Rufen Sie an! - FALTER.maily #456

Anna Goldenberg
Versendet am 03.03.2021

neue Leute kennenzulernen ist dieser Tage schwierig. Warum also nicht alte Freundschaften aufwärmen? Man kennt und mag einander, es bleibt dennoch Raum für Entdeckungen. Aber wie vorgehen?

Laut Ergebnissen einer Experimentereihe, die an der Universität von Chicago durchgeführt wurde, sollten Sie unbedingt anrufen. Die beiden Forscher, die ihre Ergebnisse im Fachjournal Journal of Experimental Psychology veröffentlichten, schickten die Teilnehmenden los, um alte Freundinnen und Freunde zu kontaktieren. Ob sie telefonierten oder mailten, wurde ihnen zugewiesen. Der Großteil hatte angegeben, lieber eine E-Mail zu schreiben, weil sie befürchteten, das Telefonat werde unangenehm.

Wer anrief, fühlte sich der Person jedoch stärker verbunden, die Telefongespräche waren längst nicht so peinlich wie befürchtet. Allerdings führte nur die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Kontaktaufnahme tatsächlich durch. Möglicherweise griffen also jene, die vor Peinlichkeit im Boden versunken wären, gar nicht zu Telefon oder Tasten.

Oder sie wollten lieber Neues wagen. Auch da triumphiert das Wunder Telefon, wie das zweite Experiment zeigte: Zwei Fremde mussten einander persönliche Fragen beantworten, entweder per Chat, telefonisch oder als Videoanruf. Wer miteinander sprach, fühlte sich näher – und die Gespräche waren wieder weniger peinlich als erwartet. Ob Video oder nicht, machte übrigens keinen Unterschied. Dem Zoom-Blind-Date steht also nichts im Wege.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Experiments waren rund 20 Jahre alt, sie zählen also zu jener Generation, die sich an ein Leben ohne Internet nicht mehr erinnert. Verlernen Menschen, die vor Bildschirmen groß werden, das Kommunizieren? Viel wird hier spekuliert, schließlich ist unklar, was Ursache und was Wirkung ist.

Die aktuelle Studie liefert einen Hinweis: Kann es sein, dass wir mit unseren digitalen Geräten schlicht nicht richtig umgehen? Telefonieren tut uns gut, denn die menschliche Stimme erlaubt uns, sich in andere hineinzuversetzen. Dadurch fühlen wir uns anderen stärker verbunden. Doch diese positiven Auswirkungen beziehen wir in unsere Entscheidungen nicht ein, weil wir uns so sehr vor den Risiken fürchten.

Mutige Anrufe und neue Momente der Nähe wünscht Ihnen

Ihre Anna Goldenberg


Aus Dem Falter 1

Für den aktuellen Falter habe ich den Journalisten Andreas Sator porträtiert. Seinen Interview-Podcast "Erklär mir die Welt" laden sich jede Woche mehr als 20.000 Menschen herunter. Sator steht für den aktuellen Podcast-Boom und die wiederentdeckte Macht der menschlichen Stimme – im Jahr 2020 allein wurden in Österreich rund 350 neue Podcasts gestartet. Gleichzeitig gehört er zu einer jungen Generation von Medienmacherinnen und -machern, die ein etwas anderes Verständnis von Transparenz haben als so manche alteingesessenen Kolleginnen und Kollegen. So legt Sator nicht nur offen, wie viel er durch Werbeeinnahmen verdient, sondern twitterte vergangenen Herbst auch, dass er an Depressionen litt.


Aus Dem Falter 2

"Microsoft, Hewlett-Packard und heute vielleicht Apple sind zumindest indirekt das Produkt der Mondlandung", sagt Josef Aschbacher, seit 1. März Chef der europäischen Raumfahrtbehörde ESA, im Gespräch mit Eva Konzett im neuen Falter. Lesen ist Silber, Zuhören ist Gold? Kein Problem – das Interview können Sie auch als Podcast anhören. Da erfahren Sie exklusiv, welche Bedeutung die Star Wars-Filme für Aschbacher hatten, der auf einem Tiroler Bergbauernhof aufwuchs.


Corona

Seit den Corona-Lockdowns sind die meisten von uns verstärkt auf das Internet angewiesen. Schule, Arbeit, Freunde treffen, Dating: Alles hat sich ins Netz verlagert. Eine gute Internetverbindung wurde damit endgültig vom Luxus zur Notwendigkeit. Österreich hinkt allerdings mit dem Ausbau des schnellen Internets hinterher, nur drei Prozent aller Breitbandanschlüsse hierzulande sind aus Glasfaser, im OECD-Durchschnitt sind es immerhin 28 Prozent. Gerlinde Pölsler hat für den aktuellen Falter Gemeinden besucht, die mit Datenübertragungsraten von sechs Megabit pro Sekunde von Breitband nur träumen können.


Think Tank

Was bedeutet das Online-Studium eigentlich für die sozialen Aufstiegschancen von Nicht-Akademikerkindern? Nichts Gutes, argumentiert Stefan Pinkert, Assistenzprofessor für Philosophie an der Universität Wien, in seinem aktuellen Beitrag für den FALTER Think-Tank.


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Er drehte und drehte...

"STOP!" rief sie.

Er verzog keine Miene.

Erst als beide ihr Mittagsmenü kosteten, kullerten ihm die Tränen hinunter.

Es war scharf!

Sie lachte.

WauWau ist eine Manufaktur in Wien, die sich auf Pfeffer- und Salzmühlen, Chilimühlen und Kaffeemühlen spezialisiert hat. Wir produzieren (die einzigen in Österreich!) die entsprechenden Präzisionsmahlwerke zum passenden Mahlgut: https://www.wauwau.at/


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