Nie mehr Schule - FALTER.maily #1103
Ich schreibe Ihnen diese Zeilen aus meinem Kärntner Jugendzimmer. Beim Blick aus dem Fenster sehe ich heute wie damals nichts als Wälder ...
Acht Monate gemeinnützige Arbeit. Das ist das Urteil, das Justyna Wydrzyński vor wenigen Tagen erhielt, weil sie einer Landsfrau in Not eine Abtreibungspille zur Verfügung stellte. Im EU-Land Polen ist "Beihilfe zur Abtreibung" nämlich eine Straftat. Die schwangere Frau hatte jedoch keine andere Möglichkeit zur Abtreibung als diese Pille. Denn in Polen ist ein Schwangerschaftsabbruch de facto verboten.
Sie sei mit einem gewalttätigen Mann verheiratet, der drohte, sie anzuzeigen, wäre sie gemeinsam mit ihrem dreijährigen Sohn nach Deutschland gereist, um einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen, erklärte die betroffene Frau, weshalb sie Wydrzyński um Hilfe bat.
Die Pro-Choice-Aktivistin hatte erst vergangenen Februar im U-Parlament eine beeindruckende Rede über die Kriminalisierung von Abtreibung in Polen gehalten.
Ihre gesetzliche Verurteilung "markiert einen bedrückenden Tiefpunkt in der Unterdrückung der reproduktiven Rechte in Polen: ein Rückschritt, für den Frauen und Mädchen – und diejenigen, die ihre Rechte verteidigen – einen hohen Preis zahlen", sagte Agnès Callamard, internationale Generalsekretärin von Amnesty International nach der Verurteilung der Pro Choice-Aktivistin.
In Österreich verhelfen die mutigen Aktivist:innen von Ciocia Wienia schon seit Längerem polnischen Frauen zu ihrem Recht auf Selbstbestimmung über ihren Körper. Sie organisieren Fahrten von Polen nach Wien, übernehmen die Kosten für den Schwangerschaftsabbruch und sorgen auch dafür, dass die Frauen einen sicheren Ort haben, um sich von dem medizinischen Eingriff zu erholen.
Die Verurteilung von Justyna Wydrzyński ist nur ein Beispiel dafür, wie Frauenrechte und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Europa unter Druck kommen. In Italien wurde unter der extrem rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni das Ministerium für "Gleichberechtigung und Familie" in das "Ministerium für Familie, Geburtenrate und Gleichberechtigung" umbenannt. Der italienische Senat stimmte vor Kurzem gegen eine Verordnung der Europäischen Kommission zur grenzüberschreitenden Anerkennung gleichgeschlechtlicher Eltern. Italien rückt damit näher an die Visegrad-Staaten Tschechien, Ungarn, Polen und Slowakei, die diese Verordnung ebenfalls blockieren.
So weit ist es in Österreich noch nicht. Aber mit dem im Koalitionspakt festgeschriebene Verbot gendergerechter Sprache im niederösterreichischen Landesdienst hat die FPÖ als Juniorpartner der neuen türkis-blauen Landesregierung einen kleinen Punktesieg. Im Koalitionsabkommen von ÖVP und FPÖ kommt das Wort "Frau" ausschließlich im Zusammenhang mit Gewalt vor. Auch das ist ein Zeichen, welchen Stellenwert Gleichstellungspolitik im türkis-blau regierten Niederösterreich hat.
Ihre Nina Horaczek
Wenn Sie mehr über die mutigen Frauen von Ciocia Wienia erfahren wollen; wir haben die Organisation und ihre wichtige Arbeit im Juni 2021 im FALTER porträtiert. Wenn Sie die Gruppe finanziell unterstützen möchten, können Sie das hier tun.
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