Paraska...., was? - FALTER.maily #591

Lisa Kiss
Versendet am 13.08.2021

es gibt die irrwitzigsten Phobien, etwa die Coulrophobie etwa, also die unbegründete Angst vor Clowns, die Elasmophobie, wenn einem beim Anblick von Haien die Haare zu Berge stehen, oder, ganz aktuell, die Trypanophobie, die vielleicht unter Impfgegnern verbreitet ist. Wenn Sie aber an Paraskavedekatriaphobie leiden, dann hatten Sie heute nix zu Lachen. Die Angst vor der Zahl 13, noch dazu in Kombination mit einem Freitag, oh je, da ist dann Schluss mit lustig. In einem Jahr fallen höchstens drei Freitage unter die Kategorie Obacht. Heuer haben wir nur einen dieser Tage im Kalender - aber genau, Sie ahnen es schon, der ist heute!

Aberglaube hin oder her, die Zahl 13 hat nicht überall einen schlechten Ruf. Bemüht man Google, dann erfährt man, dass in der jüdischen Tradition oder auch in Japan die Zahl 13 als Glückssymbol gilt, im katholischen Glauben dieser Zahl jedoch als das „Dutzend des Teufels“ das Böse innewohnt. Unter den Christen ist der Freitag ein Trauertag. Jesus Christus wurde an diesem Wochentag gekreuzigt und Eva hat angeblich an einem Freitag dem naiven Adam den verhängnisvollen Apfel gereicht – aber das fällt wohl unter Fake News. Die Erfindung der irrealen Angst vor dem Aufeinandertreffen von Freitag und der Zahl 13 wird dem US-Amerikaner Thomas William Lawson zugeschrieben. Er verfasste 1906 den Börsenkrimi „Friday the 13th“ - vor dem Erscheinungsjahr findet man keine schriftliche Erwähnung des angeblichen Unglückstags. So richtig populär wurde der wahnwitzige Glaube an den Fürchtetag im Jahr 1916 mit dem Stummfilm „Freitag, der 13. - Das unheimliche Haus, Teil 2“ von Richard Oswald, der von einer Familie handelt, deren Mitglieder – no na – immer an diesem Datum das Zeitliche segnen. Während der NS-Diktatur kam 1944 eine Gruselkomödie mit dem gleichen Titel in die Kinos und befeuerte so den Aberglauben. Die in den 1980er-Jahren gestartete, mittlerweile zwölfteilige (!) Slasher-Filmreihe „Freitag der 13.“ legte auch noch ein Schäuferl nach.

Alle Abergläubische hergehört, jetzt müsst ihr wirklich stark sein - laut aktueller Untersuchung der Zürich Versicherung besteht laut statistischer Langzeitbetrachtung kein Anlass zur Sorge: an einem Freitag den 13. finden nicht mehr Unfälle statt, sondern eher weniger. Paraskavedekatriaphobiker bleiben ja am 13. eher zuhause.

Haben Sie ein schönes Wochenende!

Ihre Lisa Kiss


Film

Heute Abend zeigt das Openairfestival „Kino am Dach“ den ersten Teil der langlebigsten Horrorreihe „Freitag der 13.“ ab 20.30 Uhr auf der Dachterrasse der Hauptbücherei Wien. Wie alles begann: Blinde Rachsucht verbreitet Angst und Schrecken in einem idyllischen Ferienlager. Der Serienslasher Jason frönt aber erst im zweiten Teil seiner Mordlust, aber erst in der dritten Ausgabe versteckt er sich hinter seinem Markenzeichen, einer weißen Eishockey-Maske.


Musik

Den Toten Hosen ist ein Liedchen zum besagten Tag eingefallen. Es erzählt von einer unglücklichen Liebe, die sich mittlerweile zu einer zärtlichen Beziehung gewandelt hat. Die skurrile Story können Sie auf dem Album „Damenwahl“ (Virgin Records, 1986) nachhören.


Noch Ein Hinweis

„Er grinste, unterhalb seiner 3-Wetter-Taft-Frisur, wie ein frisch lackiertes Hutschpferd im Hutschboot.“ Über den schreibt das unser Kolumnist Harry Bergmann in seiner Loge 17 wohl? Richtig, über den Roland, den Weißmann Roland. Seinen aktuellen Text lesen Sie hier.


Podcast

Ab morgen Früh hören Sie in unserem Podcast FALTER Radio den zweiten Teil des Symposiums der Salzburger Festspiele. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, der Quantenphysiker Anton Zeilinger und die Extremismusforscherin Julia Ebner sprechen über Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, Quantenphysik und Terrorismus. Es moderiert Michael Kerbler. Ab morgen Früh auf falter.at/radio oder in Ihrer Podcast-App!


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