FPÖ in Kabul: Die gescheiterte Gefangenenbefreiung - FALTER.maily #1204
Von Wien nach Istanbul und dann weiter mit der afghanischen "Kam Air", einer Fluglinie, die aus Sicherheitsgründen in der EU nicht ...
Fußballstadien sind Spiegelbilder der Gesellschaft. Ich bin kein Fußballfan, aber da ich gerade drei Monate in Argentinien verbracht und meine Sprachkenntnisse vertieft habe, empfinde ich eine gewisse Nähe zur hispanischen Welt und freue mich über den Sieg der Spanierinnen bei der Weltmeisterschaft in Sidney. Ich habe mir die Siegesfeier angeschaut. Sie hat einen politischen Sturm ausgelöst, der fast zu erwarten war. Denn Spanien ist eine traditionelle Hochburg des Machismo und zugleich das fortschrittlichste Land Europas in Genderfragen.
Bei der Zeremonie kann der Präsident des spanischen Fußballverbands Luis Rubiales der Versuchung einer vulgären machistischen Siegesgeste nicht widerstehen und greift sich kräftig an die Hoden. Als dann die Siegerinnen zur Gratulation antreten, umklammert er den Kopf einer Spielerin mit beiden Händen wie einen Ball und drückt ihr einen Kuss auf den Mund. Gefallen habe ihr das sicher nicht, aber was hätte sie schon dagegen tun können – hört man sie auf einem Video zu ihren Teamkolleginnen sagen. Nachher drängt sie der Fußballverband zu einer schriftlichen Stellungnahme, die den Zwischenfall als überschwängliche Geste verharmlost.
Rubiales selbst kann die Aufregung über sein Verhalten nicht verstehen. Spontan beschimpft er Kritiker an seinem „normalen“ Ausdruck der Freude als Idioten, Dummköpfe und Versager. Erst verspätet entschuldigt er sich, widerwillig. Es bleibe ihm ja nichts anderes übrig, sagt er. Von Einsicht keine Spur.
Das Urteil der Öffentlichkeit ist eindeutiger. Rubiales kenne die Mindestregeln nicht, die ein öffentlicher Vertreter Spaniens beachten muss, schreibt die führende Zeitung des Landes, El Pais. Er reproduziere genau die Macho-Anmaßung, zu deren Überwindung der Sieg der Fußballerinnen beitrage. Auch der sozialistische Regierungschef Pedro Sánchez findet das Verhalten des Fußballfunktionärs inakzeptabel.
Sánchez hat durch vorgezogene Wahlen im Juli eine rechte Koalition verhindert. Der König hat zwar den konservativen Oppositionsführer mit der Regierungsbildung beauftragt, der hat aber keine Mehrheit im Parlament. Die progressive Genderpolitik der linken Regierung war eines der zentralen und umstrittensten Fragen im Wahlkampf. Sie hat das Thema der geschlechtsspezifischen Gewalt auf eine radikal neue Basis gestellt: sexuelle Freiheit muss auf eindeutiger Zustimmung beruhen. Solo sí es sí – nur Ja heißt Ja. Alles andere ist als sexuelle Gewalt zu verstehen.
Wie schwer dieses Prinzip durchzusetzen ist, hat sich in Sidney vor laufenden Kameras erneut gezeigt. Das gilt besonders für macho-dominierte Gesellschaften. Aber durchaus auch für andere europäische Gesellschaften, die sich über die Macho-Kultur erhaben fühlen, aber in Genderfragen auf ähnlichen Positionen verharren. Man muss kein Fußballfan sein, um den Frauen des spanischen Nationalteams für ihren Sieg dankbar zu sein.
Ihr Franz Kössler
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