Es gibt schon wieder eine Kurz-Doku - FALTER.maily #1197
Hierzulande liegen Satire und Realität eng beieinander. Die Kurz-Film-Posse ist so ein Beispiel. Nachdem die Produktionsfirma eines PR-Films ...
die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart wird mit ihrem Romandebüt "Omama" zum Harbourfront-Literaturfestival nach Hamburg eingeladen.
Ein Autor, der mit Eckhart gemeinsam hätte auftreten sollen, verweigert dieses Zusammentreffen.
Ein anderer Autor sagt zu, dann wieder ab.
Der Veranstalter überlegt einen Solo-Auftritt von Eckhart.
Der Veranstalter erhält Drohungen vom "schwarzen Block".
Aus einer E-mail der Betreiber von "Nochtspeicher" - dort soll das Festival stattfinden - an den Veranstalter:
"Wir sind zwar vehemente Gegner der 'Cancel Culture', aber das wird uns nichts nützen, die Veranstaltung wird gesprengt werden, davon ist mit nahezu Sicherheit auszugehen. Wir hatten ja eine ähnliche Situation schon vor vier Jahren mit einer Harald-Martenstein-Lesung, bei der es durchaus zu dem Versuch kam, Personenschaden zu verursachen; und inzwischen ist bekanntlich die Atmosphäre noch weit aggressiver geworden. Es ist unseres Erachtens sinnlos, eine Veranstaltung anzusetzen, bei der klar ist, daß sie gesprengt werden wird, und sogar Sach- und Personenschaden wahrscheinlich wird. Wir haben in den letzten Tagen bereits aus der Nachbarschaft gehört, daß sich der Protest schon formiert."
Anmerkung: Harald Martenstein arbeitet unter anderem als Kolumnist des Zeit-Magazins
Der Veranstalter bittet Eckhart und ihren Verlag, Zsolnay, von sich aus die Teilnahme am Festival abzusagen.
Die Angesprochenen tun das nicht.
Der Veranstalter lädt Eckhart aus.
Lisa Eckhart wird vorgeworfen, Antisemitismus und Rassismus in ihren Auftritten zu reproduzieren. Diese Anschuldigungen beziehen sich auf einen Auftritt in der Sendung "Mitternachtsspitzen" des WDR im Jahr 2018. Anfang 2020 wurde dieses Ereignis medial aufgegriffen. Es ging unter anderem um sexuelle Gewalt, #MeToo, Woody Allen, Harvey Weinstein und Jeffrey Epstein. Eckhart fragte, ob #MeToo nicht eigentlich antisemitisch sei, und: "Am meisten enttäuscht es von den Juden, da haben wir immer gegen den dummen Vorwurf gewettert, denen geht es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht es wirklich nicht ums Geld, denen geht es um die Weiber, und deswegen brauchen sie das Geld."
Es stand Satire drauf, aber es war nicht als solche zu erkennen. Eckhart scheiterte an sich selbst.
Warum ich denke, dass dieser Auftritt äußerst misslungen war, Eckhart aber nicht für eine Antisemitin oder Rassistin halte, habe ich hier aufgeschrieben. Warum die Kabarettistin #MeToo – jenes Thema, mit dem sie sich 2018 besonders beschäftigte – kritisch betrachtet, hat sie dem FALTER hier beantwortet. Und wenn Sie richtig viel Zeit haben, lesen Sie doch einfach Eckharts Roman "Omama", der kommende Woche erscheint. Bilden Sie sich selbst eine Meinung und eventuell haben Sie sogar Lust auf eine Debatte.
Viel Vergnügen dabei wünscht
Ihre Stefanie Panzenböck
In der kommenden Ausgabe des FALTER lesen Sie einen Text von Feuilleton-Chef Matthias Dusini über den umstrittenen deutschen Kabarettisten Dieter Nuhr, in dessen Show auch Lisa Eckhart auftritt. Literaturkritiker Sebastian Fasthuber wird den Roman "Omama" rezensieren.
Drei Frauen gegen den Diktator: Am Sonntag finden in Weißrussland Wahlen statt. Machthaber Aljaksandr Lukaschenka, der seit 26 Jahren mit harter Hand regiert, geht von seiner (sechsten) Wiederwahl aus. Doch dieses Mal stellen sich ihm drei Frauen in den Weg: Swetlana Tichanowskaja, ausgebildete Lehrerin und Hausfrau, will gegen Lukaschenka gewinnen. Sie tritt anstelle ihres Ehemanns an, der im Gefängnis sitzt. Unterstützt wird sie von Veronika Zepkalo - sie ist die Frau des Ex-Diplomaten Waleri Zepkalo, der von der Wahl ausgeschlossen wurde -, und Maria Kolesnikowa. Sie arbeitet als Kampagnenchefin des Oppositionspolitikers Viktor Babaryko, der ebenfalls nicht zur Wahl zugelassen wurde.
Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch, eine Gegnerin Lukaschenkas, wurde 2015 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Bücher von ihr finden Sie hier.
Im aktuellen FALTER-Podcast erzählt ÖBB-Chef Andreas Matthä im Gespräch mit Eva Konzett wie die ÖBB die Corona-Zeit nützen will, warum der Semmering eine Diva ist und wieso die Nachtzüge (noch) kein Internet haben. Hören Sie rein!