Andi Babler, die EU und meine Barbiepuppe - FALTER.maily #1101
Die Sache zwischen mir und der Europäischen Union begann mit großer Zustimmung. Irgendwann Anfang der 1990er-Jahre hatte mein Vater mich ...
Thomas Drozda wendet der Politik den Rücken zu. Bereits zum zweiten Mal.
Bis Ende März wird der 55-Jährige noch als Kultursprecher für die SPÖ im Nationalrat sitzen, um dann in die Vorstandsebene des Wiener Wohnbauunternehmens Arwag zu wechseln. Auf Twitter verabschiedete sich Drozda mit einer moralischen Abrechnung. Er verlasse eine Politik, "der es an Respekt für andere" fehle. Er habe gelernt, dass jene die besseren Politikerinnen und Politiker seien, "die zuhören, auch und besonders dem politischen Gegner. Jene, die es als Stärke und nicht als Schwäche empfinden, die eigene Meinung zu hinterfragen und zu ändern, wenn die Argumente des Gegenübers die besseren sind."
Aus dem Kabinett Franz Vranitzkys kam Thomas Drozda 1998 ans Burgtheater, dessen kaufmännischer Geschäftsführer er wurde. Diese zehn Jahre – er schied 2008 aus, um Generaldirektor der Vereinigten Bühnen zu werden – holen ihn bis heute immer wieder ein.
Grund dafür ist der Burgtheater-Finanzskandal, der Anfang 2014 an die Öffentlichkeit kam. Silvia Stantejsky, Drozdas Prokuristin und seine Nachfolgerin in der kaufmännischen Geschäftsführung, war Ende 2013 entlassen worden. Bilanzfälschung, Veruntreuung und Untreue standen bald im Raum. Anfang 2020 wurde Stantejsky zu zwei Jahren bedingt und Schadenersatzzahlungen wegen letztgenannter Delikte verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Seit Beginn der Aufarbeitung des Skandals wird Thomas Drozda die Frage nicht mehr los, ob die Missstände erst unter Stantejsky oder schon unter seiner Leitung begonnen haben. Drozda wies alle Vorwürfe immer von sich. Auch die Abschlussprüfer konnten in seiner Amtszeit kein Vergehen entdecken.
Als Drozda im Jahr 2016 Kulturminister in der Regierung von Christian Kern (SPÖ) wurde, veröffentlichte der Rechnungshof einen Bericht über die Gebarung des Burgtheaters von 2008/09 bis 2012/13. Josef Ostermayer von der SPÖ, Kulturminister unter Werner Faymann, hatte ihn darum ersucht.
Warum wurde Drozdas Amtszeit nicht gleich mitgeprüft? Dieses Ersuchen erreichte den Rechnungshof erst unter der schwarz-blauen Regierung im Jänner 2019. Nun, pünktlich zu Drozdas Abgang aus der Politik, tauchte der Rohbericht in der Öffentlichkeit auf, der auch dem Falter vorliegt.
Das Fazit der Prüfung: "Aufgrund der nur eingeschränkt zur Verfügung gestandenen Unterlagen war eine Beurteilung, ob der Burgtheater GmbH in den geprüften Geschäftsjahren ein Schaden entstanden war, nicht mehr möglich." Die Stellungnahme des Burgtheaters ist noch ausständig.
Drozda schließt nun die Tür hinter knapp 25 Jahren Kulturpolitik in unterschiedlichen Positionen. Er tut es damit seinem Vorgänger als Kulturminister und Parteifreund Josef Ostermayer gleich. Der wechselte aus der Politik zur Sozialbau AG.
Haben Sie eine schöne Woche,
Ihre Stefanie Panzenböck
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