Krone gegen FALTER: Hintergründe einer Intrige - FALTER.maily #1206
Ich möchte Ihnen heute erzählen, wie die "Kronen Zeitung" arbeitet. Vielleicht haben Sie es ja schon bemerkt: Das Blatt, aber ...
Tausende steirische Kleinkindeltern versetzte vor wenigen Tagen ein Brief in Panik. "Eltern-Frühwarnung: Kinderbetreuungsplätze ab Herbst nicht sicher." Vier große Trägerorganisationen schlagen Alarm: "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann nicht mehr sichergestellt werden." Ab Herbst könnten in Kindergärten und Krippen die Öffnungszeiten eingeschränkt werden, aus Ganztagsplätzen könnten Halbtagsplätze werden, ja sogar ganze Gruppen könnten geschlossen werden. Schuld sei der extreme Fachkräftemangel.
Betroffen ist auch die Familie von Michael Sprohar-Lückl in Graz. Beide Eltern, sie Office-Mitarbeiterin, er Systemingenieur, können ihren Berufen nur nachgehen, solange ihre Kinder, zwei und vier, in Kinderkrippe und Kindergarten betreut werden. "Jetzt wissen wir nicht, wie es weitergehen soll. Ohne Betreuung kein Job und kein Einkommen."
Und das, wo die Familie fast 600 Euro im Monat hinblättert: Während in Wien und im Burgenland die gesamte vorschulische Betreuung für die Eltern gratis ist, egal, ob ganz- oder halbtägig, zählen die Elternbeiträge in der Steiermark zu den höchsten in Österreich.
Doch auch in Wien warnen private Träger wie die Diakonie und die Kinderfreunde, dass ihnen im Herbst mehr als 300 Pädagog:innen fehlen: "Gruppen- und sogar Standortschließungen sind vorprogrammiert", heißt es in einer Aussendung. "Wobei wir selbstverständlich alles tun, um Betreuungssicherheit zu bieten", sagt Alexandra Fischer, Geschäftsführerin der Wiener Kinderfreunde. Die Politik verspricht Lösungen bis zum Schulstart.
Dabei ist die Personalnot keine Überraschung. Schon lange gehen die Elementarpädagog:innen auf die Straße, der FALTER berichtete ausführlich. Die Betreuer:innen klagen über zu große Gruppen – teils sind mehr als 25 Kinder in kleine Räume gestopft – und zu wenig Personal. Oft hat eine Pädagogin bloß eine Helferin zur Seite, die nebenher noch das Essen herrichten und putzen muss. Ist ein Kind aufs Klo zu begleiten, wird es schwierig. Eine Mutter aus Graz-Umgebung berichtet, die Gruppe ihres Vierjährigen sei schon mehrmals ohne einen Erwachsenen angetroffen worden.
Doch wie in der Pflege nahm die Politik das Problem lange nicht ernst genug. Jetzt laufen Schülerinnen der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) nach den ersten Praktika entsetzt davon. Corona hat zusätzlich Personal vertrieben. "Die Zahl der Berufseinsteigerinnen sinkt", sagt die Wiener Kinderfreunde-Chefin Alexandra Fischer, "die der Austretenden reißt nicht ab."
Die Branche bräuchte dringend bessere Personalschlüssel, kleinere Gruppen und höhere Gehälter, und zwar bundeseinheitlich. Fischer fordert einen Stufenplan, der verbindlich Verbesserungen samt Terminen festschreibt. Sonst werde die Not immer größer werden.
Fehlende Plätze und läppisch kurze Öffnungszeiten zwingen außerdem einen der Elternteile – meist sind es die Mütter – in die Teilzeit oder ganz aus dem Job. Das ist existenzbedrohend, jetzt und wenn diese Eltern einmal alt sind. Denn das Pensionssystem bestraft Teilzeitarbeit beinhart – schon am 3. August ist heuer Equal Pension Day, also der Tag, an dem Männer bereits so viel Pension bekommen haben, wie Frauen bis zum Jahresende erhalten werden. All das ist nicht länger akzeptabel.
Ihre Gerlinde Pölsler
Wir treten in das "Zeitalter des Feuers" ein. Extreme Waldbrände werden zur Normalität. In Westfrankreich mussten gerade 8.500 Menschen ihre Häuser verlassen, um einem Lauffeuer zu entkommen. Auch in Spanien, Portugal und Griechenland sind Tausende vor Bränden geflüchtet. Verheerend waren auch die Brände im deutschen Brandenburg und Sachsen, dort war das Feuer zuerst im Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien ausgebrochen und hatte dann auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen. Auch in Deutschland mussten bereits Hunderte evakuiert werden.
Genau davon erzählt der neue Roman des schwedischen Autors Jens Liljestrand: In "Der Anfang von morgen" begleitet er vier Menschen, während um sie herum Waldbrände außer Kontrolle geraten. Zu Beginn lernen wir den wohlhabenden Didrik kennen, der mit drei Kindern aus dem Ferienhaus flüchten muss – mit Atemschutzmasken und zu Fuß: Das E-Auto läuft nicht mehr, weil die Frau am Vortag mit dem Baby kurz Abkühlung per Klimaanlage gesucht hatte. Die nächste Protagonistin ist jeweils jünger als die vorherige: Influencerin Melissa beharrt, Klimakrise hin oder her, auf dem Recht, ihr Leben zu genießen.
Als der Autor das Buch 2019 zu schreiben begann, sah er die Handlung in der Zukunft liegen – doch jetzt sagt er: "Diese völlig apokalyptischen Dinge geschehen schon." "Der Anfang von morgen" ist ein absoluter Pageturner. Was er sicher nicht tut: den Zeigefinger erheben. Im Gegenteil zeigt er, wie jeder auf seine Weise versucht, mit noch nie da gewesenen Situationen umzugehen. Was bleibt uns auch sonst? Spoiler: Am besten kriegt es die vierzehnjährige Vilja hin, Didriks Tochter, die im Chaos plötzlich auf sich allein gestellt ist.
Die Klimathematik kann oft furchtbar aussichtslos wirken. Dabei ist es wichtig, auch die positiven Entwicklungen im Blick zu behalten, um Hoffnung zu bewahren. Im FALTER.natur-Newsletter, der jeden Freitag erscheint, kriegen Sie auch die Good News. Und das kostenlos und direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Schreiben Sie sich ein!
Wer kein "Empfangsgerät" zu Hause hat, muss derzeit keine ORF-Gebühr zahlen. Das Verfassungsgericht hat entschieden, dass dies geändert werden muss. Barbara Tóth plädiert nun für die Einführung eines "ORF-Beitrags" für alle Haushalte nach deutschem und Schweizer Vorbild. "Aber was ist mit jenen, die den ORF wirklich nicht nutzen?" Auch darauf hat sie eine Antwort.
FALTER-Chefredakteur Florian Klenk hat in seinem Maily vom Freitag in einem Satz nähere Details über den Suizid Lisa-Maria Kellermayrs bekannt gegeben und damit Irritation ausgelöst. Das geschah nicht in böser Absicht, sondern um Kellermayrs Verzweiflung zu beschreiben. Die Schilderung hätte laut den einschlägigen Richtlinien über Suizidberichterstattung nicht passieren dürfen, da Beschreibungen von Suiziden den Werther-Effekt auslösen können. Der Satz wurde nur wenige Minuten nach Erscheinen des Maily von der FALTER-Website entfernt, der entsprechende Share-Link des Newsletters gelöscht. Florian Klenk bittet die FALTER-Leserschaft um Entschuldigung für diesen Fehler.
Wanderbares Land
In Wandern in Ostösterreich, Band 3 stellt der Wanderprofi Bernd Orfer 35 Touren vor. Es geht vom waldreichen Mariazeller Land bis zu den sanften Hügeln des Weinviertels, von den felsigen Wänden des Hochkars und der Rax bis in die Donauauen östlich von Wien und in das Burgenland.
Erhältlich auf faltershop.at