Grönemeyer hat auch keinen Plan - FALTER.maily #1048
Morgen erscheint "Das ist los", Herbert Grönemeyers 16. Album. Ich freue mich immer, wenn der deutsche Sänger Neues ...
Falls Sie heute Abend noch einen Text lesen möchten, empfehle ich das Interview mit der britischen Philosophin Kathleen Stock, das unsere Kollegin Tessa Szyszkowitz geführt hat, Sie finden es im Feuilleton des aktuellen FALTER. Die Professorin Stock verließ die Universität Sussex nach Protesten der Studierenden, weil sie auf die biologische Definition der Geschlechter beharrt und deshalb "aggressiven Kampagnen" der LGBTQ-Community an ihrer Universität ausgesetzt war, wie sie sagt.
Die Diskussion darüber, wer Mann oder Frau ist und aufgrund welcher Merkmale das bestimmt wird, ist hochinteressant, weil sie die grundsätzliche Frage enthält, wie weit man über seine eigene Identität entscheiden kann. Das ist nicht nur beim Aspekt Geschlecht so, das manchen vielleicht als aufgebauschtes Nischenthema erscheinen mag.
Diese Frage liegt auch Massenthemen zugrunde wie jener nach der Zugehörigkeit zu einer Nation, Ethnie, Religion. Wenn meine Vorfahren jüdisch sind – kann ich dann nichtjüdisch sein? Wie jüdisch kann ich jemals sein, wenn meine Vorfahren es nicht waren? Kann ich Österreicherin oder Österreicher sein, obwohl ich aus der Türkei stamme? Wer oder was bestimmt überhaupt, wer oder was ich bin? Allein ich selbst oder andere oder der Zufall der Geburt?
Eine faszinierende Darstellung des schier aussichtslosen Ringens um endgültige Klarheit in dieser Frage ist die Erzählung "Passing" aus dem Jahr 1929, sie stammt von Nella Larsen, einer US-amerikanischen Schriftstellerin und Vertreterin der Harlem Renaissance. Darin geht es um zwei schwarze Frauen, Freundinnen, die einander nach Jahren wieder begegnen und feststellen, wie unterschiedlichen ihre Lebenswege verlaufen sind. Eine von ihnen hat "die Seiten gewechselt" – sie gibt sich fortan als Weiße aus und lebt an der Seite eines überzeugten Rassisten. Die Verfilmung läuft derzeit auf Netflix.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls einen interessanten Abend!
Ihre Nina Brnada
Eine weitere interessante Auseinandersetzung mit dem Phänomen "Passing" bietet auch der Fall Rachel Dolezal. Die US-Amerikanerin war bekannte Black-Rights-Aktivistin, Präsidentin einer lokalen Bürgerrechtsorganisation und unterrichtete Afrikanistik an der Howard University – bis sie in einem Interview gefragt wurde, ob sie denn eigentlich Afroamerikanerin sei. Ihre Eltern, so stellte sich in Folge heraus, sind beide weiß, sie selbst habe sich immer als "mixed-race" gefühlt, wie sie später gegenüber Medien sagte. Das Entsetzen war groß: Die Community, auf deren Vertretung sie Anspruch erhoben hatte, fühlte sich betrogen. Man warf ihr kulturelle Aneignung und "Blackfacing" vor. Andere orteten gar eine psychische Krankheit oder Wahrnehmungsstörung. Dolezal selbst beharrt bis heute auf ihrem Recht, "schwarz" zu sein, wie in dieser 2018 erschienen Netflix-Doku zu sehen ist.
Gestern hat der Prozess gegen FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs begonnen. Florian Kappelsberger hat für den FALTER.morgen eine Gerichtsreportage geschrieben, hier können Sie sie nachlesen.
Anfang März startet der ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss (wenn Sie den Überblick über das Konvolut an Vorwürfen gegenüber der ÖVP verloren haben, halten Sie sich an diesen Text von Florian Klenk). Unseren Kolumnisten Harry Bergmann erinnern U-Ausschüsse an Ringelspiele, wie er schreibt, ziehen doch immer die selben Akteure und Themen an einem vorbei.
Die Diskussion zwischen Klimaministerin Leonore Gewessler und dem Industriellen Hannes Androsch, ob der Kampf gegen den Klimawandel eine Rehabilitation der Atomkraft verlangt, ist ab jetzt im FALTER-Radio zu hören. Um 19.00 und 23.00 ist die Sendung auch auf dem Stadtsender W24 zu sehen.
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