Aus dem Leben eines Kritikers - FALTER.maily #1045
Übermorgen erscheint die nächste Ausgabe der FALTER-Buchbeilage. Gerlinde Pölsler (Sachbuch), Kirstin Breitenfellner (Kinderbuch) und ...
Jeder Mensch, der nur einigermaßen denken kann, weiß, dass der kommende Winter eine der härtesten Zeiten sein wird, die Österreich je erlebt hat: Wladimir Putin wird den Gashahn nicht abdrehen, denn erstens trüge ihm das Schadenersatzprozesse ein und zweitens brächte er sich damit um Einnahmen – er wird den Gasfluss nur wie jetzt unter einem Vorwand noch etwas reduzieren und das so lange tun, als der dadurch weiter gestiegene Gaspreis ihm unverändert erlaubt, Russlands Staatshaushalt in Ordnung zu halten und seinen Krieg zu finanzieren.
Unseren Staatshaushalt wird er dadurch einigermaßen belasten und Leuten, die meinen, dass höhere Staatsschulden unsere Wirtschaft umbringen, müssten sich bereits bekreuzigen. In Wirklichkeit ist die Wirtschaft der meisten westlichen Staaten, – und unsere Wirtschaft ganz besonders,– so stark, dass sie diese Belastung jedenfalls länger als Russland aushalten wird, wo die Inflation sich 30 Prozent nähert, und die Nachteile, die seine Wirtschaft durch das Ende des Hoch-Technologie-Transfers erleidet, noch gar nicht durchgeschlagen haben.
Trotzdem besteht kein Zweifel, dass der kommende Winter einer der härtesten seit Jahrzehnten sein wird und ich kann nicht verstehen, warum die schwarz-grüne Regierung das den Österreichern nicht genauso sagt, wie Robert Habeck den Deutschen.
Man kann natürlich trotzdem fragen – und Herbert Kickl hat das bereits getan – warum wir uns auf Sanktionen gegen Russland eingelassen haben, von denen zu Erwarten war, dass sie auch uns eine schwere Zeit bescheren.
Die Antwort lautet: Weil anständige Menschen nicht zulassen, dass ein Verbrecher, mit dessen Einheitspartei die FPÖ freilich einen Freundschaftsvertrag unterhielt, ungestraft ein anderes Land überfällt. Aber selbst Menschen, bei denen die Anständigkeit sich aufhört, sobald der eigene Wohlstand in Gefahr gerät, werden immerhin zugeben, dass es ein Problem für alle westliche Staaten und damit für uns alle ist, wenn Putins Raubüberfall für ihn keine negativen Konsequenzen hat: Mit Sicherheit überfällt er dann auch Georgien und Moldawien und ab beider Annexion möchte ich auch kein Balte mehr sein.
Je weniger Nachteile Putin erleidet, desto weiter wird er die NATO herausfordern – besonders, sollte Donald Trump wieder Präsident der USA werden. Bekanntlich hat Putin gesagt, dass Russland das ganze Sowjetimperium zusteht und wie bei Adolf Hitler sehe ich keinen Grund, seine Worte für völlig haltlos zu halten.
Ihr Peter Michael Lingens
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