Schlechte Post für Mario - FALTER.maily #1011
Vor Kurzem bekamen einige Eltern von Jugendlichen mit intellektueller Behinderung ungewöhnliche Post. Es sei ihnen gemeldet worden, dass ...
Wenn Sie dieser Tage über den Karl-Lueger-Platz am Rande der Wiener Innenstadt gehen, werden Sie ein merkwürdiges Gestänge sehen, das an der Seite des Denkmals in die Höhe ragt. Es handelt sich um eine künstlerische Intervention des Duos Nicole Six und Paul Petritsch, die zumindest ästhetisch durchaus Qualitäten besitzt.
"Lueger temporär", so der Werktitel, verweist nicht plakativ auf die Sünden des ehemaligen Wiener Bürgermeisters Karl Lueger, der den Aufstieg der Stadt zur Metropole populistisch und antisemitisch dirigierte. Vielmehr wagen sich Six und Petritsch auf eine Metaebene. Die Holzkonstruktion versammelt die Umrisse von Objekten, die in Wien an Lueger erinnern: Brunnen, Skulpturen oder Kirchen. Die schiere Größe führt vor Augen, wie stark sich die höchst ambivalente Figur ins kollektive Gedächtnis eingegraben hat.
Der Dichter Benjamin Kaufmann sieht das anders. In einem Kommentar für das Online-Magazin Geschichte der Gegenwart nennt er das von der Stadt Wien finanzierte Kunstprojekt ein "Versagen auf ganzer Linie". Er kann darin keine kritische Auseinandersetzung mit der Erinnerung erkennen, sondern bezeichnet "Lueger temporär" als "grobe, affirmative Setzung".
Statt den Judenhasser vom Sockel zu holen, würde ihn die Kunst zusätzlich erhöhen. Die Polemik richtet sich weniger gegen die Urheber des temporären Kunstwerks als vielmehr gegen Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler (SPÖ). Kaufmann wirft ihr eine zynische und herablassende Haltung gegenüber jenen Jüdinnen und Juden vor, die den Denkmalsturz fordern. Darunter befinden sich Zeitzeugen, die vor dem Nationalsozialismus flüchteten, etwa der Wissenschaftler Eric Kandel oder der Autor Georg Stefan Troller.
Kaup-Hasler hat sich für den konservatorischen Weg entschieden. Sie vertritt, wie etwa auch der wichtige Historiker Oliver Rathkolb, den Standpunkt, dass der öffentliche Raum auch widersprüchliche Figuren aushalten sollte. "Wir können die Vergangenheit nicht wegputzen", sagte Kaup-Hasler in einem Interview. Nach der Intervention mit den Holzlatten soll ein dauerhaftes Kunstwerk den in Ungnade gefallenen Bürgermeister "kontextualisieren".
Man muss die ästhetische Einschätzung Kaufmanns nicht teilen, aber in einem wichtigen Punkt hat er sicher recht. Die Politik sollte die Verantwortung nicht auf die Kunst abwälzen. Keine noch so gefinkelte Installation vermag das Problem zu lösen, dass ein eherner Antisemit in der City herumsteht.
Und auch wenn der bronzene Kerl den meisten Wienerinnen und Wiener mit oder ohne zusätzlichen Kunstkram Powidl ist. Es gibt halt nun einmal eine Gruppe von Betroffenen, und dazu gehört immerhin auch die Israelitische Kultusgemeinde Wien, die kein Seminar über Ambiguitätstoleranz besuchen möchte. Sondern ruft: Go Karli Go!
Die Diskussion über das Lueger-Denkmal war sicher aufschlussreich. Gegner und Befürworter sind zu Wort gekommen. Doch nun sollte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) das Symposium für beendet erklären. Nicht als autoritärer Regent, sondern als oberster politischer Verantwortlicher.
Als ultimative performative Intervention schlage ich vor, dass ein Kran der Magistratsabteilung 48 die Figur herunter hievt. Ein Laster bringt das Denkmal dann in ein Depot. So bliebe dem Rathaus das prominente Exemplar einer Lueger-Apotheose erhalten. Sollte es dafür wieder einmal Bedarf geben.
Ihr Matthias Dusini
Ein FALTER-Podcast aus dem Oktober 2020 – den Link finden Sie hier – setzt sich mit dem Lueger-Denkmal auseinander. Zu Wort kommen die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, der Künstler und "Schandwache"-Initiator Eduard Freudmann, der Historiker Thomas Walach und FALTER-Journalist Klaus Nüchtern.
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