Kowall und Zwander - FALTER.maily #1100
Ich möchte Ihnen heute von zwei Sozialdemokraten erzählen, die ich in den vergangenen Jahren doch recht intensiv beobachten konnte und die ...
Christoph Thun-Hohenstein, der Direktor des Museums für angewandte Kunst, hört auf Greta Thunberg. Ihren ökologischen Vorschlägen folgend, möchte er – über seine im Sommer ablaufende Amtszeit hinaus – das Museum bis 2030 "klimaneutral" gestalten. Um das umzusetzen, will der den Leihverkehr von Kunstwerken und die Flüge des Personals reduzieren. Er regt an, Originale durch Kopien zu ersetzen, wenn die didaktische Aufgabe eines Ausstellungsobjektes damit erfüllt wird. Man muss nicht unbedingt eine Miniatur aus Indien einfliegen, wenn es eine perfekte Reproduktion auch tut.
Die Klimakrise verändert die Kulturinstitutionen. Festivals überlegen, wie sie den verrückten Flugverkehr in den Griff kriegen. Die billigen Tickets lösen seit zwanzig Jahren einen Strom von Künstlerinnen, Kuratorinnen, Schauspielerinnen und Performerinnen aus, der noch dem mickrigsten Event den Anschein von Weltläufigkeit verleiht.
Ausstellungshäuser sind Schmutzfinken. Promi-Artists übertreffen sich mit immer aufwändigeren Rauminstallationen, die nach Ende der Schau in die Müllverbrennungsanlage wandern. Kunstmessen stehen auch für Ressourcenvergeudung. Milliardäre steuern ihre Privatjets nach Basel oder Miami, um dort aus aller Welt herbeigekarrte Bilder und Skulpturen einzusammeln. Vorbei die Zeit, als die Albertina damit prahlte, einen eigenen Jumbo für ein riesiges Gemälde von Peter Paul Rubens gechartert zu haben.
Nun bot die Kunst immer schon eine Möglichkeit zur Askese. Der Maler Friedensreich Hundertwassser etwa zog sich in eine Hütte im Waldviertel zurück, um sich vom Komfort zu verabschieden. Gleichzeitig waren Künstler immer auch exemplarische Konsumenten. Obwohl als Vordenker der Ökologiebewegung bekannt, überraschte Joseph Beuys seine Umgebung mit dem Wunsch, in einem Luxushotel übernachten oder mit einer Limousine zur Vernissage fahren zu wollen. Was kostet die Welt?
Der ehemalige MAK-Direktor Peter Noever wählte demonstrativ einen Pick-up als Museumstransporter aus. Kunstwerke konnte man damit zwar nicht liefern, aber der dicke Brummer mit dem MAK-Logo erinnerte an amerikanische Savannen, in denen Land-Art-Künstler ihre einsamen Runden drehten. Unpraktisch, aber lässig. Um sich ein Greta-Image überzustreifen, wird sich das Mak nun wohl einen Lastenesel anschaffen müssen.
Ihr Matthias Dusini
Aufgrund aktueller Debatten über strukturellen Rassismus sehen sich viele Institutionen gezwungen, sich mit ihrem kolonialen Erbe auseinanderzusetzen. Eine Reihe neuer Bücher thematisiert Fragen kolonialer Raubkunst und Restitution durch europäische Museen sowie das Fortbestehen neokolonialer (Geschäfts-)Beziehungen nach der formalen Unabhängigkeit der Ex-Kolonien. Sigrid Löffler liefert im aktuellen Falter eine Rundschau.
Waren Sie seit den Öffnungen schon im Kino? Unser Filmkritiker Michael Omasta empfiehlt den oscargekrönten Film "Nomadland" (Regie: Chloé Zhao), der vom Leben einer Frau auf der Straße erzählt. Wie viele ältere US-Amerikaner und Amerikanerinnen, die sich nach der Krise 2008 keine feste Bleibe mehr leisten können, bewegt sich die Protagonistin in ihrem Auto als eine Art Wanderarbeiterin durch das Land, von einem Gelegenheitsjob zum anderen. See you down the road!
Zu jeder Fußball EM oder WM veranstaltet der Falter die Wuchtelwette, so auch heuer zur verschobenen Euro 2020. Alle, die sich im Fußball auskennen oder auszukennen glauben, können sich bei der FALTER Wuchtelwette registrieren, tippen und wuchtig gewinnen. Es gibt auch spaßige Features wie Team-Wetten und Gruppensieg-Wetten. Die Teilnahme ist kostenlos. Zu gewinnen gibt es 10.200 6er-Tragerl Wuchtel Bräu (Sonderabfüllung Privatbrauerei Egger), Sachpreise und als Hauptgewinn eine Reise in die Schweiz. Hier geht es zur Registrierung. Am Mittwoch liegt der von DJ DSL gestaltete EM-Plan dem Falter bei. Sie können Ihr Exemplar auch im Falter Shop bestellen.
Die Kolleginnen im Falter Verlag haben wieder ein T-Shirt für alle Lebenslagen entworfen: Das "Wer vorbereitet mich?"-Shirt passt für die Maturazeit ebenso wie für das nächste Bewerbungsgespräch oder die gelegentliche Einvernahme durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Wie immer in elegantem Falter-Blau.
Wir wollen es wirklich nicht verschreien, aber es sieht so aus, als neige sich der Winter mit Anfang Juni dem Ende zu. Sollten die Wetterdienste kein böses Spiel mit uns treiben und die Temperaturen Ende der Woche tatsächlich auf über 25 Grad klettern, sollten Sie ein paar der Wildbadeplätze ausprobieren, die Nathalie und Marion Großschädel in ganz Ostösterreich zusammengetragen haben. Das Buch hält alle relevanten Infos von Anreise (auch mit Öffis) über Ausstattung und Versorgungsmöglichkeiten bereit. Aber bitte, klopfen Sie auf Holz!
#gemeinsamdurchstarten - RAIL me up to....VENICE
So schön wie heuer war Reisen noch nie. Denn man weiß die Dinge erst dann so richtig zu schätzen, wenn sie einem fehlen. Zum Beispiel mit ÖBB Rail Tours mit dem Nightjet in die angesagtesten Städte Europas zu reisen. Vielleicht nach Venedig? Übrigens: maximale Privatsphäre kann man im eigenen Abteil genießen.