Srebrenica - FALTER.maily #1049
Der österreichische Politikwissenschaftler Walter Manoschek ist ein Kapazunder im Bereich der Holocaust-Forschung. Seine Arbeit zur Verfolgung ...
Ich war in meinem Leben schon auf sehr vielen Popkonzerten. Manche davon haben sich für immer eingeprägt, andere sind in Vergessenheit geraten. Als Freund der Listen versuche ich mich gern an Rankings – und scheitere regelmäßig an meinen Top-Ten-Konzerten ever. Zu viel bliebe außen vor.
Einfacher wird es bei den Highlights der letzten zehn, 15 Jahre. Auftritte von Bilderbuch bieten sich gleich mehrfach an, am überwältigendsten aber habe ich ihr allererstes ausverkauftes Wienkonzert in Erinnerung, am 1. Februar 2014 im Brut am Karlsplatz. Wenige Monate zuvor hatte das Quartett seine "Feinste Seide"-EP veröffentlicht, mit einem heimlichen Hit und drei offensichtlichen, darunter "Maschin", der Übersong mit dem gelben Lamborghini im Video.
Rund 500 Menschen fasste das Brut-Theater, mindestens doppelt so viele wollten an diesem kalten Samstagabend hinein. Im Publikum tummelte sich Prominenz wie die Schauspielerin Birgit Minichmayr oder Andreas Meurer, der Bassist der Toten Hosen. Bilderbuch, 2005 als Schülerband in der oberösterreichischen Provinz gegründet, hatten immer schon besondere Livequalitäten. Aber sie spielten jahrelang Genremusik – deutschsprachigen Indierock –, mit der sich die Welt nicht wirklich aus den Angeln heben ließ.
An diesem Abend schien mit einem Mal alles anders: Da war eine coole Geilheit, eine charmante Gockelhaftigkeit, eine Großmäuligkeit voll Schmäh und eine mitreißende Gegenwärtigkeit, die den Raum elektrisierte. Ob durch den Stilwechsel – Hip-Hop als Einfluss, aber im Bandformat mit Bass, Schlagzeug und Gitarre umgesetzt – neu hinzugewonnene Fans oder langjährige Beobachter:innen: Alle hatten das Gefühl, einen magischen Moment zu erleben; einen Moment, der eine gute Konzertstunde lang andauerte. "Maschin" kam gleich im ersten Drittel, den Höhepunkt aber markierte die Zugabe.
Seine Stimme schmerze plötzlich, erklärte Frontmann Maurice Ernst, und dass er nun Unterstützung brauche. Dann stimmte die Band noch einmal "Maschin" an. Besser gesagt: Sie ließ das Lied explodieren – und ausnahmslos der ganze Saal brüllte den Text. Ich stand hinten oben auf der Galerie, Grinser im Gesicht, Gänsehaut auf dem Rücken, und wusste, dass ich hier zugleich das vorläufige Ende einer Entwicklung und den Beginn von etwas ganz Großem miterlebe. Fünf Jahre später sollten Bilderbuch 30.000 Menschen zu zwei Konzerten vor Schloss Schönbrunn locken.
Gestern habe ich "Maschin" wieder live gehört, samt tausendstimmigem Fanchor. Bilderbuch spielten das erste von drei einmal mehr längst ausverkauften Open-Air-Konzerten in der Wiener Arena, der Hit markierte den Schlusspunkt einer fantastischen Show – und er hat in den acht Jahren seit der Nacht im Brut nichts von seinem Zauber verloren.
Von 30. Juni bis 2. Juli kann man sich davon bei drei Open-Air-Konzerten in Graz überzeugen, am 20. August spielen Bilderbuch als Headliner beim Frequency-Festival in St. Pölten.
Schönes Wochenende, mit oder ohne Musik
Ihr Gerhard Stöger
Warum Bilderbuch die derzeit beste Popband im deutschsprachigen Raum sind, versuche ich in der aktuellen Titelgeschichte der Falter:Woche zu beantworten.
Ende 2021 spielten Bilderbuch erstmals eine Amerikatournee. Der knapp 20-minütige Film "This Is A F*cking Dream – The USA Movie" von Maik Schuster hält ihren Auftritt in Los Angeles fest – weniger sachlich dokumentarisch als vielmehr kurzweilig kunstig.
Falls Sie dieser Tage Lust auf einen US-Ausflug im Kino haben: Sean Bakers "Red Rocket" erzählt die Geschichte eines gefallenen Pornostars, der am Vorabend von Trumps Präsidentschaft aus Los Angeles in seine texanische Heimat zurückkehrt, reumütig bei der Exfrau anklopft und ein neues Leben beginnen möchte, um letztlich doch wieder auf die Schnauze fallen – oder halt eben auch nicht. Toller Film, tolles Ende; aktuell etwa noch im Wiener Schikaneder und dem Grazer Kiz RoyalKino zu sehen.
Ein ganzes Wochenende voller Kunst, Kultur & Spaß!
Der KinderKulturParcours im MuseumsQuartier Wien bietet Kindern und Familien am 7. und 8. Mai eine spannende Kulturerlebniswelt mit zahlreichen Aktivitäten wie Workshops, Walking Acts, Interventionen, Performances und Führungen.
Großes Abschlusshighlight: Die Wiener KinderKulturParade – gemeinsam ziehen wir bunt, lustig und laut durch das MQ!
Alle Programmdetails unter: www.mqw.at/kkp