Lasst Strache in Ruhe!

Nina Brnada
Versendet am 26.11.2021

Heinz-Christian Strache ist zweifellos eine der markantesten Figuren der Zweiten Republik. Er hatte das Erbe von Jörg Haider angetreten, der einst als unnachahmliches Ausnahmetalent der Rechten galt. Strache aber konnte locker in Haiders Fußstapfen treten. Er rettete eine zerschmetterte FPÖ, er machte sie wieder zu einer Partei für die breiten Massen, er führte sie in eine Regierung und er schaffte etwas, was Haider niemals gelungen war – er selbst wurde Vizekanzler der Republik.

Der einst gefürchtete rechte Anführer und Social-Media-Kapazunder ist heute ein von Talkshow zu Talkshow tingelnder Desperado. Strache hat nach der Ibiza-Affäre nicht nur sein Amt verloren, sein Ansehen, sondern auch seine Partei und offenbar nun auch sein Geld. Nachdem er eine Zeit lang mit einer eigenen Liste sein Glück versuchte und scheiterte, hat sein Absturz einen neuen Tiefpunkt erreicht. Strache bittet neuerdings per Facebook um Spenden. Er stehe "am Rand des wirtschaftlichen und existenziellen Ruins." Hintergrund seien die jahrelangen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Sachen Ibiza gegen ihn und die daraus resultierenden Anwaltskosten.

Dass sich daraufhin Häme über Strache ergießt, war erwartbar. Er selbst hatte stets beispielsweise für ein Bettelverbot kampagnisiert. Doch so viel Häme und Erniedrigung, wie ihm jetzt im Netz entgegenschlägt, hat auch Heinz-Christian Strache nicht verdient. So posten manche User Screenshots ihrer Überweisungen von einem einzigen Cent an Straches Spendenkonto und ergötzen sich an schadenfrohen Likes und Kommentaren. Im Internet wird spöttisch aufgefordert, Sachspenden an Strache zu schicken. Es könnten doch Wurstsemmeln, Döner oder Eigenurinamulette sein.

Das ist deshalb völlig daneben, weil Strache längst nicht mehr der mächtige Rechte ist, sondern mittlerweile nur noch ein gescheitertes Individuum, das vor den Trümmern seiner Existenz steht. Deswegen lasst ihn doch einfach nur in Ruhe!

Ihre Nina Brnada

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