FPÖ in Kabul: Die gescheiterte Gefangenenbefreiung - FALTER.maily #1204
Von Wien nach Istanbul und dann weiter mit der afghanischen "Kam Air", einer Fluglinie, die aus Sicherheitsgründen in der EU nicht ...
Die Texte des spanischen Sängers helfen auf die Sprünge (© City of Boston Archives from West Roxbury, United States | CC BY 2.0)
Ich habe vor wenigen Tagen meine – ich gebe es zu – sehr bescheidene Plattensammlung sortiert. Die Hintergründe für diesen Schritt würden zu weit führen, aber so viel: Mit einem Mal hielt ich eine LP von Julio Iglesias in meinen Händen: "Wenn ein Schiff vorüberfährt, fährt mit ihm die Sehnsucht" singt der Spanier auf deutsch darauf. Und "ein Jahr geht bald vorbei", das singt er auch noch. Da fiel mir ein anderes Schiff ein, das möglicherweise vorüber gefahren ist. Und zwar an Österreich.
Es war im Oktober 2022, der Gaspreis war durch den russischen Angriff auf die Ukraine um 340 Prozent höher als er es noch ein Jahr zuvor gewesen war, und die Ministerin Leonore Gewessler und der Bundeskanzler Karl Nehammer taten eine Reise. Sie fuhren nach Abu Dhabi zu den Scheichs und baten um Flüssigerdgas, kurz LNG. Die Scheichs, die in diesen Tagen viele solcher Anfragen bekamen, sagten ein Schiff zu. Oder so irgendwie. Und für irgendwann. Wahrscheinlich im kommenden Herbst. Möglicherweise.
Der Besuch war offiziell ein Staatsbesuch, anders hätte man in diesen Tagen in der Hauptstadt der Arabischen Emirate gar keinen Termin bekommen. Die eine Schiffsladung würde die Versorgung für 65.000 österreichische Haushalte für ein Jahr absichern, erklärte der Bundeskanzler sodann so staatstragend wie ohne Zweifel. Es stand viel auf dem Spiel. Nehammer freute sich, einen besseren Deal als die Deutschen herausgeschlagen zu haben. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz und sein Wirtschaftsminister Robert Habeck hatten einen Monat zuvor vorbeigeschaut. Die Klimaschutzministerin mahnte etwas kleinlaut die Demokatiedefizite in den Vereinigten Arabischen Emirate ein.
Da die Gasversorgung in Österreich aber an ein Privatunternehmen ausgelagert ist, an die OMV nämlich, wurde die Absichtserklärung dann auch vom OMV-Chef Alfred Stern unterschrieben, wobei man anstrebe, "für die Wintersaison 2023/2024 den Kauf eines LNG-Cargos zu arrangieren", wie Stern danach erklärte.
Will heißen: Mehr als eine Absichtserklärung war das, was da in Abu Dhabi vereinbart worden war, nicht.
Die Neos haben jetzt im Nationalrat nachgebohrt und wollten wissen, wann denn und ob überhaupt mit dem Schiff aus der Wüste zu rechnen sei. Das Finanzministerium hat nun geantwortet, für diese Fragen nicht zuständig zu sein. Für die OMV gelte das sogenannte "Interpellationsrecht des Nationalrates", das Unternehmen befinde sich außerhalb der Vollziehung. Der offizielle Regierungsbesuch hin oder her. Wie das jetzt mit dem Schiff wirklich ist, darüber sagt man also nichts. Die Beantwortung liegt dem FALTER vor.
Nach dem Besuch hatte Karl Nehammer noch erklärt, "die Versorgungssicherheit für das nächste Jahr vorzubereiten". Jetzt erklärte das Finanzministerium, dass seine Aufgabe nicht darin bestehe "in einzelne Geschäftsfälle oder unternehmerische Entscheidungen der Beteiligungsunternehmen einzugreifen." Sprich der OMV.
Und was sagt die OMV dazu? Man arbeite ständig "an weiteren Diversifizierungsmaßnahmen zur Gasversorgung, sobald wir Projekte finalisieren bzw. Verträge abschließen, werden wir diese kommunizieren." Da ist jeder Liebesschwur im Schlager konkreter.
Auf der unternehmenseigenen Verkündigungsseite jedenfalls findet sich nichts zu einem abgeschlossenen Vertrag über die Schiffslieferung.
"“Wenn du heut' fort gehst. Dann nicht für immer", singt Julio.
Der Suche nach alternativen Rohstoffquellen hat die österreichische Bundesregierung inzwischen Adieu gesagt (dem österreichischen Beharren auf russisches Gas hat die New York Times gestern ein langes Stück gewidmet). Oder wie Neos-Abgeordnete Karin Doppelbauer meint: "Österreich hat nach wie vor eine der höchsten Abhängigkeiten von russischem Gas in der Europäischen Union, die Diversifizierungsstrategie der Bundesregierung ist wohl, wie auch das LNG Schiff aus Abu Dhabi, von der Bildfläche verschwunden."
Und plötzlich spielt einem das Hirn diese andere eingängige Melodie: "Ein Schiff wird kommen (...) und meine Sehnsucht stillen."
Nur halt nicht für Österreich.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend
Ihre Eva Konzett
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Die erste Giraffe für den Tiergarten Schönbrunn kam auch mit einem Schiff, 1828 war das. Das arme Tier brach sich die Hinterbeine während des Transports, das fiel aber niemandem auf, weil kein Österreicher zuvor eine anatomisch korrekte Giraffe gesehen hatte.
Die Giraffe Sophie hat diese Probleme nicht. Sie lebt heute im Wiener Zoo. Dort hat sie meine Kollegin Katharina Kropshofer besucht, vor allem, um mit Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck über seine umstrittenen Pläne zu sprechen. Hering-Hagenbeck wollte die Tiernamen im Zoo ebenso abschaffen, wie eine Pumpgun anschaffen. Für beides hat er sich eine blutige Nase vom Boulevard geholt. Wer ist der Mann?
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Die österreichische Tangente - hallo BVT! - habe ich hier zusammengefasst.
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Für gewöhnlich weist unsere Kultur- und Programmbeilage auf urbane Veranstaltungshighlights hin. In der aktuellen Titelgeschichte nimmt Sie Katharina Kropshofer mit auf eine Reise in die Natur, hinaus in Wiesen, Wälder, Auen und Salzlacken. Naturerlebnisse in Wien empfiehlt Filmexpertin Sabina Zeithammer, sie stellt das Open-Air-Kinoangebot vor. Sara Schausberger weiß, was sich bei Impulstanz tut, Sebastian Fasthuber legt die Literatur-Schiene O-Töne nahe, Miriam Damev das niederösterreichische Kammermusikfestival Allegro Vivo, und Barbara Fuchs hat einen feucht-fröhlichen städtischen Outdoor-Tipp für Kids.
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