Srebrenica - FALTER.maily #1049
Der österreichische Politikwissenschaftler Walter Manoschek ist ein Kapazunder im Bereich der Holocaust-Forschung. Seine Arbeit zur Verfolgung ...
sind Sie schon einmal an der Adresse Schüttelstraße 71 vorbeispaziert? Der Gemeindebau an der Ecke Paffrathgasse wurde in den Jahren 1911 bis 1913 errichtet und ist eines dieser unscheinbaren Gebäude, ohne die Wien nicht Wien wäre. Seit dem vergangenen Jahr trägt er einen neuen Namen: Hans-Landauer-Hof. Es ist dies der Name eines Mannes, der den meisten Menschen in Österreich unbekannt ist. Sein Foto findet sich nicht in den Schulbüchern. Dabei wäre das notwendig.
Hans Landauer war einer von 1376 Österreicherinnen und Österreichern, die zwischen 1936 und 1939 in den Spanischen Bürgerkrieg zogen. Es waren Menschen, die den Vormarsch des Faschismus in Europa aufhalten wollten. Und wenn es in Spanien gelänge, so waren sie überzeugt, dann vielleicht auch in ganz Europa. Sie kämpften auf der Seite der Spanischen Republik für deren demokratisch gewählte linksgerichtete Regierung gegen General Franco und seine Anhänger, die am 17. Juli 1936 geputscht hatten.
Knapp ein halbes Jahrhundert später suchte sich Landauer einen Platz im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). Er war mittlerweile pensioniert und begann mit dem Aufbau des Spanienarchivs. Dank ihm wissen wir heute nicht nur, wie viele Menschen aus Österreich in Spanien gekämpft haben, sondern auch, wer sie waren. Im "Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936-1939", das Landauer mit dem Schriftsteller Erich Hackl gemeinsam herausgegeben hat, sind die Biografien der Männer und Frauen skizziert.
Etwa von dem Hilfsarbeiter Josef Grill, der am 20.9.1902 in Deutschlandsberg geboren wurde, 1937 nach Spanien ging und am 4.5.1941 ins Konzentrationslager Dachau verschleppt wurde. Er starb am 19.9.1957 in Graz. Oder von der Geschäftsfrau Paula Draxler, geboren am 17.7.1902 in Wien. Sie war in Spanien unter anderem als Krankenschwester tätig, ab 1940 im französischen Widerstand; "1944 in Paris von der Gestapo erschossen oder in Gestapohaft nach einem Sprung aus dem Fenster gestorben", ist im Lexikon nachzulesen.
Auch Leopold Spira, den Vater der Journalistin und Filmemacherin Elizabeth T. Spira, findet man in dem Buch. Am 2.5.1913 in Wien geboren, musste er Österreich nach dem "Anschluss" im März 1938 verlassen. Als Jude und Kommunist lebte er in ständiger Lebensgefahr. Nach dem Abzug der Internationalen Brigaden wurde er mit hunderttausenden Flüchtlingen sowie anderen Kämpferinnen und Kämpfern in Lagern in Frankreich interniert. Im Lager Gurs baute er mit seinem Cousin Hermann Langbein eine Volkshochschule auf, die den Inhaftierten Tagesstruktur und geistige Nahrung bieten sollte. Spira hatte Glück. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs erlangte er ein Visum nach Großbritannien. 1946 kehrte er mit seiner Frau und seinen beiden in der Emigration geborenen Töchtern nach Wien zurück.
Hans Landauer wäre heuer 100 Jahre alt geworden. Mit 16 trat er seine Reise nach Spanien an. Warum er, der noch viel zu jung war, trotzdem in die Internationalen Brigaden aufgenommen wurde und wie er den Krieg sowie das Konzentrationslager Dachau überlebte, lesen Sie im aktuellen Falter.
Schöne Tage wünscht Ihnen
Ihre Stefanie Panzenböck
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