Srebrenica - FALTER.maily #1049
Der österreichische Politikwissenschaftler Walter Manoschek ist ein Kapazunder im Bereich der Holocaust-Forschung. Seine Arbeit zur Verfolgung ...
Es war eines der "neuen Wörter" des Jahres 2020, das wir uns für 2021 merken sollten: Freitesten. Jetzt können wir es fürs erste vergessen, und das ist gut so.
Für alle, die über die Feiertage Nachrichten links liegen ließen (was ich gut verstehen kann): die Regierung hat den Lockdown III immer schon bis 24. Jänner angesetzt. Nur für jene, die an den demnächst geplanten "Massentests" teilnehmen, sollte es als Dankeschön schon ab 18. Jänner mehr Freiheiten geben: Einkaufen, Ausgehen, Lokalbesuche. Das entsprechende Gesetz wurde von der Regierung über die Feiertage sehr kurzfristig eingebracht, die Opposition legt sich im Bundesrat quer.
Miese Blockade! Empört sich Türkis. Als hätte die Opposition den Menschen die Freiheit geraubt. Tatsächlich ist das Veto von SPÖ, FPÖ und NEOS grundvernünftig. Ein "Regelbetrieb" in Österreichs Spitälern kann ab einer Intensivbetten-Auslastung von etwa 10 Prozent (= ca. 200 belegten Betten) wieder hergestellt werden, hat die Corona-Kommission des Gesundheitsministeriums berechnet. Dafür braucht es täglichen konstant weniger als 1300 Neuinfektionen. Derzeit sind es über 1600, mehr als 360 Betten sind nach wie vor belegt.
"Lockerungen" ab dem 18. Jänner wären - auch mit Blick auf unsere Nachbarländer - so oder so illusorisch gewesen. Diese unangenehme Wahrheit muss die Opposition aussprechen. Danken wir es ihr.
Frohes Neues,
Ihre Barbara Tóth
Ich habe die Feiertage für Digital Detox genutzt, also für eine Digital-Diät. Und habe stattdessen endlich Francesca Melandris "Alle außer mir" fertiggelesen. Eine großartige Familiengeschichte, die ein lang verdrängtes Kapitel italienischer Zeitgeschichte miterzählt: der Genozid in Italiens afrikanischen Kolonien. Und wenn ihnen Nicolas Mathieus „Wie später ihre Kinder“ gefallen hat, dann werden Sie auch seine neue, eher schmale Erzählung "Rose Royal" lieben. Diesmal geht es nicht ums Aufwachsen in der französischen Provinz in den 1970er Jahren, sondern ums in Würde Altern als Frau in ihren 50ern.
Schwieriges Thema? Zur Entspannung können Sie sich - falls Sie es noch nicht getan haben - die Kostümkitsch-Mini-Serie "Bridgerton" (auf Netflix) anschauen. Gegen den Londoner Heiratsmarkt in der Regency-Ära ist Tinder eine Spielwiese, und auch das Tratsch-Flugblatt der geheimnisvollen Lady Whistledown, das Gerüchte und Skandale unters Londoner Volk bringt, lässt twitter erblassen. Die Kostüme sind wunderschön, der Schmuck auch, und erst der Hauptdarsteller Regé-Jean Page! Da sieht man doch glatt über die seichte Handlung und die vielen Sexszenen hinweg.
Lady Whistledown heißt natürlich so, weil wir an "Whistleblower" denken, jene Helden der Moderne, die Missstände aufdecken und die es zu schützen gilt. Aus London kam gestern dazu eine gute Nachricht: WikiLeaks-Gründer Julian Assange wird nicht an die USA ausgeliefert, entschied ein Londoner Gericht. In den USA erwarte ihn keine faire Haft und kein faires Verfahren. Aus amerikanischer Sicht ist er ein Volksverräter, wir sehen in ihm einen investigativen Journalisten, der mitgeholfen hat, amerikanische Kriegsverbrechen aufzudecken.
Ich habe in der letzten Ausgabe des Falter in der Enthusiasmuskolumne den besten Online-Yogakurs der Welt der Woche gerühmt, und dabei im Jahresend-Stress die Namen meiner Lieblings-Lehrerinnen in der Wiener Yogawerkstatt falsch geschrieben. Sie heißen Helen und Romana (nicht Helene und Ramona). Namasté!