FPÖ in Kabul: Die gescheiterte Gefangenenbefreiung - FALTER.maily #1204
Von Wien nach Istanbul und dann weiter mit der afghanischen "Kam Air", einer Fluglinie, die aus Sicherheitsgründen in der EU nicht ...
Ich hatte das Glück, vergangenes Wochenende nicht in Linz, sondern in Saint Malo und Umgebung in der Bretagne zu verbringen. Es war ein lange geplanter Urlaub, den ich nicht absagen wollte, bloß weil die SPÖ sich in einer selbstzerstörerischen Selbstfindungsphase befindet.
Im Rückblick bin ich doppelt dankbar.
Zum einen, weil mir das Schicksal der anderen Politik-Erklärbären erspart blieb, zuerst schlaue Analysen zu schreiben oder in TV-Studios zu verbreiten, warum Hans Peter Doskozil die Kampfabstimmung auf dem Parteitag gewonnen hat. Um dann, ab Montagabend, sportlich unverdrossen zu erklären, warum stattdessen doch Andreas Babler reüssierte.
Zum anderen, weil mir diese 48 Stunden die Grenzen und Fallen des politischen Beobachtungs-, Interpretations- und Kommentargeschäfts aufzeigten, dem ich ja seit vielen Jahren selbst angehöre. Es war eine dermaßen paradoxe Erfahrung, dass ich mir am Ende dachte: Jetzt habe ich wirklich alles durchgespielt. Es ist an der Zeit, etwas anderes zu machen. Oder das, was ich mache, anders zu machen.
Vielleicht ist es Zeit, zurückzukehren zu den Prinzipien jener Wissenschaft, die ich studiert habe: Zeitgeschichte. Es hat einen Grund, warum Historiker:innen zuwarten, bevor sie Geschehnisse aufrollen und bewerten. Warum sie einmal tief durchatmen, anstatt sich den Twitter-Zeigefinger wund zu tippen.
Wenn Historiker:innen ein Thema beforschen, vor allem, wenn es in der jüngeren Geschichte liegt, dann helfen ihnen unter anderem journalistische Quellen bei der Einordnung. Gut geführte Interviews mit Augen- und Zeitzeug:innen, akribisch recherchierte Berichte, Kommentare, die den Zeitgeist und die Stimmung einfangen: Das sind wichtige Zeugnisse für die spätere historische Forschung.
Ich habe meine Dissertation über die "Reder-Frischenschlager-Affäre" geschrieben. Ein vergangenheitspolitischer Skandal, der, weil er kurz vor der Waldheim-Affäre stattfand (über die ich mit Huberts Czernin einen Sammelband herausgegeben habe), in Vergessenheit geraten ist.
Beim Durchlesen der Zeitungen von damals wurde mir sehr bald klar, wo journalistische Exzellenz lag und wo nicht. Einer der Autoren (die Politik-Berichterstattung war damals noch sehr männlich dominiert), dessen Analysen immer weit über den Moment hinaus Relevanz hatten, war Hans Rauscher, damals im Kurier. Einer, der mit seinen Fragen an Waldheim im ORF Zeitgeschichte schrieb, Peter Rabl.
Im kommenden FALTER finden Sie ein Interview mit Rabl anlässlich seines 75. Geburtstags. Er prägte als Chefredakteur und Herausgeber den Kurier, das Profil und moderierte im ORF unter anderem den legendären Club 2 und erfand die ORF-Sommergespräche. Ich habe mich schon lange nicht mehr so auf eine Begegnung gefreut.
Einen schönen Sonntag wünscht
Ihre Barbara Toth
Samstag, 17. Juni: Die Lange Nacht der Demeter-Höfe
Kommenden Samstag laden Winzer:innen, Gemüsebetriebe, Ackerbäuer:innen, Tierhalter:innen, eine Imkerei und eine Soziale Landwirtschaft zur Langen Nacht der Demeter-Höfe.
Ob Familienprogramm, Weinverkostung, Hofführung, Tiererlebnis, Rosengarten oder Grillabend am Lagerfeuer – Demeter-Know-How ist überall dabei!
Alle Infos finden Sie unter www.demeter.at/aktuell/langenacht oder auf Facebook und Instagram.
... Radwege, so breit wie eine Autospur, und das überall. Und auch noch baulich getrennt von der Fahrbahn für motorisierte Vierräder. Warum, fragte ich mich, kriegt Wien das nicht annähernd so hin? Der Ring, zweispurig, mit einer Radspur. Das wäre was!
... erstaunliche Schnellfahrdisziplin. Auf Frankreichs Autobahnen herrscht Tempolimit 110, oft auch nur 90, und es halten sich wirklich fast alle sklavisch daran. Ohne Toleranzabweichung. Es regiert der Tempomat, das macht das Reisen entspannt. Warum nimmt sich Österreich das nicht zum Vorbild?
...mir schmecken Austern nicht, aber in der Bretagne kommt man nicht drumherum, sie zu probieren, weil es sie überall gibt. Wenn schon Austern, dann als Fast Food am Kai von Cancale mit Blick auf die Austernbänke im Meer vor einem. Die Austernzüchter verkaufen sie direkt von kleinen Ständen aus, man sitzt auf den Betonstufen der Mole. Die leeren Schalen wirft man ins Meer (oder in den Schlamm, je nach Tidenhub), für die Zitronenspalten gibt es einen eigenen Abfallcontainer. Sehr noble Mülltrennung.
Ich habe derzeit eine Lese-Retro-Phase. Ich lese täglich Tageszeitungen, ganz klassisch auf Papier in meinem Stammcafé. Ich entdecke dabei viel Unerwartetes. Das ist das Schöne. In den Sozialen Medien werde ich viel zu selten überrascht.
Im Sonntags-Kurier fiel mir ein Artikel auf, in dem – anonym zitiert – die ÖVP Niederösterreich zu uns spricht und uns erzählt, wie sie sich neu aufstellen will. "Mehr Kante in der Politik für die große Mehrheit der Normaldenkenden", sei jetzt gefragt, konkret, "Leistung, Vernunft und Hausverstand für die breite Mitte".
Die "Normaldenkenden", also. Beginnen politische Ansprachen der ÖVP bald mit der Anrede: "Liebe Normaldenker und Normaldenkerinnen!"? Eher nicht mit "Normaldenker:innen" oder gar "-*innen".
In Deutschland plakatiert die rechtsextreme AfD: "Deutschland. Aber normal". FPÖ-Chef Herbert Kickl verwendet in seinen Reden schon länger die Formulierung von den "normalen Leuten" oder "den Normalen", wenn er über seine Wähler:innen spricht.
"Normal", das sind in den Augen der ÖVP, FPÖ und AfD offenbar alle jene, die sich gegen "linke Ideen" stemmen. Und "links" ist gleich "woke", irgendwas mit "LGBTQIA+", "trans" und "gender", neuerdings "marxistisch" und natürlich Pro-Migration und Integration.
Fazit: Unsere politische Debattenkultur ist endgültig dort angekommen, wo sie Donald Trump in den USA – zerstört – hinterlassen hat.
Apropos Trump: Im FALTER-Radio hören Sie aktuell ein sehr feines und umfassendes außenpolitisches Gespräch zwischen Florian Klenk und dem Außenpolitikexperten und Welten-Kommentator Raimund Löw. Eine wahre Tour d'Horizon vom mangelnden europapolitischen Interesse der österreichischen Parteien bis zu den Strongmen der Weltbühne von Xi Xinping über Donald Trump bis zu Recep Tayyip Erdoğan. Prädikat: Hörenswert!