Manche Welt liegt in Innsbruck - die wahre ist es nicht - FALTER.maily #1207
Gestern Abend hatte ich zwei sehr liebe Freundinnen zu Besuch. Die eine arbeitet als Grafikerin, die andere im Bankwesen. Wir hatten einander ...
In Anbetracht der numerischen Tatsache, dass ich das 666. - das sechshundertsechsundsechzigste - Maily schreibe, sollte ich wohl etwas über den Antichristen berichten. Den Teufel, Luzifer, den Widerspruch zum Guten.
Mir fällt aber angesichts der aktuellen Lage eine andere Geschichte ein.
Es war der Winter vor vier Jahren, als eine Grippewelle wütete. Alleine in Österreich steckten sich in den kalten Monaten rund um den Jahreswechsel von 2017 auf 2018 circa 400.000 Menschen damit an. Die Öffentlichkeit schaute darüber hinweg, wie sie über viele Grippewellen zuvor hinweg geschaut hatte, die Grippeimpfdosen harrten der Verwendung, in Österreich und anderswo.
Das Leben des 18-jährigen italienischen Schülers Simone in der piemontesischen Stadt Novi Ligure aber stellten die Influenza-Viren auf den Kopf. Der damals immunsupprimierte knochenkrebskranke Gymnasiast konnte sich nicht gegen die Grippe impfen lassen, und selbst wenn dies gegangen wäre, hätte sein Körper mit großer Wahrscheinlichkeit keine notwendigen Antikörper gebildet. Der Bursche konnte also individuell sein Risiko nicht mindern. Er war auf die anderen angewiesen.
Drei Möglichkeiten hat der Mensch einer Viruserkrankung zu begegnen: Er macht sie durch und wird immun (was in Simones Fall nicht möglich war). Er impft sich dagegen (ebenfalls nicht möglich). Oder er kommt mit dem Virus nicht in Kontakt. Für den Schüler hätte die einzig mögliche Variante c) die Isolation im Kinderzimmer bedeutet. Ohne soziale Kontakte, ohne ordentliches Curriculum (wer dachte 2017 schon an Bildschirmunterricht?). Ein Winter jenseits des notwendigen Alltags eines Jugendlichen.
So weit sollte es nicht kommen. Weil Simone alleine nichts ausrichten konnten, sprangen seine 23 Mitschülerinnen und Mitschüler, sprang der Lehrkörper ein. Sie alle ließen sich gegen die Influenza-Viren impfen. Nur damit der 18-jährige Mitschüler Simone weiterhin die Schule besuchen konnte, bis die Grippesaison vorüber und die Gefahr gebannt war. Für ihn.
Solidarität ist da, wo mehr als einer ist.
In Österreich wurden für den 10. November 11.398 Neuinfektionen eingemeldet. Die Impfquote liegt bei 64 Prozent. Im Klinikum Pyhrn-Eisenwurzen in Steyr mussten sich sechs Pflegerinnen und Pfleger der Onkologie wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne begeben: Nur die Hälfte war geimpft.
Und das Lyzeum Amaldi im piemontesischen Novi Ligure ist ganz weit weg.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend
Ihre Eva Konzett
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