Worüber wir zu wenig reden - FALTER.maily #1104
Vor wenigen Wochen schrieben Florian Klenk und ich über K.O.-Tropfen im FALTER 20\/23. Mehrere Betroffene erzählten darin ihre Geschichte, ...
Vorgestern, während einer Besprechung in der Redaktion, vibrierte mein Handy. Auf dem Display rechts oben leuchtete eine kleine Rakete auf. Sie ist das Symbol dafür, dass just in dem Moment, in dem wir im gemütlichen Wiener Büro saßen, in Kiew Luftalarm ausgelöst wurde.
Die Benachrichtigung kam von der App namens “Idi Nahui”, was ungefähr so viel bedeutet wie “Fick dich!” –eine Botschaft, gerichtet an den russischen Aggressor, der seit mehr als einem Jahr Raketen und Drohnen auf die Ukraine abfeuert. Es ist eine der vielen Alarm-Apps, die die Menschen in der Ukraine seit Kriegsbeginn auf ihren Handys installiert haben, auf meinem ist sie ein Überbleibsel meiner Recherchereise nach Kiew und Bucha.
Die Luftalarm-Apps gehören quasi zur Standardausrüstung eines jeden Menschen in der Ukraine. Man klickt seine Region an und bei Luftalarm erscheint ein Lautsprecher mit dem Zusatz “do not leave shelter”. Gehen Sie in den Keller, den U-Bahn-Tunnel oder in fensterlose Räume! Wenn der Alarm vorbei ist, beruhigt eine Taube in gelb-blau: “no worries”.
Eine kundige Kollegin riet mir vor Reiseantritt, mich auch mental auf den Luftalarm vorzubereiten, um nicht “in Panik” zu geraten. Genau das tat ich. Mein Kiewer Hotelzimmer lag im 9. Stockwerk samt Panoramafenster mit Blick über die Dächer der Stadt. Was würde ich tun, wenn es mitten in der Nacht losgeht, ich Sirenen aufheulen oder womöglich Detonationen höre? Ich überlegte genau. Was platziere ich in Griffweite, wo stehen meine Schuhe, damit ich ja schnell in den Keller des Hotels gelange? Wie komme ich vom 9. Stock hinunter in den Keller? Das Hotel hat einen eigenen Generator, der Aufzug sollte auch bei Stromausfällen funktionieren. Trotzdem, zur Probe ging ich einmal durch das Stiegenhaus zur Rezeption.
Ukrainerinnen und Ukrainer, denen ich meine kleinen Vorbereitungen und Strategien schilderte, lächelten verständnisvoll und milde. Die Nachrichten der Alarm-Apps haben sie in ihren Alltag mittlerweile wie den Wetterbericht integriert. Eine junge Familie erzählte mir, dass sie ihre kleine Tochter auch bei Luftalarm in ihrem Bett schlafen lassen. Nur wenn es wirklich schlimm wäre, schieben sie das Bettchen in den fensterlosen Gang. Eine junge Frau erzählte, dass ihr Vater bei Luftalarm auf den Balkon geht, sich eine Zigarette anzündet und auf den Horizont starrt.
Ich hatte Glück: In den Tagen, die ich in Kiew verbracht hatte, gab es kein einziges Mal Alarm – erst auf meinem Rückweg, da war ich bereits über der Grenze und in Sicherheit.
Ihre Nina Brnada
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