FPÖ in Kabul: Die gescheiterte Gefangenenbefreiung - FALTER.maily #1204
Von Wien nach Istanbul und dann weiter mit der afghanischen "Kam Air", einer Fluglinie, die aus Sicherheitsgründen in der EU nicht ...
er trägt Stecktuch und Loafers. Sie zieht ihre Tennisschuhe nicht aus, wenn sie es sich zwischen Kissen bequem macht. In der ZDF-Sendung "Auf der Couch" treffen zwei Generationen und Weltbilder aufeinander, um über den Klimawandel zu diskutieren. Der Kolumnist Jan Fleischhauer, Jg. 1962, verkörpert das Bürgertum, das zwar auf der Villa eine Solaranlage installiert, den Idealismus von Greta Thunberg aber belächelt. Den anderen Pol besetzt Carla Reemtsma, Jg. 1998, Klimaaktivistin und Sprecherin von Fridays for Future.
Ein Therapeut versucht die Frage zu klären, ob es trotz aller Verschiedenheit eine Gesprächsbasis gibt. Das Setting sieht etwa vor, dass die beiden auf einer Bodenlinie einen Schritt weg vom anderen machen, wenn sie anderer Meinung sind. Oder sie schlüpfen in die Rolle des Gegners. Reemtsma hält eine Rede, in der sie Fleischhauers Arroganz imitiert: "Ich habe so viel erlebt. Auch diesmal wird es nicht so schlimm kommen."
"Auf der Couch" ist Edutainment vom feinsten. Die junge Klimaaktivistin hat die Sympathien auf ihrer Seite, denn sie verkörpert das makellose Engagement, die Zukunft. Der alte Schnösel steht für Stillstand und saturierte Gleichgültigkeit – und sammelt dennoch Punkte. Fleischhauer bezweifelt die Veränderbarkeit, die notwendig wäre, um den CO2-Ausstoß zu beenden. Steaks genießende Menschen in viel zu breiten Autos, die in viel zu große Garagen parken: Nur eine Diktatur könnte jene Maßnahmen durchsetzten, die notwendig wären, um die auf Wirtschaftswachstum und Konsum basierende Gesellschaft zu verbessern, argumentiert Fleischhauer. Und in nicht wenigen Statements von Klimaschützern spüre er einen autoritären Geist, den er, der Liberale, ablehne.
Als Kolumnist nimmt Fleischhauer eine bequeme Rolle ein, die der zynischen Distanz. Umgekehrt neigen Aktivisten und Aktivistinnen mitunter zum Dogmatismus. Man müsse ja nur, erstens, schnell die Städte autofrei machen und, zweitens, durch eine Steuerreform die Klimawende sozial gerecht gestalten, dann … Widerspruch oder auch nur Ironie sind in diesem Programm nicht vorgesehen. Auch wenn die Grünen mit ihren Umweltanliegen Wahlen gewinnen, gibt es genug Menschen, die sich mit Fleichhauers Fatalismus identifizieren. Schauen wir mal, denn sehen wir schon. Ein radikaler, antihumanistischer Pessimismus könnte die Zauderer aus ihrem Phlegma reißen (siehe Buchtipp).
Ihr Matthias Dusini
Pessimistisch wie Schopenhauer und gründlich wie ein deutscher Studienrat räumte der Publizist Ulrich Horstmann in den 1980er-Jahren mit dem Mythos vom Menschen als Krone der Schöpfung auf. Horstmanns apokalyptischer Bestseller "Das Untier" platzte 1983 in die Zeit der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung wie eine Red-Bull-Dose in eine Yogameditation. Der Autor skizzierte die Auslöschung der Menschheit durch Atomwaffen als Perspektive einer "Menschenflucht". In der schwarzhumorigen Zuspitzung stellte Horstmann die entscheidende Frage: Hat die Erde diese Bewohner verdient? Ohne das Untier wäre Gaia schöner. Höchste Zeit für ein neuen Horstmann.
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