Mansplaining - FALTER.maily #259

Barbara Tóth
Versendet am 07.07.2020

für alle, die den Begriff "Mansplaining" nicht kennen: Er kommt aus dem Englischen und beschreibt eine gönnerhafte Art, die Welt zu erklären, praktiziert von Männern vor Frauen. Von ihr wird dabei erwarten, dass sie dankbar und demütig lauscht. Vor allem dann, wenn er ihr ihre Probleme erklärt.

Warum ich das voranstelle, vielleicht etwas Womansplaining-haft? Weil gerade zwei recht spannende Studien erschienen sind, die sich damit beschäftigen, wer uns die Corona-Krise erklärt und zu uns gesprochen hat.

Mittlerweile ist gut erforscht, dass das erste Halbjahr 2020 uns auf vielen Ebenen einen Retraditionalisierungsschub brachte, oder zumindest die Gefahr eines solchen. Denken wir nur an die Wochen des Home-Office und Home-Schoolings zurück und an die veralteten Rollen, in die sie Frauen wie Männer warf. In den Medien war das leider nicht anders. Der linke Think-Tank „Momentum Institut“ hat sich Talkshows und Diskussionen zu Corona in Österreich angeschaut. Nicht einmal jeder dritte Gast war eine Frau, nur jeder vierte Experte war weiblich. Obwohl das Geschlechterverhältnis in der Regierung ausgeglichen ist, waren die Ministerinnen in der Krise viel weniger oft am Wort als ihre männlichen Kollegen, obwohl sie wichtige Ministerien haben, zeigt eine Studie von Media Affairs auf.

Warum ist das wichtig? Weil es im Herbst, wenn die Grippesaison heranzieht, nicht sein darf, dass reflexhaft zuerst einmal Schulen und Kindergärten geschlossen werden, wie gerade in Oberösterreich, wenn ein Covid-19-Cluster auftaucht. Gerade einmal 26 Kinder waren betroffen, 100.000 mussten zu Hause bleiben. Damit das nicht passiert, müssen alle mitreden. Frauen, Kinder und Jugendliche, Psychologinnen, Bildungsexperten, Public-Health-Experten. Wenn die zuständigen Ministerinnen es schon nicht tun, muss die Zivilgesellschaft sich derrappeln.

Schönen Dienstag!

Ihre Barbara Tóth


Worauf Wir Achten

In den letzten Monaten, nicht erst seit der Sonderförderung zur Milderung der Corona-Auswirkungen, ist das Thema Medienförderung am Tapet. Der Medienberater Peter Plaikner schreibt auf Twitter: "Während ORF und VÖP ums Digitale raufen, wird Artikel aus @falter_at kaum diskutiert: Wolfgang Trimmel schlägt vor, Medien durch Bezahlung der Gehälter von 10.000 Journalisten zu fördern." Trimmels Text aus dem letzten Falter können Sie hier nachlesen.


Seuchenkolumne

In Armin Thurnhers Blog geht es diesmal um die Geschichte, genauer um die faszinierende Geschichte jener Österreicher, die sich in die US-Army eingliederten, um gegen Nazi-Deutschland zu kämpfen und sich in Camp Ritchie in Maryland dafür ausbilden ließen. Einen von ihnen, Eric Pleskow, kannte er persönlich. Seinen Text lesen Sie hier.


Noch Ein Hinweis

Auf falter.at haben wir ja nicht nur die Seuchenkolumne, sondern auch Harry Bergmanns Blog "Loge 17". Der bekannte Werber denkt über Corona und eine mögliche zweite Welle nach. "Mulmig" fühle er sich, und unter "mulmig" stehe im Wörterbuch faulig und morsch. Und schon und landet er dort, wo er diesmal nicht landen wollte: bei der Innenpolitik. "Wenn die nicht faulig und morsch ist, dann weiß ich wirklich nicht. Und der Virus ist auch drin: der Allmachtsvirus. Was glauben die denn, wer sie sind? Diese Westentaschen-Machiavellis, diese Partie von Mitdreißigern, die einen echten Spaß daran haben uns alle vorzuführen." Seinen Text lesen Sie hier.


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