Grönemeyer hat auch keinen Plan - FALTER.maily #1048
Morgen erscheint "Das ist los", Herbert Grönemeyers 16. Album. Ich freue mich immer, wenn der deutsche Sänger Neues ...
Ich habe mich in den vergangenen Wochen eingehend mit der Frage nach Panzerlieferungen in die Ukraine beschäftigt. Keine Angst, ich werde Ihnen jetzt hier nicht die Für (deren gibt es einige) und Wider (deren gibt es eigentlich keine) erläutern. Die Sache ist für den Moment ohnehin klar (für die Feinspitze ist es hier nachzulesen). Die Sache mit den Kampfjets ist noch zu nebulös für klare Antworten.
Wenden wir uns also anderem zu. Zum Beispiel der Frage, warum die ganzen deutschen Panzermodelle Tiernamen haben. Erst Gepard-, dann Marder-, jetzt auch noch Leopardpanzer. Was ist da eigentlich los?
Die Tierreferenz ist nicht zufällig, die Großkatzentradition in der Benennung der Panzerarten der deutschen Streitkräfte kann man bis 1942 zurückverfolgen. Andere Waffengattungen bedachte man mit anderen Tierarten. Nur Nashorn, das wollte keiner sein.
Aber der Reihe nach.
Fangen wir mit Geschichtlichem an. Es war die britische Armee, die Panzer das erste Mal bei der Schlacht an der Somme (Westfront, eine Million tote, verwundete, vermisste Soldaten) am 15. September 1916 einsetzte, ganz exakt beim Örtchen Flers.
Man unterschied damals noch zwischen "männlichen" Panzern, sie waren mit Panzerabwehrkanonen bestückt, und "weiblichen" Panzern, die nur Vickers-Maschinengewehre installiert hatten.
Im Zweiten Weltkrieg hatten dann auch die Deutschen Panzer. Diese hatten aber keine zuerst keine Namen, sondern Nummern: PzKpfw I, II, III und IV. PzKpfw steht für Panzerkampfwagen.
Ab 1942 aber bekamen die Panzer Tiernamen. Das half bei der Zuordnung, ließ sich leichter merken und propagandistisch verwenden: Schon Kinder konnten dann die Panzergattungen erlernen. Und Adolf Hitler hatte ohnehin ein Faible für die Fauna.
Unvergessen seine würgende Natter mit Giftzähnen in "Mein Kampf".
Die Existenz des Tiger-Panzers von 1942 hingegen ist dokumentiert: 5 Mann Besatzung, 3,8 Meter breit, 3,1 Meter hoch, Rohrlänge 10,3 Meter, 68 Tonnen Gewicht, Maybach-Motor, 700 PS. Kraftstoffverbrauch auf 100 km Straße 750 l, im mittelschweren Gelände 1000 l.
Die Panzerfahrer lernten in der "Tigerfibel" ihr Gewerk: Der Fahrer war "Gustav, der Geländegängige", der Funker der "Piepmatz, der Entstörte" (???), den Ladeschützen nannte man "Hülsensack", den Richtschützen "Holzauge, der Unfehlbare" und der Kommandant lief unter "Schnellmerker, der Rechtzeitige".
Der Hang zu den Pantherinae, den Großkatzen war schon deutlich: Tiger, Panther, so hießen die Teile auch damals.
Dass die deutsche Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg die Tiernamen für ein paar Jahre aufgab, lag dann nicht an einem Distanzierungswillen, sondern daran, dass man die Panzer nach 1945 aus dem Ausland zukaufte, anstatt sie selber zu designen und herzustellen. Kampfpanzer hießen nun schnöde M48, Schützenpanzer HS 30.
Erst in den 1960er-Jahren stieg die deutsche Rüstungsindustrie in die Produktion des "rollenden Materials" (so nennt es die Bundeswehr) ein und kehrte zur Namenstradition der Nazis zurück. Und zu den Großkatzen: Der Leopard kam 1965 dazu.
Die Tiernamen erklärt die Bundeswehr heute so: "Der Name soll die Wucht beschwören, mit der ihr Besitzer die Waffe führt. Wer sie beim Namen ruft, beschwört ihre tödliche Macht. Das können nüchterne Buchstaben- und Zahlenkombinationen nicht."
Der Panzer als militärisches Totem sozusagen.
Wiesel. Biber. Dachs. Das wollte die deutsche Bundeswehr auch den anderen Waffengattungen – von Schnellboten bis zu Panzerabwehrlenkwaffen (Milan) – angedeihen lassen.
"Milan" hat auch damit zu tun, dass es sich um eine deutsch-französische Kooperation handelt: Auf französisch: Missile d′Infanterie léger antichar. Da hat dann das Akronym gut reingepasst.
Einzig das Artilleriegeschütz Panzerhaubitze 2000 muss mit einer eher prosaischen Namensgebung leben. Damals einigte man sich nicht auf einen Tiernamen. Rhinozeros soll im Rennen gewesen sein. Das Nashorn ließ man dann aber fallen.
Die Russen hatten ebenfalls im Ersten Weltkrieg mit panzerähnlichen Fahrzeugen experimentiert. Ein "Zarenpanzer" scheiterte an der Ausführung. 1915 stellte Aleksandr Porokhovschikov ein neues Panzermodell vor.
Dieses kam aber über Prototypen nicht hinaus. Porokhovschikov hatte selbst stets behauptet, den ersten Panzer überhaupt erdacht zu haben. Alle Dokumente oder Baupläne aus der Zeit gingen aber in der russischen Revolution verloren.
Aleksandr Porokhovschikov wurde 1941 wegen falscher Spionage-Vorwürfe hingerichtet.
Von ihm bleibt der russische Panzer "Vezdekhod". Es ist ein bedrohlicher Name, heißt er übersetzt doch: "Geht überall hin".
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend
Ihre Eva Konzett
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Im Format "Wiener Stadtgespräche", das der FALTER in Kooperation mit der Arbeiterkammer programmiert, laden wir führende Intellektuelle zum Gespräch. In der jüngsten Ausgabe war die Journalistin und Historikerin Annika Brockschmidt mit ihrem Beststeller "Amerikas Gotteskrieger. Wie die religiöse Rechte die Demokratie gefährdet" zu Gast. Den Vortrag und das anschließende Interview mit Barbara Tóth können Sie hier nachschauen.
Nach dem gestrigen Maily von Nina Brnada zum "Geheimnis der Bohne" haben uns zahlreiche Rezepte für Bohnengerichten aller Art erreicht: Alexander S. empfiehlt die Serbische Bohnensuppe des Profi-Kochs Max Stiegl, Britta M. den Bohneneintopf mit Hendlhaxn aus dem familieninternen Gerichteblog und Adi H. rät, den Bohnensuppenwettbewerb im serbischen Vereinslokal in der Praterstraße zu besuchen. Danke für die schönen Tipps!
Wenn die Aufgabe war, das einfachste Rezept für Bohnensuppe zu finden, dann hat wohl Vlad T. mit seiner bulgarischen Version gewonnen. Hier das ganze Rezept in aller Kürze zum Nachkochen:
Bohnen aus der Dose vom türkischen Supermarkt. Große Dose. Gut mit Wasser in einem Sieb abspülen. Eine kleine Zwiebel in Sonnenblumenöl glasig dünsten. Eine kleine Dose Tomaten dazu (ganze Tomaten und vorher vielleicht schneiden). Kürz köcheln lassen und dann die gewaschenen Bohnen dazu. Einen EL Paprikapulver und etwa 1L (kochendes) Wasser dazugeben. Für etwa 30-45 Min. mit Deckel kochen lassen. Ca. 10 min bevor es fertig ist, getrocknete Minzblätter hineinreiben und die Bohnen etwas zerdrücken. Dadurch bekommt die Suppe eine cremige Konsistenz, auch ohne Einbrenn. Salzen und evtl. pfeffern. Weißbrot dazu, eh klar...und einen grünen Salat mit Tomaten, Gurken und roten Zwiebeln.
Mahlzeit!
Nach einem Streit im Internet kamen der Bauer Christian Bachler und der Bobo Florian Klenk ins Gespräch: über Klimawandel, Fleischindustrie, Agrarpolitik, Banken und warum es sich lohnt, mit Leuten zu reden, deren Meinung man nicht teilt.
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