Das neue ABC des Schwangerschaftsabbruchs - FALTER.maily #1203
Frauenorganisationen schlagen Alarm, Gynäkologinnen warnen vor abnehmenden Abtreibungs-Rechte und neue Initiativen wollen vermeiden, dass der ...
erinnern Sie sich, als Sie lesen lernten? Als aus den Formen Buchstaben wurden, aus den mühsam zusammengestückelten Buchstaben Worte? Die sich dann zu Sätzen fügten, aus denen eine Geschichte entstand?
Ich erinnere mich nicht mehr, aber ich habe eine Vermutung, wie es geschah. Jeden Tag nach dem Abendessen las mir mein Vater vor, immer die gleichen Kinderbücher. "Lollo" und "Die Geggis" von Mira Lobe sprach ich auswendig mit. Und irgendwann schienen die Buchstaben, die ich so oft sah, Sinn zu ergeben.
Für den aktuellen FALTER habe ich recherchiert, wie der Umgang mit digitalen Medien die Hirne von Kindern und Jugendlichen verändert. Wobei die Veränderungen selbst ja nicht das Problem sind – unser Hirn ist ein plastisches, anpassungsfähiges Organ. Aber ein wenig fürchten wir, dass die Generation, die ein Leben ohne Bildschirme nicht kennt, etwas Wichtiges verlernt. Zum Beispiel Lesen.
In ihrem Büro neben dem Stephansdom traf ich die Kinderbuchforscherin Heidi Lexe. Von ihr wollte ich wissen, ob Kinder mit digitalen Endgeräten, beispielsweise einem animierten E-Book, genauso gut lesen lernen können, und wie wichtig der Umgang mit gedruckten Büchern ist. Sind wir nur sentimental oder ist es tatsächlich etwas anderes, in einem Buch zu blättern als über ein Tablet zu wischen?
"Lesen beginnt weit vor dem Lesen" sagt Lexe, denn es umfasst mehr als das sogenannte "Schriftlesen", also das Dekodieren von Buchstaben. Lesen bedeutet auch, Zusammenhänge herstellen und Geschichten verstehen zu können. Ein gedrucktes Buch ist dafür ein sinnvolles Instrument, denn es erlaubt das Vor- und Zurückblättern und das Ansehen von Bildern, die sich nicht bewegen. Es ist eine hermetische Situation; das gemeinsame Konsumieren eines E-Books mit Spezialeffekten könnte diese stören, weil man von der Geschichte abgelenkt wird. Das muss aber nicht so sein, meint Lexe; es kommt auf die Gestaltung des E-Book an.
Geschichten erzählen, Videos erklären, Fragen stellen. Verstehen zu lehren geht weit über das gemeinsame Lesen von Büchern hinaus. Letztlich geht es um die Interaktion zwischen dem Vorleser und dem Kind, die soziale Situation, das Ritual. Auch mein Vater muss die Kinderbücher längst auswendig gekannt haben. Er ließ es sich nie anmerken.
Schöne Geschichten wünscht Ihnen
Ihre Anna Goldenberg
Was waren die liebsten Kinderbücher von Heinz Fischer, Irmgard Griss, Mavi Phoenix und Johannes Kopf? Vergangenen Sommer hat meine FALTER-Kollegin Eva Konzett einen Rundruf unter österreichischen Prominenten gemacht. Die Lektüreliebeserklärungen sind herzerwärmend lesenswert. Die besten Kinderbücher des Jahres 2019, empfohlen von der Buchhändlerin Franziska Schweizer, finden Sie hier.
Das Thema Lesen beschäftigt uns im FALTER auf vielfältige Weise. Gemeinsam mit der Autorin und Buchhändlerin Petra Hartlieb haben wir etwa den Buchpodcast Besser Lesen mit dem FALTER ins Leben gerufen. Hartlieb führt darin ausführliche Gespräche mit Autorinnen und Autoren über deren Bücher, über das Schreiben und das Leben an sich. Zu Gast waren bisher unter anderem Dominik Barta, Jasmin Schreiber oder Hubert Achleitner. Außerdem hören Sie in jeder Folge Buchtipps aus der FALTER-Redaktion.
Eine Art digitalen Lesekreis finden Sie in unserem FALTER-Buchclub. Dort tauschen sich mittlerweile über 5500 Literatur-Enthusiastinnen und Enthusiasten regelmäßig über neue und alte Bücher aus, schreiben Rezensionen und geben einander Empfehlungen. Wir freuen uns, wenn Sie auch dazu stoßen!
Am Mittwoch schrieb Ihnen FALTER-Chefredakteur Florian Klenk ein Maily zur Casinos-Affäre und dem Rücktritt des Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner. Dass dieser sich die Ermittlungen und den Ibiza-U-Ausschuss in seinem Alter „nicht mehr antun“ wolle, hatten die österreichischen Medienvertreter von Ö1 bis FALTER am Dienstagmorgen aus der Krone erfahren und für bare Münze genommen. "Höchststrafe", wie Armin Thurnher sagen würde, denn Rothensteiner nannte den kolportierten Rücktrittsgrund postwendend einen „Blödsinn“. Wir lernten also, was wir ohnehin längst wussten: Was aus der Krone kommt, ist ausschließlich mit größter Vorsicht zu genießen. Das ändert übrigens nichts an Rothensteiners katastrophaler Performance als Aufsichtsorgan.