It's the bribery, stupid! - FALTER.maily #1055
Ich würde meinen, wir müssen die Geschichte über Sebastian Kurz fabelhaften Aufstieg zum ÖVP-Chef und Kanzler grundsätzlich ...
Vor zwei Wochen lernte ich Mona Riahi kennen. Ich wollte sie treffen, nachdem ich auf Instagram folgenden Post fand: "Monas Eltern aus dem Iran dürfen ihre Tochter nicht besuchen kommen. Österreich verweigert ihnen das Visum mit der Begründung, es könnte ja sein, dass sie nicht mehr ausreisen, wenn sie einmal hier sind." Wie kann das sein?
Riahi, 32, trägt ihre langen Locken flüchtig zum Zopf zusammen gebunden, als sie vor mir in einem Café am Yppenplatz sitzt. Seit 14 Jahren lebt die Musikerin in Österreich, studierte Klarinette an der Universität für Musik und darstellende Kunst. Seit 2018 hat die gebürtige Iranerin die österreichische Staatsbürgerschaft.
"Es ist einfacher zu reisen, ohne das ständige Warten auf ein Visum", sagt sie. Auch an diesem Mittwoch hat sie wenig Zeit, will nach unserem Gespräch noch packen, denn tags darauf reist sie nach Stuttgart. Dort spielt sie ein Konzert. Sie verreist oft durch ihren Beruf, viel nach Deutschland, Ungarn, Italien. Aber das Thema mit den Visa regt sie auf. Dafür hat sie eine Stunde. Vor allem, weil sie nicht die Einzige ist, deren Eltern gerade nicht in Österreich einreisen dürfen. "Ich will zeigen, was hier passiert", sagt sie.
Den ersten Antrag für ein touristisches Visum stellten Riahis Eltern Anfang November. Sie gaben Kopien ihrer Einkommensnachweise, ihres Kontostandes, ihrer Flugtickets mit An- und Abreisedatum, Pässe, die Einladung aus Österreich bei einer Vertretungsbehörde ab, die Visaanträge für die iranische Botschaft durchführt. Rund 200 Euro zahlten sie für die Beantragung. Sie leisteten sich außerdem den SMS-Benachrichtigungsdienst der Vertretungsbehörde, um per Kurznachricht informiert zu werden, sollten Dokumente fehlen. Eine Vorsichtsmaßnahme, denn das Internet im Iran ist aufgrund ständiger Abschaltungen gerade instabil. Und die Antragsstelle schickt ansonsten nur Mails.
"Bei der ersten Ablehnung fehlte mein Pass", sagt Riahi. Außerdem hatte die Antragsstelle Zweifel, ob der Vater tatsächlich Pensionist sei. Also reichte ihr Vater beides nach und reichte Beschwerde gegen die Ablehnung ein. Die österreichische Botschaft in Teheran lehnte das Visum ein zweites Mal ab.
Sie hegte "begründete Zweifel an Ihrer Absicht, vor Ablauf des Visums aus dem Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten auszureisen." Die Botschaft lieferte auch Gründe: weil Vater und Mutter planten, gemeinsam zu reisen und es dadurch keine direkte familiäre Bindung mehr an den Iran gäbe. Weil der Vater kein bestehendes Arbeitsverhältnis mehr habe und dadurch ebenfalls nicht im Iran gebunden sei.
Außerdem stelle der Besitz einer Immobilie keine relevante Bindung dar, da "diese jederzeit verkauft oder vermietet werden kann". Auch dass der Vater bereits im Jahr 2017 ein Touristenvisum für Österreich erhielt und wieder in den Iran zurückkehrte, wertete die Botschaft als nicht ausreichend für ein erneutes Visum. Weil es seither zu "relevanten Veränderungen im Iran" gekommen sei.
Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten antwortet auf Nachfrage nach Visen für iranische Staatsbürger, dass sich die Botschaft damit an gesetzliche Kriterien hält. Außerdem habe die Botschaft in Teheran zwischen September und Dezember 2022 über 2000 Visen ausgestellt. Wie viele einen Antrag gestellt haben? Die Botschaft in Teheran antwortet auf Anfrage nicht.
Riahi sagt, viele hätten sich bei ihr gemeldet, nachdem sie die Geschichte ihrer Eltern auf Instagram veröffentlichte. "Ich verstehe, dass die Situation im Iran gerade total instabil ist", so Riahi. Sie wünscht sich, dass zumindest klar kommuniziert wird, wer Chancen auf ein Visum hat und wer nicht. "Man freut sich auf die Familie und zittert, was die Antwort sein wird. Und dafür zahlen die Leute auch noch viel Geld", sagt Riahi.
Riahis Eltern kommen diesen Winter also nicht nach Österreich. Sie könnten erneut einen Antrag stellen, aber dafür müssen sie sechs Monate warten. Vielleicht trifft sich ihre Familie in der Türkei, dort brauchen Iraner kein Visum. Riahi ärgert sich trotzdem. Seitdem sie die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hat, kennt sie keine Visaprobleme mehr.
"Das ist wertvoll, ich bin echt dankbar. Aber wenn ich meine Eltern wiedersehen will, bin ich wieder Iranerin", sagt sie. Viel mehr ärgert sie aber, dass während Iranerinnen für Freiheit kämpfen, Österreich die Visaanträge erschwert. Auch das ist ein Zeichen. Nicht unbedingt ein Wünschenswertes.
Währenddessen halten die Proteste gegen das autoritäre Regime im Iran seit September 2022 an. Fast 600 Menschen sind dabei gestorben.
Einen schönen Abend wünsche ich Ihnen,
Ihre Daniela Krenn
Wenn Sie diese Woche eine Reportage lesen, dann die meiner Kollegin Nina Brnada. Sie hat zwei Familien in Butscha besucht und mit ihnen über die Gräueltaten der russischen Armee und ein Jahr Krieg gesprochen.
"Im Fernsehen schaut das alles schöner aus!" Der Leiter des Stadtleben-Ressorts, Lukas Matzinger, hat sich unter die Reichen und Schönen am Opernball gemischt. Hier lesen Sie seinen Bericht.
Kennen Sie einen Koch oder eine Köchin auf der Suche nach einer neuen Stelle? Die Gastronomin Daniela Condric – sie betreibt das Lokal 'Cay' am Yppenplatz – sucht seit Wochen und bietet mittlerweile 3000€ pro Monat. Was hinter dem Arbeitskräftemangel in der Gastronomie steckt, erfahren Sie hier.
Hallyu, die koreanische Welle, hat es bis nach Österreich geschafft. Was heißt geschafft, sie ist schon längst über uns hinweggeschwappt und hat tausende Fans mitgerissen. Sie noch nicht? Dann lesen Sie unbedingt diesen Artikel meiner Kollegin Lina Paulitsch.
... umgehen? Das hat sich meine Kollegin Eva Konzett nach dem Fall Teichtmeister gefragt. Gemeinsam mit dem langjährigen Jugendrichter Norbert Gerstberger und dem Sexualtherapeut Peter Wanke (Verein Limes), der mit jugendlichen Sexualstraftätern arbeitet, diskutiert sie darüber im FALTER-Podcast.
Wir Handwerker haben es gerne scharf.
Darum lag uns die Entwicklung einer effizienten Chilimühle sehr am Herzen – sie steht nun täglich im Einsatz!
WauWau ist eine Manufaktur in Wien, die sich auf Pfeffer- und Salzmühlen, Chilimühlen und Kaffeemühlen spezialisiert hat. Wir produzieren als einziges Unternehmen in Österreich die entsprechenden Präzisionsmahlwerke zum passenden Mahlgut: https://www.wauwau.at/