroy betonte den Artikel: Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang. Ja, so wie sie ist, steht sie auf kein’ Fall mehr lang.
Und wir? Wir stehen mitten in einer Krise, auch wenn manche meinen, sie sei schon halb vorüber. Allein dass es diese Ansicht gibt, und dass die Sehnsucht nach dem Ballermann sich Bahn bricht, das macht einem halt angst und bang. Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang.
Krisen sind Zeiten der Finsternis, in der man nach Helligkeit lechzt, aber oft genug den Schweif eines Kometen mit dem Licht der Aufklärung verwechselt. Oder umgekehrt. Dieses Maily soll die Taschenlampe sein, die Ihren Wochenbeginn erleuchtet!
Früher oder später mussten mir in einem Maily die Dunkelmännerbriefe einfallen. In der Zeit, als die Reformation des Martin Luther die Vorherrschaft der reaktionären Kirche ins Wanken brachte, kam ein cleverer Humanist auf die Idee, in anonymen Briefen die Ansichten der rückständigsten Kirchenmänner zu persiflieren.
Es gelang ihm so gut, dass einige der persiflierten Dominikaner diese 1515 erstmals erschienenen Briefe für bare Münze nahmen und sie unterstützten, während der Papst sie sogleich verbot. Auch Luther hielt die „epistolae obscurorum virorum“ für keine gute Idee; er war humorlos, wie es sich für einen echten Revolutionär gehört.
Die Briefe erschienen im damals neuen Medium des Buchdrucks. Sie waren sozusagen humanistische Fake News in modernster medialer Form. Das scheint mir eine gute Nachricht: mit dem Auftreten neuer Medien vergrößert sich die Ansicht der vorhandenen Welt in jeder Hinsicht. Schwindel, Satire, Betrug nehmen zu, aber auch der Protest gegen sie. Desinformation wächst wie Information; gut, vielleicht ein bisschen schneller. Aufklärung hat es schwer, aber auch sie kann sich dunkelmännerischer Mittel bedienen.
Die Dunkelmännerbriefe waren aufklärende Fake News. Während diese kleinen Mailys hier den Versuch darstellen, mit der Taschenlampe des Falter in eine halbverdunkelte und halb überbelichtete Wirklichkeit hineinzuleuchten, in das Chiarioscuro der Realität, geht die große Verdunkelung von einer Public-Relations-Branche aus, die längst viel mehr Menschen beschäftigt, als es journalistische Medien tun.
Politisch versucht diese Finsterbranche den medialen Lichtkegel zu schlucken oder ihn auf wenig Wesentliches abzulenken. Der Ibiza-Untersuchungsausschuss wird diese Woche den Bundeskanzler begrüßen. Da ist es doch unerlässlich zu wissen, dass der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil anno Schnee einen FPÖ-Verein subventionierte!
Das Ibiza-Video haben die untersuchenden Abgeordneten dank der lichtvollen Fürsorge des U-Auschuss-Vorsitzenden, Nationalratspräsidenten und gelernten Musiklehrers Wolfgang Sobotka hingegen noch nicht sehen dürfen. Dass dieser militante Musensohn das Angebot eines Anwalts ausschlug, das Video im Original zur Verfügung gestellt zu bekommen, war vermutlich rechtswidrig. Immerhin: Das Kommen des Kometen hat Türkis bisher noch nicht angekündigt. Aber der Kanzler erscheint ja auch erst diese Woche vor dem Ausschuss.
Trösten wir uns mit Nestroy: Die Welt steht bestimmt nimmer lang.
Ihr Armin Thurnher
Alles Gute hat einmal ein Ende. Nach zwölf Folgen ist Schluss, aber nur vorübergehend. https://www.falter.at/falter/radio/a5dd0da6-a9f6-4d90-b7fe-f890a5ab0634/scheuba-fragt-nach-bei-florian-klenk-351 In der zwölften und vorläufig letzten Episode von "Scheuba fragt nach", dem Satirepodcast des Falter, diskutiert Florian Scheuba mit FALTER-Chefredakteur Florian Klenk aktuelle Themen.
Nicht ohne Stolz darf Ihnen der Autor des heutigen Maily zwei Dinge mitteilen: 1.) Seine “Seuchenkolumne” wird nicht mit Nummer 100 eingestellt; das wäre schon diese Woche der Fall gewesen. Sie wird vielmehr ab Nr. 101 mit adaptiertem Untertitel fortgeführt. 2.) Ab sofort kann man sie wie einen Newsletter abonnieren. Hier der Link: https://www.falter.at/service/newsletter-anmeldung?id=1002272 Machen Sie fleißig davon Gebrauch!
Lesen Sie doch wieder einmal ein gutes Buch. Dieses hier verliert nicht an Aktualität. Mit dem Ende der Regenphase, das ich hiermit vorhersage, wird es stark an Aktualität gewinnen: https://shop.falter.at/inside-fridays-for-future.html