It's the bribery, stupid! - FALTER.maily #1055
Ich würde meinen, wir müssen die Geschichte über Sebastian Kurz fabelhaften Aufstieg zum ÖVP-Chef und Kanzler grundsätzlich ...
Aus der Ostukraine erreichen uns Bilder eines beschossenen Kindergartens, zwischen Fußbällen und Stofftieren türmt sich Schutt. Ebenso sehen wir Filmaufnahmen vom bewölkten Himmel über dem Donbass und Detonationen in der Ferne, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sind dies alles weitere Anzeichen für eine Invasion Russlands in der Ukraine oder hat diese bereits begonnen?
In unserer dieswöchigen Covergeschichte bieten wir einen Überblick über die Ursachen, mögliche weitere Eskalationsstufen und Folgen der aktuellen Zuspitzung. Im Donbass wird geschossen, nicht seit gestern, sondern seit mittlerweile acht Jahren. 2014 hatten sich die sogenannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk von Kiew losgesagt, unterstützt und aufgehetzt durch Moskau. Diese Gebilde sind Putins Faustpfand, mit deren Hilfe er einer künftig womöglich föderalisierten Ukraine den Weg Richtung NATO zustellen will – ganz legal und ganz ohne Panzer.
Egal, wie all das, was sich nun abspielt, ausgehen wird. Die Bewohner des Donbass – egal ob sie nun auf ukrainischer Seite oder auf jener der Separatisten leben – haben schon lange verloren. Der Donbass, die einstige Hochburg der sowjetischen Industrie, ist heute eine Hochburg der Armut.
Das zeigt eine neue Meinungserhebung in diesem Landstrich, die die Washington Post vorab veröffentlicht hat. Sie wurde auf beiden Seiten der Grenze unter mehr als 4.000 Personen im Jänner per Telefoninterview durchgeführt und zeigt, wie der Krieg auch ohne Invasion Putins das Leben der Bewohner der Region ruiniert hat: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, direkt vom jahrelang andauernden Krieg betroffen zu sein – entweder durch Flucht oder durch Verluste, 14.000 Menschen starben bisher. Jeder zehnte Befragte hat nicht einmal genug Geld für Essen; ein Drittel hat genug für Essen aber für sonst nichts anderes. Der Mehrheit dieser Menschen ist egal, welche Fahne auf ihren Amtsgebäuden weht, es ist ihnen egal, ob das Land, in dem sie leben Ukraine, „Volksrepublik“ Donezk, Luhansk oder gar Russland heißt.
Für morgen hat der Kreml ein Militärmanöver angekündigt. Bis übermorgen, 20. Februar, so der Economist, habe Chinas Präsident Xi Jinping angeblich seinen Amtskollegen Putin gebeten, nicht anzugreifen – am Sonntag nämlich enden die Olympischen Spiele. Einen "Hoax", also eine Falschmeldung, nannte dies die chinesische Botschaft in Moskau. Hoffentlich sich stellt auch das Gerede vom Krieg als ein solcher heraus.
Ihre Nina Brnada
Seit Russland die ukrainische Halbinsel Krim besetzt hat, leben die Menschen in der Ukraine mit der Gefahr eines weiteren Angriffs. Auch die in Österreich lebende Schriftstellerin und Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk sorgt sich um ihre Familie und Freunde in der Ukraine, wie sie im Interview mit Stefanie Panzenböck erzählt.
Als Nachtrag zum Maily #725 mit dem Titel "Was bestimmt, was wir sind?" zur großen Frage von Identität möchten wir Ihnen noch dieses Gespräch von Klaus Nüchtern mit der Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal vom vergangenen Dezember empfehlen. Die Autorin des Bestsellers "Identitti" spricht darin über die Mühen der Identitätspolitik und warum sie es dennoch als notwendig erachtet, freundlich zu sein.
Dem Kollegen Benedikt Narodoslawsky hat es gestern zum ersten Mal in seinem Leben die Brille von der Nase geweht. Dass der Sturm in Wien, der Orkan in Deutschland und die Megadürre im amerikanischen Südwesten Folgen der Klimakrise sind, lässt sich unter anderem an der Keeling-Kurve erkennen. Was die Kurve aussagt und warum Sie sich den 28. Februar im Kalender markieren sollten, erfahren Sie hier.
Ab morgen, Samstag, hören Sie im FALTER-Radio ein Gespräch des Hamburger Punkmusikers Schorsch Kamerun und der Wiener Musical-Sängerin Marika Lichter mit Sara Schausberger und Gerhard Stöger über Protest, Narzissmus, Korruption und ihre neue Konzertinstallation „Herrschaftszeiten (noch mal?)“ im Theater Werk X.
Jeder muss irgendwo anfangen, – also warum nicht gleich an einem Ort, an dem man bleiben und sich entwickeln kann? Der Falter Verlag bietet derzeit einen Einstiegsjob im Bereich Administration und Buchhaltung und damit Einblicke in die Welt des Journalismus, in Corporate Publishing, das Verlagswesen und Onlineshops. Kennen Sie jemanden, den das interessieren könnte? Wir freuen uns, wenn Sie unser Stellenangebot weiterleiten!