Ciao! Ahoi! Salut! Witam! und Hallo! - FALTER.maily #367

Nina Horaczek
Versendet am 10.11.2020

gestern Abend traf ich seit langem wieder meine Kolleginnen und Kollegen vom "Europe's Far Right Research Network". Seit mehr als zwei Jahren recherchieren Journalistinnen und Journalisten verschiedener Tages- und Wochenzeitungen aus sieben europäischen Ländern (taz aus Berlin, Libération aus Paris, Gazeta Wyborcza aus Warschau, HVG aus Budapest, WOZ aus Zürich, Internazionale aus Rom, der Falter aus Wien) gemeinsam zu Rechtspopulisten und Rechtsextremisten dies- und jenseits der Grenzen.

Corona hat uns leider kurz gestoppt. Zu sehr waren wir damit beschäftigt, zu berichten, was das Virus in unseren Ländern anrichtet, immer weniger blickten wir über die Grenzen. Deshalb war es umso schöner, alle gestern in einer Online-Runde zu treffen. Wir sprachen darüber, wie Rechtspopulistinnen und Rechtspopulisten, aber auch Politiker der extremen Rechten in den einzelnen Ländern auf die Coronapandemie reagieren.

Die Ausgangslagen sind national sehr unterschiedlich: Während Parteien wie die AfD oder die FPÖ in Opposition sind und mit zum Teil esoterisch angehauchten Coronaleugnern gegen einen angeblichen "Corona-Wahnsinn" aufbegehren, sind die PiS-Regierung in Polen wie auch Victor Orbán in Regierungsverantwortung.

Zu recherchieren haben wir in unserem Netzwerk in den kommenden Wochen und Monaten genug: In der Schweiz sind die "Corona Rebellen" unterwegs, in Deutschland demonstrierten eben erst Reichsbürger mit Hippies und Esoterikern gegen den Lockdown light der deutschen Bundesregierung. Auch Journalisten wurden angegriffen, wie meine Kollegen von der taz berichteten. In Italien rief die neofaschistische Forza Nuova Ende Oktober auf ihren Online-Netzwerken zu Protesten gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung auf. Die Proteste endeten in vielen italienischen Städten in brutalen Straßenschlachten.

Bevor das Coronavirus unser Leben bestimmte, trafen wir Journalistinnen und Journalisten aus den verschiedenen Ländern einander in regelmäßigen Abständen zum gemeinsamen Gedankenaustausch. Die Kollegen in Rom haben uns dabei die nettesten Trattorias der Stadt gezeigt, in Paris führte man uns in die schönsten Bistros, in Budapest und Berlin in die coolsten Szenelokale. Diesmal saßen wir alle in unseren Büros. Statt uns wie sonst zur Begrüßung zu umarmen, konnten wir uns nur auf den Bildschirmen zuwinken. Trotzdem gab mir dieses Treffen eine Idee davon, wie schön es sein wird, wenn wir die Coronapandemie über die Grenzen hinweg besiegt haben und wieder die Köpfe zusammen stecken können.

Ihre Nina Horaczek


Zum Nachlesen

Eine große Recherche des "Europe's Far Right Research Network" über die transnationalen Propaganda-Netzwerke der europäischen Rechten können Sie hier nachlesen.


Podcast

Der Satiriker Florian Scheuba meldet sich heute mit einer neuen Episode von "Scheuba fragt nach…" im FALTER-Podcast zurück. Er berichtet über "service-orientierte Verwaltung" für einen Multimilliardär und fragt die Grünen-Abgeordnete Nina Tomaselli, wie man als Anti-Korruptions-Partei mit einem Koalitionspartner umgeht, der Korruptionsbekämpfung aus seinem Strategiepapier gestrichen hat.


Corona

In der Seuchenkolumne von Armin Thurnher kam gestern wieder der Virologe Robert Zangerle zu Wort. Vielleicht fragen Sie sich auch, wie es so weit kommen konnte, dass die medizinische Versorgung erneut an die Grenzen ihrer Kapazitäten stößt und ein zweiter Lockdown somit unumgänglich wurde? "Ich würde den Sozialpartnern und der Regierung einen ordentlichen Teil der Verantwortung zuschieben und nicht einfach nur der allgemein beklagten Müdigkeit gegenüber Maßnahmen", schreibt Zangerle. Die Kolumne von Armin Thurnher können Sie hier abonnieren.


Kolumne

Das Attentat in Wien, über 8000 Corona-Neuinfektionen und die nicht enden wollende US-Wahl – es liegt zweifelsohne eine auslaugende Woche liegt hinter uns. Die gute Nachricht ist: "Menschliche Energie ist erneuerbar", wie Harry Bergmann in seiner aktuellen FALTER-Kolumne schreibt.


Buchtipps

Das verflixte Jahr 2020 ist für die viele von uns von Angst und Verunsicherung geprägt ist. Unsere Kolleginnen aus dem Falter Verlag haben eine Liste mit Büchern zusammengestellt, die durch diese herausfordernden Zeiten helfen können.


Post An Falter Maily

Wir bedanken uns für die zahlreichen Zusendungen anlässlich 365 Tage FALTER.Maily! Wir freuen uns zu hören, dass für Thomas K. das Maily "untrennbar mit dem Frühstückskaffee" verbunden ist und er sich noch viele weitere Mailys wünscht (die wir selbstverständlich liefern werden). Die Familie "Walderdbeere" findet überhaupt, man müsste auswandern, gäbe es den FALTER und seine Mailys nicht. Das ist natürlich zu viel der Ehre, aber wir werden uns dennoch bemühen, Sie weiterhin im Land zu behalten. Senden Sie uns gerne weiterhin Post – wir werden sie bei Gelegenheit hier publizieren.


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