Fehlerkultur - FALTER.maily #474

Barbara Tóth
Versendet am 24.03.2021

verlieren Politikerinnen, wenn sie Fehler eingestehen? Ich glaube nicht. Ein ergreifendes Beispiel hat Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel heute geliefert. Sie entschuldigte sich in einer ihrer seltenen Ansprachen dafür, dass Sie die in Deutschland geplante "Osterruhe" nun wieder zurückziehen müsse.

Die Idee eines "Ostershutdowns" sei "mit bester Absicht entworfen worden", aber sie sei ein Fehler gewesen, weil sie "in der Kürze der Zeit nicht gut genug umsetzbar" gewesen sei, ja, wenn sie "überhaupt jemals so umsetzbar ist, dass Aufwand und Nutzen in einem halbwegs vernünftigen Verhältnis stehen."

Wie in Berlin rangen auch in Wien die Landeshauptleute (in Deutschland Ministerpräsidenten) mit der Bundesregierung in Marathon-Sitzungen um Lockerungen oder Verschärfungen, um den Virus abzubremsen. Und in Berlin wie Wien ist es der Föderalismus, der in der letzten, schwierigsten, weil extrem unübersichtlichen Phase der Pandemie für vieles schuldig gesprochen wird.

Dabei hätte das Prinzip der Subsidiarität, das Entscheidungen vor Ort präferiert, gerade jetzt große Vorteile. Hirn statt Hammer ist gefragt, regionales Mikromanagement statt zentrale Orderausgabe, Verhältnismäßigkeit statt gefährlichen Träumereien von totalen Lösungen.

Folgenden Merkel-Satz drucke ich mir jetzt aus und hänge ihn mir an meine Kühlschranktür: "Ein Fehler muss als Fehler benannt werden und vor allem muss er korrigiert werden, und wenn möglich, hat das noch rechtzeitig zu geschehen."

In diesem Sinne,

bleiben Sie gesund!

Ihre Barbara Tóth


Aus Dem Falter 1

Wie geht es Kindern und Jugendlichen, wenn Sie nicht gerade von der Polizei Strafmandate fürs Spazierengehen kassieren? Erschreckend schlecht. Der Psychiater Christoph Pieh forscht an der Universität Krams über das aktuelle Befinden von Schülerinnen und Schülern. Laut den Ergebnissen seiner Studie haben 55 Prozent der Befragten depressive Symptome, 16 Prozent hegen suizidale Gedanken. Mehr erfahren Sie im Interview von Anna Goldenberg.


Aus Dem Falter 2

Wie geht es weiter mit dem Corona-Management in Österreich? Nach dem Abtritt von Clemens Martin Auer übernimmt nun die 42-jährige Katharina Reich seine Funktion im Brüsseler "Steering Board", jenem Gremium der EU, das den Einkauf und die Verteilung der Covid-19-Impfstoffe organisiert. Eine viel beschäftigte Frau, denn seit Ende vorigen Jahres ist Reich auch Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit und damit für das Pandemiemanagement zuständig. Was die Ärztin und Krankenhausmanagerin im Gesundheitsressort plant, hat sie mir für den aktuellen Falter erzählt.


Linktipp

Zum Start unseres Natur-Ressorts haben wir vier große Umwelt-NGOs um ihre Analysen gebeten: Wie geht es der Natur, wie geht es Tieren, Pflanzen und Gewässern in Österreich? Ihre Berichte finden Sie auf unserer Website zum Download. Und sollten Sie sich noch nicht für unseren neuen wöchentlichen Nachhaltigkeits-Newsletter angemeldet haben, gibt es jetzt noch die Chance dazu: Am Freitag wird er erstmals erscheinen!


Falter Woche

Ebenfalls am Freitag erscheint das Debütalbum der Ausnahme-Musikerin Mira Lu Kovacs. In der FALTER:WOCHE, der Kultur- und Programmbeilage des FALTER, spricht sie mit Gerhard Stöger über ihre antipatriarchale Haltung, das "Oaschloch Selbstwahrnehmung", Jack Whites Sex-Appeal und die leise Rebellion ihres neuen Albums. Hier finden Sie eine Hörprobe daraus, das Interview können Sie übrigens auch ohne FALTER-Abo online lesen!


Aus Dem Verlag

Auch wenn es mit Reisen über die Osterfeiertage derzeit schlecht aussieht, gibt es viele Möglichkeiten, in der Natur die Seele baumeln zu lassen: Gehen Sie wandern im Nationalpark Donau-Auen oder erkunden Sie die Grenzregion zur Slowakei mit dem Fahrrad. Sollte das Wetter nicht mitspielen, gönnen Sie sich Meditation und Yoga zu Hause. In jedem Fall: Gönnen Sie sich eine Auszeit, wir haben sie uns alle verdient!


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