Das kurze Leben des Mörders Alen R. - FALTER.maily #11200
Alen R. ist tot, es war Suizid. Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Amokfahrer von Graz in seiner Zelle in der Justizanstalt Stein gefunden ...
Die Ö-Promis Zadič, Kogler und Gewessler bei den Salzburger Festspielen 2023 (© Starpix / picturedesk.com)
Wie jedes Jahr ist auch heuer die Festspielzeit über uns hereingebrochen. Das Fernsehen entdeckt die Kultur, und die Grünen entdecken die Sonntagsroben. Der Anblick der Ministerinnen Gewessler und Zadić im seidenen Ballkleid, oder was immer es war, entschädigt für viele Jahre politischer Wühl- und Aufbauarbeit.
Sie sind, was man einen optischen Aufputz nennt, Seite an Seite mit ihren Kolleginnen Karoline Edtstadler und wie hieß sie noch gleich, ahja, die unvermeidliche „Ellie, es ist nie vorbei“ Köstinger. Die österreichische Prominenz besteht nicht aus B- oder C-Promis. Es sind Ö-Promis, eine ganz eigene Gattung, heimisch in den hiesigen Klatsch- und Gletscherspalten und nur hier von Interesse.
Festspiele sind Wirtschaftsunternehmen, aber sie markieren auch einen Höhepunkt im Kunstjahr. Man wird auf dort gehaltene Reden aufmerksam. Was uns sonst das ganze Jahr nicht kümmert, hier erhält es ein spezifisches Gewicht, umgekehrt proportional zu seiner Bedeutung. Meist sind Eröffnungsreden zu Festspielen eine routinierte Angelegenheit. Man spürt, wie die Intendanten seit einiger Zeit bei der Wahl der Redner bedachtsam vorgehen. Sie möchten die Sponsoren nicht vergrämen. Für ein Machtwort sorgt der Bundespräsident. Es kommt pünktlich wie die ÖBB, neuerdings in Bregenz, wo er dazu aufrief, mit Worten abzurüsten. Womit er die panierlustige Bröselfreaktion der Schwürkisen erst recht aufmunitionierte.
In der Publikation eines ebenfalls alten Grünen, in Peter Pilz digitaler Plattform ZackZack, las ich dazu einen Aufsatz des Schriftstellers Daniel Wisser, der scharf und zu Recht mit dem Festspielgehabe abrechnet. Darin heißt es: „Dabei müssten nicht alle diese Redner feig sein. Da haben wir etwa einen Bundespräsidenten in seiner zweiten und somit letzten Amtszeit. Ein Mann, der absolut nichts zu verlieren hätte, wenn er Kritik übte. Doch leider tritt genau das ein, was wir aus der österreichischen Geschichte nur allzu gut kennen: Es wird zugedeckt und verschwiegen und alle jene, die unangenehme Wahrheiten aussprechen, werden zur ,Abrüstung der Sprache‘ aufgerufen. Im Gegenteil: Die Sprache muss aufgerüstet werden, treffsicherer und genauer werden. Über die antidemokratischen und antisemitischen Neigungen der Gründungsväter der Salzburger Festspiele gäbe es viel zu sagen …“
Dem füge ich nur eines hinzu: Sprache und Rüstung haben nichts, aber schon gar nichts miteinander zu tun. Sie sind voneinander grundsätzlich verschieden, es gibt keinen größeren Gegensatz. Wisser hat also nicht recht. Aber er hat insofern doch recht, als er mehr Genauigkeit und Schärfe fordert.
In der antiken Rhetorik gab es Redeübungen, bei denen sich die Azubis in dieser Königsdisziplin mit einem Problem in allgemeiner Form auseinanderzusetzen hatten. Der Rhetor Demetrios von Phaleron (360-280), bemerkenswert, weil er als „Philosophenkönig“ von Gnaden der Makedonier Athen zur allgemeinen Zufriedenheit zehn Jahre lang regierte, entwickelte das Übungsprogramm weiter, indem er die Fragestellung konkreter machte. Statt „Sprechen sie über zunehmende Gewaltaffinität in der politischen Sprache“ hätte Demetrios die Aufgabe für Alexander Van der Bellen so formuliert: „Benennen Sie die rhetorischen Gewalttäter, erklären Sie die Unterschiede zwischen Ihnen, und teilen Sie uns mit, wie man sie aufhalten kann!“
Item: Wir brauchen mehr Klartext, weniger Kostümchen und allgemeines Gelaber.
Haben Sie trotzdem eine schöne Woche
Ihr Armin Thurnher
Die Kolumne spult ihr Programm ab, zwischen Sport, Kunst, Nonsense und Politik. Aber aufgepasst, der Epidemiologe rastet nicht. Kürzlich lieferte Robert Zangerle, angeregt durch den Normalitäts-Schwachsinn, einen Überblick zur „Corona-Normalität“. Ein unerlässliches Argumentarium!
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Eine Wiener Institution im Wandel der Zeiten. Wie das so ist mit den Institutionen dieser Stadt: prekär und doch vital. Ein liebevolles Porträt des Ottakringer Bads von seinem Langzeit-Besucher Wolfgang Machriech.
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Morgen, Montag, sprechen Raimund Löw und Eva Konzett im Rahmen der FALTER-Sommergespräche im MQ mit dem Ersten Vizepräsident des Europaparlaments, Othmar Karas (ÖVP).
Es wird unter anderem um den "Europäischen Grüne Deal" gehen und um das heiß umkämpfte Renaturierungsgesetz.
Der Live-Podcast startet um 19h im großen Innenhof des Museumsquartiers (da hat sich die Sonne bereits hinter dem MuMoK verzogen) und der Eintritt ist frei. Schauen Sie vorbei, holen Sie sich ein kühles Getränk und lauschen Sie der Diskussion!
Weitere Termine:
09. August: Raimund Löw und Soraya Pechtl im Gespräch mit Wiens Vizebürgermeister, Christoph Wiederkehr (Neos)
30. August: Barbara Tóth und Katharina Kropshofer im Gespräch mit Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne)
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