It's the bribery, stupid! - FALTER.maily #1055
Ich würde meinen, wir müssen die Geschichte über Sebastian Kurz fabelhaften Aufstieg zum ÖVP-Chef und Kanzler grundsätzlich ...
Im Moment des großen Triumphs hängt ein Mann traurig im Cabrio: Während 80.000 Sturm-Graz-Fans die erste Meisterfeier der Vereinsgeschichte bejubeln, schaut der Baumann des Fußballwunders nur trostlos durch den Konfettiregen.
Hätte es Ivan Osim etwas bedeutet, ließe sich ein Newsletter mit Erfolgen füllen. Doch der Fußball war ihm nur Ablenkung vom schweren Leben, Ivan Osim war ein Kriegskind, von der Geburt während der Wehrmacht-Invasion in Sarajewo, bis zu seinem Tod am vergangenen Sonntag in Graz.
Als die Völker Jugoslawien einander 1991 bekriegten, war der Atheist und Antinationalist Osim Trainer der gemeinsamen Nationalmannschaft. Er hielt zusammen, was zusammenzuhalten war, ging erst, als die serbische Armee sein Sarajevo belagerte: "Mein Rücktritt ist das Einzige, was ich für meine Stadt tun kann."
Um seiner Familie nahe zu sein, zog der Zauberer zwei Jahre später ins Zwergenland: Als Osim kam, war Sturm Graz ein Treterteam ohne Pokale und Flutlicht im Stadion, gerade Siebenter in der Liga. Als Osim 2002 ging, war der Klub das Maß im Land: zweimal Meister, dreimal Champions League.
Sein Spiel war vormodern: Training nur mit Ball, schnell direkt nach vorne, Überzahl im Mittelfeld, kreativer Freigeist im Angriff. Mit Bim-Haltegriff in der einen und Zigarette in der anderen Hand brachte er das schöne Spiel nach Graz. Osim war kein Fußballlehrer, er war Kulturschaffender.
Er konnte seine Spieler nicht enttäuschen, ließ den Kapitän Arnold Wetl die Namen der Ersatzspieler vortragen. "Das ist seine einzige Schwäche", hatte der damalige Sturmpräsident Hannes Kartnig gesagt: "Er ist kriegsgeschädigt und will auf dieser Welt nur mehr Gutes tun."
Dass Osim nicht als Eigenbrötler galt, obwohl er sich Interviewfragen entzog, ist nur mit Charisma zu begründen: Nach dem Spiel philosophierte er, vielleicht verstand man. Er blieb skeptisch und gewährte nie Innenschau. Die Sonne meidend, stellte er doch alle in den Schatten.
20 Jahre nach seinem Ende bei Sturm und 15 Jahre nach einem Schlaganfall ist Ivan Osim tot. Graz ist seinetwegen im Fußballatlas, in Japan hat sich seine Zitatsammlung über 400.000 Mal verkauft, seine Geburtsstadt Sarajevo hat ihn ehrenhalber zum Vizebürgermeister ernannt.
Ivan Osim starb am 1. Mai, dem Gründungstag seines Herzensvereins Sturm Graz. Vielleicht hat ihm das alles ja doch mehr bedeutet, als er zugeben wollte.
In voller Länge lesen Sie den Nachruf auf Ivan Osim im kommenden FALTER.
Ihr Lukas Matzinger
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