Maskenpflicht - FALTER.maily #286

Barbara Tóth
Versendet am 07.08.2020

vielleicht stehen Sie - wie ich - kurz vor Ihrem Sommerurlaub, vielleicht sind Sie auch schon zurück. In beiden Fällen machen Sie sich sicher Gedanken darüber, wie es im Herbst weitergeht. Der August ist schnell um, im September beginnt die Schule und wir wissen immer noch nicht genau, nach welchen Kriterien die Corona-Ampel funktionieren soll. Gewissheit schaut anders aus.

Der bewährte Krisenmanager Gerry Foitik lässt dazu mit einem Vorschlag aufhorchen. Er ist für eine generelle Maskenpflicht in geschlossenen Räumen, wenn man mit Menschen zusammenkommt, die nicht im gemeinsamen Haushalt leben. Unabhängig davon, ob die Corona-Ampel auf Grün, Gelb oder Rot steht. Und ja, er fordert auch Maskenpflicht in Gymnasien und Mittelschulen, ja sogar Discos und Clubs könnten so wieder in Betrieb gehen, sagt Foitik.

Seine Argumente sind nachvollziehbar: die Maske ist vom Kosten-Nutzen-Faktor unschlagbar. Lieber ein Stück Stoff vor Nase und Mund, also geschlossene Schulen, Universitäten, Lokale, Hotels und Geschäfte. Lieber drei simple Regeln für alle (Maske tragen, Hände waschen und Abstand halten) statt das Wirrwarr an Corona-Etiquette, das wir in diesem Sommer zwischen Sankt Wolfgang, Velden und Strobl erleben mussten.

Genießen Sie das Comeback des Hochsommers,

Ihre Barbara Tóth


Was Kommt

Sie haben es sicher schon bemerkt, FALTER-Herausgeber Armin Thurnher ist im Corona-Jahr 2020 unter die Blogger gegangen und schreibt täglich eine Seuchenkolumne. Er ist ein verlässlicher Wegweiser durch das Dickicht an echten und manipulierten Meldungen, die täglich auf uns einprasseln. Lesen Sie hier, was er zum Ende der Rechercheplattform Addendum zu sagen hat. Kommenden Mittwoch finden Sie dann im FALTER eine Recherche zu den Hintergründen des überraschenden Addendum-Aus von meiner Kollegin Anna Goldenberg und mir. Freuen Sie sich darauf: Shakespeare hätte dieses Tableau an herrlichen Egos nicht besser aufsetzen können.


Worüber Wir Staunen

Apropos Egos: Als meine Kollegin Nina Horaczek und ich letzten Mittwoch den burgenländischen Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil zum dieswöchigen Interview in Eisenstadt trafen, war der Commerzialbank-Skandal gerade frisch geplatzt. "Ich schade der Partei nicht", war eine von Doskozils Kernaussagen. Ist das wirklich so? Ist der Commerzialbank-Skandal ein roter oder doch eher ein schwarzer/türkiser Skandal, wie Armin Thurnher hier argumentiert? Und wer sorgt dafür, dass die Öffentlichkeit ihn eher als das eine oder andere wahrnimmt? Wir bleiben dran, nicht nur an der Affäre und den Ermittlungen, sondern auch an ihrer medialen Darstellung, an der Interpretation, oder wie es jetzt gerne genannt wird, am "Framing". Mehr zu diesem Begriff von unserem Think-Tank-Autor Jakob-Moritz Ebert hier.


Was Ich Gerade Lese

Sommerzeit ist Lesezeit - querfeldein. Derzeit in der Badetasche: Die hervorragende biographische Skizze von Gabriella Hauch und Karl Fallend über Elisabeth Schilder, eine vergessene Ausnahmeerscheinung der österreichischen Sozialdemokratie. Sie war Sozialreformerin, Feministin, linkes Gewissen des legendären Justizministers unter Bruno Kreisky, Christian Broda, Gründerin der Bewährungshilfe und in ihrem Denken und Handeln so unglaublich modern, dass sie manch' Genossin und Genossen der Gegenwart sehr alt anschauen lässt. Zu bestellen hier.

Weiters, passend zur Corona-Zeit: "1918 - Die Welt im Fieber" von Laura Spinney, einer britischen Wissenschaftspublizistin, die anschaulich beschreibt, wie die Spanische Grippe unsere Welt veränderte. Es erschien 2018, aber ist natürlich aktueller denn je.

Schließlich der autobiografische Band "Traumhafte Kindheit" von Catherine Millet. Die renommierte Kunstkritikerin sorgte mit der minutiösen und trotzdem kühl-entrückten Schilderung ihrer libertären Swinger-Zeit im Paris der 1970er Jahre vor fast 20 Jahren für Aufsehen. In diesem Buch aus dem Jahr 2017 erzählt sie vom Erwachsenwerden in einer sehr schwierigen Familie.


Das FALTER-Abo bekommen Sie hier am schnellsten: falter.at/abo
Wenn Ihnen dieser Newsletter weitergeleitet wurde und er Ihnen gefällt, können Sie ihn hier abonnieren.
Weitere Ausgaben:
Alle FALTER.maily-Ausgaben finden Sie in der Übersicht.

12 Wochen FALTER um 2,17 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!