Worüber wir zu wenig reden - FALTER.maily #1104
Vor wenigen Wochen schrieben Florian Klenk und ich über K.O.-Tropfen im FALTER 20\/23. Mehrere Betroffene erzählten darin ihre Geschichte, ...
Die Salzburger Landtagswahl ist geschlagen und in den Analysen und Kommentaren lesen wir vor allem eine Schlussfolgerung: die Mitte verliert, die politischen Ränder wurden gestärkt. Das kann man gemäß der "Hufeisentheorie" so sehen.
Man kann die Verluste der ÖVP und SPÖ und die Gewinne der FPÖ und KPÖ aber auch anders interpretieren. Nämlich klassistisch, oder wie man es früher einmal sagte, ohne dabei erröten zu müssen: marxistisch. Die "unten" wurden gestärkt, die "oben" verlieren.
Jedenfalls signalisiert das Salzburger Wahlergebnis dem politischen Establishment eines: Es gibt einen großen Wunsch nach Gestaltung statt Verwaltung. Die KPÖ geht es sozialpolitisch, die FPÖ identitätspolitisch an. Letzteres ist einfacher, weil mit Rassismus und Hetze emotionalisiert man schnell einmal. Wer Umverteilung propagiert wie die KPÖ, braucht einen langen Atem in Österreich.
Überhaupt, die KPÖ und ihr neuer Star, Kay-Michael Dankl. Auch da erzählen uns die Reaktionen auf sein gelungenes ZiB2-Debüt am Montag mehr über die, die ihn einzuordnen versuchen, als über ihn selbst. Huch, ein Kommunist! Wie kann er sich nur so nennen? Gut, dass er sich von Moskau und Putin so klar distanziert! Hmm, der spricht ja in ganzen Sätzen und schaut fast bürgerlich aus. Aber zumindest linksradikal muss er sein, gell?
Dass Dankl einfach "nur" gestanden links ist, mitten im Mainstream des europäischen Links-Spektrums, in dem sich einige post-kommunistische Bewegungen tummeln, daran müssen sich viele wohl erst gewöhnen. Daran sieht man auch, wie weit nach rechts der politische Diskurs in Österreich mittlerweile gerückt ist.
Das zeigt auch der Umgang mit dem roten Rebellen Andreas Babler. Huch, hat der in seinen Jugendjahren wirklich Marxismustheorie gepaukt? Fand er den Staatsmonopolitischen Kapitalismus (Stamokap) damals tatsächlich verfolgenswert?
Das ist reichlich geschichtsvergessen. Biografien sollte man aus den Umständen ihrer Zeit heraus verstehen und einordnen. Was damals milieutypisch und gängig war, im Rückblick zu skandalisieren, ist ziemlich einfach.
Was Dankl und Babler repräsentieren, kommt nicht vom Rand, sondern aus der Mitte der Gesellschaft. Es geht um Angst vor Armut, vor Abstieg und vor einer Zukunft, in der man keinen Platz für sich sieht. Das sind die Salzburger Signale, die wir hören sollten.
Ihre Barbara Tóth
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