Kowall und Zwander - FALTER.maily #1100
Ich möchte Ihnen heute von zwei Sozialdemokraten erzählen, die ich in den vergangenen Jahren doch recht intensiv beobachten konnte und die ...
kennen Sie TikTok? Falls ja, sind Sie entweder sehr jung, oder haben Kinder irgendwo im Alter zwischen erstem Protest und nahendem Auszug. TikTok ist eine vor allem unter Teenagern beliebte Videoplattform, es geht um kurze, bunte, witzige Filmchen, es geht um kurzweiligen Zeitvertreib. In der schlimmsten Version slapstickartig einfallslos, in der Königsklasse richtig lustig, wenn der dicke Hauskater in Zeitlupe zum Rocky-Intro über eine Klopapierwand springt. Harmlos.
Außer man sitzt im Weißen Haus. Am Freitag hat US-Präsident Donald Trump den chinesischen TikTok-Eigentümer ByteDance aufgefordert, sich aus dem amerikanischen Markt zurückzuziehen. Andernfalls werde er die App sperren lassen.
Donald Trump hatte den angedrohten Bann mit Datenmissbrauch argumentiert. Die Daten der US-User würden bei der chinesischen Kommunistischen Partei landen. Dass man dem Regime in Peking den Finger zeigt, das passt zur America-Only-Kampagne, mit der Trump die Wahl im Herbst irgendwie noch gewinnen will. Gegen China, das geht immer.
Doch Kenner in China glauben nicht so recht an das ausgeschickte trojanische Pferd aus tanzenden Teenies. So liegt die kommunistische Parteiführung mit TikTok selbst im Clinch, weil die Zensur den sekundenschnellen Filmchen hinterherhinkt. Wohlstand für die Massen bringen TikTok auch nicht. Genau darauf aber baut die Legitimation des Regimes auf.
Anders schaut es mit dem Technologiekonzern Huawei aus. Der formal unabhängige Konzern bietet seine Komplettlösungen für den Ausbau des Mobilfunkstandards 5G, dem superschnellen Internet, weltweit an. Mit Sanktionen und diplomatischem Schwergeschütz versucht Trump europäische Länder dazu zu bringen, den Mobilfunkausbau von anderen Netzwerkausrüstern, etwa Nokia oder Ericsson ausführen zu lassen. Umgekehrt drohte China Deutschland mit "Konsequenzen" sollte Huawei ausgeschlossen werden; dem früheren dänischen Premier Lars Løkke Rasmussen schrieb man, eine Absage Dänemarks werde "das Investitionsvertrauen anderer chinesischer Unternehmen in Dänemark ernsthaft beeinträchtigen".
Es geht um mehr als um ein paar Sendemasten. 5G ist die Technologie, mit der die analoge und die digitalen Welt endgültig verwoben werden. TikTok ist ein geopolitisches sino-amerikanisches Geplänkel. Die wahre Schlacht wird um Huawei geschlagen werden. Und das nicht nur an der Heimatfront.
Ich wünsche Ihnen einen fabelhaften Tag,
Ihre Eva Maria Konzett
Feiernde Jugendliche am Strand von Barcelona, Partygänger entlang des Wiener Donaukanals, Geheimparties in Berliner Wohngemeinschaften: Warum junge Menschen neurologisch nicht anders können, als sich zusammenzurotten, hat Nancy Keates im Wallstreet Journal aufgeschrieben.
Wir arbeiten in der Redaktion eifrig an der neuen Ausgabe. Einen Artikel aus der gerade noch Aktuellen möchte ich Ihnen deshalb noch ans Herz legen. Letzte Chance quasi. Boom und Bust in der Steiermark: Wie Leoben wilde Bautätigkeit erlebt, obwohl es eigentlich im Sterben liegt, erzählt der junge Autor Tobias Gassner-Speckmoser hier.
Es tendiert der moderne, urbane, und deswegen großstadtgeschädigte Mensch bisweilen dazu, das bäuerliche Leben zu glorifizieren. Eine sichere Rezeptur dagegen ist immer noch Franz Michael Felders "Aus meinem Leben", 1869 erschienen. Aus dem Leben eines jungen Bregenzerwälders, der als Kind halb erblindete, weil der betrunkene Arzt in Lech das falsche Aug' derwischte, und der sein Herz an die Buchstaben verlor. Und seinen Kopf an die Freiheit. Erst vor kurzem fuhr ich an seinem holzvertäfelten Geburtshaus in Schoppernau vorbei. Das Buch gibts im Falter Shop.