Nehammer und Kindergeburtstage bei McDonald’s - FALTER.maily #1202
Diesen Sommer las ich im Urlaub "Jahre mit Martha" von Martin Kordic. Etwa in der Mitte des Buches erinnert sich die Romanfigur Zeljko, ...
Alexander Van der Bellen wird sich eher nicht freuen. Darüber waren sich die Besucherinnen und Besucher der Pressevorführung von "I am Greta" Montagvormittag im Wiener Stadtkino einig. Aber der Bundespräsident wird sich kommende Woche sicher nichts anmerken lassen. Doch falls Van der Bellen bei der Österreich-Premiere des Films über die Fridays for Future-Initiatorin Greta Thunberg gefragt werden sollte, wie ihm der Film gefallen habe, wird er wohl (hoffentlich) jene Worte finden, die angebracht sind, um Nathan Grossmanns nahes und dichtes Portrait der schwedischen Klimaaktivistin richtig einzuordnen – auch wenn er (ohne namentlich genannt zu werden) schlecht weg kommt: Grossmanns Film über die 15-Jährige, deren Ein-Mädchen-Protest zur wohl größten Öko-Protestbewegung aller Zeiten heranwuchs, lebt nämlich nicht nur von der Intensität und stillen Unbeirrbarkeit, mit der Thunberg ihre Klima-Anklage vorbringt, sondern auch vom schonungslosen Blick auf das, was Thunberg entgegentritt: die sich hinter Protokoll, Inszenierung und Etikette sicher fühlende Ignoranz, Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit des politischen Establishments.
Jean-Claude Juncker etwa spricht statt über die Kritik Thunbergs lieber über die Details der Normierung von Europas Klospülungen. EU-Parlamentarier schreiben SMS, während Thunberg ihnen die Leviten liest, und Frankreichs Emmanuel Macron ist sichtlich erleichtert, als ihn die Teenagerin bei ihrem Besuch im Élysée-Palast mit den Worten "Sie haben sicher viel zu tun" entlässt: Wer verstehen will, wieso sich Thunberg, wieso sich ihre Generation, so verraten, verkauft, belogen und im Stich gelassen fühlt, dem oder der werden diese Szenen den Atem verschlagen – und die Augen öffnen.
Denn diese Momente in Grossmanns Film machen die Verzweiflung, die Ohnmacht, die Angst und die daraus resultierende Wut spürbar. Jene Gemengelage, die Thunbergs Freitags-Solo zur Massenbewegung machte: Die Pöbeleien und Belehrungen von Donald Trump, Jair Bolsonaro oder Vladimir Putin sind da nur das Topping. Von denen erwartet man nichts anderes. Aber die anderen? Die wollen Selfies. Die applaudieren – und tun: Nichts. Nicht einmal wenn Thunberg der UN-Vollversammlung in New York ihr verzweifeltes "How dare you?" entgegen schleudert.
Grossmanns Film verrät nichts Neues über Greta Thunberg. Aber er verdichtet all das, was man von und über diese so gar nicht naive junge Frau en passant mitbekam zu einem atemberaubend-intensiven Bild. Dass der Filmemacher da – zufällig und im Rahmen eines größer gedachten Öko-Filmprojektes - schon bei ihren ersten Solo-Schulstreiktagen in Stockholm mitfilmte, ist ein Glückstreffer: Die Kamera ist sogar bei privaten Familienmomenten dabei – freilich ohne je ins Voyeuristische abzugleiten. Etwa wenn Greta Thunberg mit sich selbst ringt, nicht Thunberg, die Cassandra des Klimakollapses, sondern Greta, einfach ein Mädchen, sein zu dürfen.
Was all das mit Alexander Van der Bellen zu tun hat?
In einer Sequenz des Filmes schreitet Greta Thunberg mit ihm durch die imperial-feudalen Prunkräume der Präsidentschaftskanzlei in der Hofburg. Ein Mädchen und ein ernster, alter Würdenträger. Der Text dazu stammt aus Gretas Tagebuch – und ist eine vernichtende Abrechnung: Mit dem Pomp, dem Prunk und dem Protokoll, hinter dem all jene sich und ihre Untätigkeit verstecken, die auf dem Gewissen haben, was Greta Thunberg einfordert: Das Recht auf Zukunft.
Österreichs Bundespräsident kommt im Film selbst nicht zu Wort. Aber er hat zugesagt, zur Filmpremiere zu kommen. Es wäre spannend zu erfahren, wie ihm diese Szene „einfährt“. Und was er dazu zu sagen hat, findet
Ihr Tom Rottenberg
Zur Vertiefung der Thematik empfehlen wir das Buch "Inside Fridays for Future" von unserem FALTER-Kollegen Benedikt Narodoslawsky. Auch er traf Greta Thunberg im Zuge seiner Recherchen zur Klima-Jugendbewegung und beschreibt neben den bedrohlichen Auswirkungen der Klimakrise, wie die junge Frau es fertig brachte, das Klima-Thema innerhalb nur eines Jahres zu einer politischen Top-Priorität zu machen.
Grüner Strom für alle, geht das? In Zukunft ja, wenn man dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) von Umweltministerin Leonore Gewessler Glauben schenken möchte. Zumindest soll der Zugang einfacher werden. Was man tun kann, wenn man grünen Strom pushen will – auch wenn man sich gar nicht auskennt, hat Gerlinde Pölsler im gerade noch aktuellen FALTER niedergeschrieben.
In der neuesten Episode von "Scheuba fragt nach..." liest der Satiriker Florian Scheuba aus den Dokumenten vor, die der Glücksspielkonzern Novomatic der Auskunftsperson Peter Barthold für seine Aussage vor dem Ibiza-U-Ausschuss angeboten haben soll – nach eigenen Angaben gegen Geld. Außerdem spricht Scheuba mit der Puls 4 Info-Chefin, Corinna Milborn, über "Zudeckerjournalismus" und den Drucken von "oben", dem Medien in Österreich ausgesetzt sind. Hören Sie rein!