Sorry, Sora! - FALTER.maily #1201
Ich hoffe, meine Mail geht an den richtigen Verteiler. Weil - Sie haben es heute vielleicht mitbekommen und wenn nicht, erzähle ich es Ihnen ...
Ich saß in einem Termin und hatte nicht aufs Handy geschaut. Erst danach las ich: Havarie eines 30 Meter langen verrosteten Fischkutters, rund 80 Kilometer vor der griechischen Küste, rund 700 Geflüchtete sollen sich darauf befunden haben, 78 wurden tot geborgen, 104 überlebten – die Geretteten sind ausschließlich Männer.
Im Laderaum sollen sich Hunderte Kinder, Frauen, auch Schwangere befunden haben. Sie sind mit dem Wrack untergegangen, es ist nahe der tiefsten Stelle des Mittelmeeres fünf Kilometer herabgesunken. Es wird wohl für immer dort bleiben.
Die Nachricht katapultierte mich in meine ersten Wochen beim FALTER: Es war Ende April 2015, ich noch kein ganzes Monat Redakteurin und saß schon im Flieger nach Malta für eine Recherche, die mir bis heute zu den Eindrücklichsten zählt.
Vor acht Jahren war es ähnlich wie heute, die Agenturen vermeldeten Tote im Mittelmeer, es war die Rede von 700, gar 950 Schiffbrüchigen. Damals wurden 28 Menschen gerettet, 24 Tote geborgen und am Addolorata-Friedhof nahe der maltesischen Hauptstadt Valletta beigesetzt. Wer sie waren, woher sie kamen: Niemand wusste es. Die Särge der Namenlosen versahen lediglich Chiffren. Body 121, Body 122.
Vor der Beisetzung waren diese noch in einem überdimensionierten weißen Zelt vor dem maltesischen Spital Mater Dei aufgebahrt, vor den Füßen des damaligen EU-Flüchtlingskommissars Dimitris Avramopoulos, ebenso wie des einstigen italienischen Innenministers Angelino Alfano oder Petra Schneebauer, zu dieser Zeit Österreichs Botschafterin in Valletta, heute in Washington. In diesem Zelt mussten sie sich das schauderhafte Wehklagen der Eritreer anhören, die sich am Eingang drängten. Diese waren gekommen, weil sie gehört hatten, dass unter den Ertrunkenen viele ihrer Landsleute waren. Die Trauergäste weinten wohl auch um sich selbst. Denn sie waren dereinst selbst mit diesen Booten gekommen.
Und auch heute mangelt es nicht an salbungsvollen Floskeln. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson spricht von "moralischer Pflicht", Griechenland hat dreitägige Staatstrauer angekündigt. Bitter, um nicht zu sagen heuchlerisch, wo doch griechische Einsatzkräfte dokumentierte Pushbacks betreiben, also die Geflüchteten und Migranten einfach wieder auf offener See aussetzen.
Zwar hatte es diesmal offenbar Hilfsangebote an die Insassen des Bootes gegeben. Doch sie schlugen diese aus. Vielleicht auch, mutmaßen Flüchtlingshelfer, weil sie das Hilfsangebot für eine Falle hielten, die sich als Pushback entpuppen hätte können.
Ihre Nina Brnada
12 Stunden LiDo
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