Das neue ABC des Schwangerschaftsabbruchs - FALTER.maily #1203
Frauenorganisationen schlagen Alarm, Gynäkologinnen warnen vor abnehmenden Abtreibungs-Rechte und neue Initiativen wollen vermeiden, dass der ...
John und Latisha sind 71 Jahre alt und arbeiten in einer Marketingfirma. John ist ein weißer Mann, Latisha eine schwarze Frau. Die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen sind mittlerweile jünger, doch die beiden dominieren stets die Konversation und bestehen darauf, die Dinge so zu machen, wie sie immer gemacht wurden. Was tun?
Mit diesem hypothetischen Beispiel wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Studie konfrontiert, durchgeführt von Forschenden der Stanford University und der New York University, und im Jänner im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht. Insgesamt neun unterschiedliche Experimente beschäftigen sich mit dem Zusammenhang zwischen Altersdiskriminierung (Ageismus) und Egalitarismus, hier definiert als das Engagement für Gleichberechtigung. Haben Menschen, die sich gegen Rassismus, Sexismus und Klassismus stark machen, Vorurteile gegenüber der älteren Generation?
Die Antwort lautet: Ja, aber. In mehreren der Experimenten zeigt sich ein Zusammenhang zwischen egalitärem Aktivismus und „ageistischen“ Einstellungen. Je aktivistischer, desto eher waren die Befragten der Meinung, dass die Alten für die jüngere Generation Platz machen sollten, weil sie ihnen sonst Möglichkeiten wegnehmen. Das sei nur fair, schließlich hätten sie bereits ihr ganzes Leben Zeit gehabt, sich zu verwirklichen.
Diese Einstellung veränderte sich, wenn die Teilnehmenden zuvor einen Artikel über Senioren lasen, die sich die Pensionierung nicht leisten können. (In den USA, in denen die Studie durchgeführt wurde, ist es üblicher als in Europa, in der Pension weiterzuarbeiten.) Wurden die Alten also als „schwach“ wahrgenommen, verschwand die Ansicht, sie müssten weichen.
Und wie war das mit John und Latisha? Konnte die schwarze Frau von der antirassistischen Einstellung der Befragten profitieren? Nein, zeigten die Ergebnisse. Beide sollten den Jüngeren Platz machen. Doch mit Latisha konnten sich mehr Befragte theoretisch vorstellen, gerne zusammenzuarbeiten.
Von dieser Studie zu schlussfolgern, die „Social Justice“-Aktivistinnen und -Aktivisten von heute würden alte Menschen diskriminieren, greift dennoch zu kurz. Erstens, weil die Experimente keinen kausalen Zusammenhang herstellen. Dass Aktivismus Ageismus verursacht, lässt sich also nicht sagen. Welche persönlichen Erfahrungen der Befragten – die die Fragebögen allesamt online ausfüllten und im Schnitt Mitte 30 waren – hineinspielen und beeinflussen, wie sie über die ältere Generation denken, bleibt offen. Darüber hinaus beziehen sich die abgefragten Szenarien allesamt auf das Arbeitsumfeld, wo die Älteren oftmals tatsächlich die Mächtigeren sind, und in diese Position nicht zwingend nur dank ihrer Kompetenz gelangten.
Wegreden lässt sich der Generationenkonflikt dennoch nicht, leben wir doch in einer zunehmend alternden Gesellschaft, in der die Generation der „Boomer“, die nun das Pensionsalter erreicht, stetigen Aufschwung erlebte, während Millennials und „Zoomers“ von Krise zu Krise schlittern. Was für mehr Verständnis sorgt, zeigt die Studie übrigens auch: Erklären, wie es einem wirklich geht.
Einen schönen Sonntagabend wünscht
Ihre Anna Goldenberg
Seit einem guten Jahr ist das Reisen nicht mehr so wie früher. Ein Anlass, um zu diskutieren, warum Menschen überhaupt gerne reisen, ob es so etwas wie "gutes" und "schlechtes" Reisen gibt, und wie sich der Anspruch an den Tourismus in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Im FALTER Salon, dem Podcast für Stadt und Kultur, habe ich mit FALTER-Feuilletonchef Matthias Dusini ("Hotel Paradiso. Ein Reiseführer") und dem deutschen Reisereporter Andreas Altmann ("Gebrauchsanweisung für Heimat") über diese und andere Fragen gesprochen.
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Sie werden so schnell groß! Drei Wochen ist der Natur-Newsletter von meinem Kollegen Benedikt Narodoslawsky schon alt. In der neuesten Ausgabe schreibt er über Außenjalousien. Was nach "First World Problem" klingt, ist gewissermaßen auch eines – um das man sich schleunigst kümmern sollte. Aber lesen Sie selbst. Und abonnieren Sie den Newsletter.