Je suis SPÖ - FALTER.maily #1050
Bevor China die schlimmsten Seiten von Kommunismus und Kapitalismus zur Nationalphilosophie erhob, gab es dort einige interessante Denker. Huainanzi ...
Haben Sie zuletzt dem Gewerkschaftspräsidenten Wolfgang Katzian genauer zugehört? Wenn nicht, lesen Sie weiter! Ich erzähle Ihnen, was Sie versäumt haben. Katzian, gelernter Bankkaufmann, ist ein Arbeiterführer der alten Schule, mit einem Jargon, den man leider nur noch selten hört. Schade. Weil komplexe Probleme pointiert auf den Punkt zu bringen, so dass man sie versteht und auch gleich miterzählt, wer der Gute und der Böse war im politischen Spiel, das ist schon eine hohe Kunst.
Am 19. September startet die Herbstlohnrunde. Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter, also die gute alte Sozialpartnerschaft, verhandeln über die alljährliche Anpassung der Löhne. Die hart gesottenen Metaller machen traditionell den Anfang. Bei einer Inflation von rund 10 Prozent, je nach Warengruppe sogar mehr, sind die Forderungen der Gewerkschafter selbstbewusst und hoch. Heute haben sich die Gewerkschaften auch auf einen neuen Mindestlohn festgelegt. Sie fordern jetzt 2000 Euro brutto. Bis dato waren es 1700 Euro brutto.
Das wird Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil freuen, der verlangt schon seit Längerem 1700 Euro netto und ärgerte sich immer, dass die SPÖ und die Gewerkschaften da nicht mitziehen. Aber "1.700 im Jahr 2018 sind was anderes als heuer und nächstes Jahr“, argumentiert das Katzian elegant weg. Nebenbei gesagt: 2000 brutto sind nicht einmal 1700 Euro netto, hier können Sie das nachrechnen.
Industrie und Unternehmer halten naturgemäß dagegen: Hohe Lohnabschlüsse oder gar ein höherer Mindestlohn würden die Inflation weiter anheizen. Wie kontert Katzian? "Das ist ein Humbug, weil wir ja die Lohnabschlüsse nicht pro futura und für die Prognosen der Zukunft machen, sondern die Lohnabschlüsse folgen den letzten zwölf Monaten. Das heißt, in den letzten zwölf Monaten sind die Preise gestiegen, die Löhne folgen den Preisen." Und "unsere Ökonomen sind auch nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen."
Wie empfand er die Vorbereitung der Strompreisbremse? "Das zieht sich wie ein Strudelteig seit Monaten und das geht mir auch ehrlich gesagt schon ein bisschen am Hammer". Und wie läuft es so generell mit der Einbindung der Sozialpartner bei großen Reformvorhaben, etwa bei der Arbeitsmarktreform, die im Herbst kommen soll? "Das Wort Einbindung ist ja auch schon eines, das sehr geprügelt wurde in der letzten Zeit. Ich habe aber auch schon Einbindung erlebt, dass ich fünf Minuten vor öffentlicher Bekanntgabe informiert wurde und bei der öffentlichen Bekanntgabe ist dann gesagt worden, na ja, ihr wart eh eingebunden, wir haben euch ja vorher informiert. Und da habe ich gesagt, Escort-Service bin ich keines und das wir auch so bleiben."
All diese griffigen Zitate stammen aus einem Interview mit dem Ö1-Mittagsjournal vom 20. August (auf das ich leider nicht verlinken kann, weil ein absurd altmodisches Gesetz, das dem ORF nicht erlaubt. Beiträge dürfen derzeit nur 7 Tage lang online bleiben, aber das ist ein anderes Thema).
Katzian ist 65 Jahre alt und damit "pensionsreif". Ob er als ÖGB-Präsident wieder kandidiert, ist derzeit offen. Mir würde er und seine Wuchteln abgehen.
Ihre Barbara Tóth
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Passend zum Schulstart im Osten ist heute der erste "Kind in Wien" Eltern-Newsletter aus dem Falter Verlag erschienen. Es ging natürlich um den Schulstart, aber auch um die Frage, ob und wann man seine Kinder gegen Corona impfen lassen soll. Hier können Sie die erste Ausgabe nachlesen, hier das kostenlose Angebot abonnieren. Der Newsletter jeden Mittwoch um 16h!
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