Raus aus dem Gas: Aber wie? - FALTER.morgen #284

Versendet am 16.03.2022

>> Weg von der Gasheizung? Einfach ist das nicht – aber es geht >> Fall Karmasin: Ein Auftrag am Amtsweg vorbei >> Alle Kinder, fertig, los! >> Film-Tipps von Michael Omasta

Wetterkritik: Der Himmel bleibt auch heute trüb. Aber wissen Sie was fehlt? Der Regen. Im März gab es überhaupt kaum Niederschlag. Also, wenn schon wolkig, dann bitte mit Guss. 


Guten Morgen!

Das hatte ich nicht erwartet. Wir erkundigen uns ja immer wieder nach Ihrer Meinung zu Themen wie Radinfrastruktur, zu Parkplätzen oder Fiakerpferden. Oft bekommen wir eine Handvoll Mails zurück, bei polarisierenden Themen sind es schon mal ein paar dutzend. 

Aber als wir Sie vorige Woche nach ihrer Gastherme gefragt haben, ist unser Postfach regelrecht übergelaufen. Zwischen 250 und 300 Mails haben uns erreicht. Von Mietern, Wohnungseigentümerinnen und Hausbesitzern, die alle ihre Thermen loswerden wollen, aber nicht wissen, wie.  

Das war uns ein Auftrag: Meine Kollegin Katharina Kropshofer und ich haben bei zahlreichen Installateuren, Strom- und Gasanbietern, bei der Stadt Wien, Wissenschaftlern und Beratungsstellen durchgeklingelt, uns erkundigt und Tipps für Sie zusammengestellt, die wir Ihnen heute und morgen präsentieren. Sie können unseren Newsletter auch gern an interessierte Personen weiterleiten, wir freuen uns darüber.

Außerdem: Eva Konzett berichtet, wie es die inhaftierte Ex-Ministerin Sophie Karmasin schaffte, am offiziellen Weg vorbei einen üppigen Auftrag für die Erstellung eines Leitbildes für das Wirtschaftsministerium zu bekommen. Im letzten Teil der Serie „Alle Kinder, fertig, los!" zeigen wir Ihnen, wie Kids ihre Auge-Hand-Koordination verbessern können. Und Michael Omasta weiß, welche Filme Sie diese Woche nicht verpassen sollten.

Einen schönen Tag wünscht Ihnen

Soraya Pechtl


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Vom Gas gehen

Wir haben Tipps, wie Sie Ihren Energieverbrauch reduzieren und auf welche Heizformen Sie umsteigen können.

Leicht wird das nicht: Die Stadtregierung will bis 2040 aus fossilen Energieträgern wie Öl und Gas aussteigen. Spätestens seit dem Einmarsch Wladimir Putins in die Ukraine wurde auch dem letzten Zweifler klar, dass wir uns um alternative Energiequellen umsehen müssen. Aber wie? In Wien heizen noch immer rund 442.000 von insgesamt 911.000 Haushalten mit Gas. Und der Preis pro Kilowattstunde (kwH) steigt. 

Bei der Wiener Beratungsstelle Hauskunft laufen seit Kriegsbeginn die Telefone heiß. Viele haben Angst, sich das Heizen nicht mehr leisten zu können – oder dass im nächsten Winter überhaupt kein Gas mehr durch die Leitungen fließt. Was die Politik dagegen tun will, lesen Sie diese Woche im FALTER. Was Sie als Einzelperson tun können, verraten wir Ihnen hier. 

Für Mieter

Wer in einer Stadt wie Wien in einer Mietwohnung mit Gastherme lebte, steht vor einem fast unlösbaren Problem: Darüber, ob das Gerät entfernt oder ersetzt wird, entscheidet der Vermieter bzw. Eigentümer.

Am nachhaltigsten und vernünftigsten wäre der Umstieg auf …

  • Fernwärme & Erdwärme: „Lösungen für einzelne Wohnungen können nie so gut sein wie für ein ganzes Haus”, sagt eine Sprecherin vom Wohnfonds Wien – auch weil individuelle Maßnahmen (siehe unten) das Stromnetz belasten können. In Wien ist das Fernwärmenetz gut erschlossen. Wenn Gebäude in der Nachbarschaft bereits an die Fernwärme angeschlossen sind – erfragen lässt sich das bei Wien Energie – stehen die Chancen gut, dass ein schneller Umstieg möglich ist. Ansonsten sind auch Wärmepumpen für das ganze Haus eine Möglichkeit. Verbünden Sie sich mit ihren Nachbarn und reden Sie mit der Hausverwaltung oder den Eigentümern. Nehmen Sie Unterlagen für Förderungen mit: Finanzielle Anreize helfen vielleicht dabei, die Vermieter zu überzeugen. 

Fernwärmenetzplan in Wien: Bei Gebäuden mit Anschlüssen in der Nachbarschaft ist der Umstieg gar nicht so schwierig. Bis 2040 sollen 56 Prozent des Wärmebedarfs in Wien über Fernwärme, der Rest im Wesentlichen über Wärmepumpen gedeckt werden. © Wien Energie

Wenn das nicht möglich ist, können Sie zumindest mit individuellen Maßnahmen dafür sorgen, dass ihr Gasverbrauch sinkt.

  • Solar- und Photovoltaik-Paneele: Sie brauchen nicht unbedingt ein Flachdach und eine teure, großflächige Solaranlage. Schon ein Quadratmeter kann die Energieerzeugung durch die Gastherme ergänzen. Photovoltaik-Paneele können Sie auch beim Verbund mieten - dann sparen Sie sich die hohen Anschaffungskosten. Dazu ist übrigens keine Zustimmung des Vermieters notwendig.

  • Infrarot-Paneele: „Infrarotpanele laufen mit Strom und werden immer effizienter", erklärt eine Sprecherin vom Verbund. Das Beheizen ganzer Wohnungen ist aber nach wie vor schwierig – sie sind eher als Ergänzung für gut gedämmte Räume oder für Wochenendhäuser geeignet. Eine Zustimmung des Vermieter ist ebenfalls nicht notwendig. Verschiedene Anbieter haben auf ihren Websites Rechner installiert, mit denen sich der Verbrauch und die Heizleistung abschätzen lässt (einfach nach infrarot paneele heizung berechnen googeln).

  • Fassaden- und Fenster-Dämmungen können den Energiebedarf enorm reduzieren. Derartige Sanierungsmaßnahmen müssen Sie mit den Vermietern abklären - die Mietervereinigung hilft Ihnen gegebenenfalls dabei, dichtere Fenster zu bekommen. Zur Not gibt es auch Abdichtband im Baumarkt

  • Pelletöfen: Wenn Sie einen funktionierenden Kaminanschluss haben, können Sie einen Holz- oder Pelletofen in die Wohnung stellen. Wenn nicht, sollten Sie mit ihrem Vermieter klären, ob Sie einen legen dürfen. Wenn Sie derartige Wohnungs-Verbesserungsmaßnahmen selbst vornehmen, können Sie im Gegenzug eine Mietreduktion aushandeln.

Spar-Tipps

Nicht nur der Gaspreis steigt, auch der Strom wird teurer. So können Sie den Verbrauch und damit die Kosten senken: 

  • Die simpelste Lösung ist, den Thermostat um ein paar Grad runter zu drehen. Wenn Sie die Heizung um einen Grad drosseln, sinkt der Verbrauch bereits um sechs Prozent, bei einer Reduktion von 22 auf 19 Grad um zwölf Prozent. Kommt Ihnen dazu zu kühl vor? Diese Raumtemperatur war früher nicht ungewöhnlich: „In der Schule habe ich gelernt, dass 18 Grad die anzustrebende Temperatur sind. Heute sind es 23 Grad. Vielleicht kommt jetzt wieder eine Phase, wo man einen Pullover anzieht”, sagt Sigrid Stagl, Professorin am Institut für Ecological Economics an der WU Wien.  

  • Kühlschrank: Beim Kühlschrank gilt das umgekehrte wie bei der Raumtemperatur: Ein Grad wärmer spart bis zu sechs Prozent Energie (auch bei sieben Grad sind Lebensmittel ausreichend gekühlt.) Außerdem ist es effizienter, den Kühlschrank nur zu zwei Dritteln zu befüllen. Geben Sie auch keine warmen Speisen hinein.

  • Kochen: Mit Deckel werden 1,5 Liter Wasser dreimal so schnell erhitzt als ohne. Wasserkocher sind noch effizienter. Beim Backofen gilt: Die Umluft-Funktion spart rund ein Drittel des Stroms. Sie können, wie auch beim Herd, Restwärme verwenden - das heißt, zehn Minuten vorher ausschalten und die Speisen nachgaren lassen. 

Knapp die Hälfte der Wiener Haushalte haben eine Gastherme © FALTER/ Christopher Mavrič

Die richtige Alternative ist eine individuelle Entscheidung, die unter anderem von der Gebäudeklasse und der Wohnform abhängt. Sie sollten sich also vorab beraten lassen (zum Beispiel bei der Energie- oder Wohnberatung).

Morgen haben wir Tipps für Wohnungseigentümer und Häusl-Besitzer.


Frage Des Tages

Wie viele Wiener Haushalte heizen mit Fernwärme?

1. 240.000

2. 390.000

3. 450.000

Auflösung von gestern: Wiens erster Magistratsdirektor, Wilhelm Grohmann, trat 1870 seinen Dienst an. Quelle: Wien Geschichte Wiki


Stadtnachrichten

Wien will die steigenden Energiekosten mit Hilfszahlungen abfedern: Ab 1. April bekommen besonders betroffene Wiener und Wienerinnen eine Einmalzahlung von 200 Euro. Anspruchsberechtigt sind Mindestsicherungssicherungs-Bezieher, Mindestpensionistinnen, Arbeitslose und Wohnbeihilfen-Bezieher. Wenn Sie berechtigt sind, wird der Betrag per Direktanweisung ausgezahlt. Antrag müssen Sie keinen stellen. Darüber hinaus fließen zusätzliche Förderungen in nachhaltige Energieformen, Sanierungen und den Austausch von energiefressenden Geräten.


Aufstehen, gurgeln, zähneputzen: So oder so ähnlich schaut der Tagesablauf vieler Wienerinnen und Wiener aus. Mit den endlosen Gratis-Test-Angeboten ist es aber bald vorbei. Ab 1. April dürfen Sie nur noch fünf Mal im Monat Gurgeln. Wer Corona-Symptome hat oder in Pflegeheimen arbeitet, bekommt weiterhin mehr Tests. Wie es mit Alles Gurgelt weitergeht, ist noch unklar: „Was das bedeutet mit den 5 Tests in den Bundesländern kann ich nicht beurteilen, aber in Wien ist es eine deutliche Reduktion, um das Virus zu beobachten”, schrieb Bürgermeister Michael Ludwig gestern auf Twitter. Das Lifebrain-Labor hat am Montag bereits 1.200 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet.

Im November hat das Lifebrain-Labor noch 1,27 Millionen PCR-Tests pro Tag analysiert. Bald dürften es sehr viel weniger sein © FALTER/ Christopher Mavrič

Ab April fällt auch die 10-tägige Quarantäne für ungeimpfte Kontaktpersonen. Sie dürfen in Zukunft mit Maske arbeiten, einkaufen und überall dorthin gehen, wo es keine 2G-Regel gibt.


Haben Sie schon Karten für das Benefiz-Konzert am Samstag im Ernst-Happel-Stadion? Ich wünsch es Ihnen, denn das Event ist seit gestern ausverkauft. 40.000 Besucher werden erwartet. Der ÖAMTC rechnet mit Staus und empfiehlt mit den Öffis anzureisen.


Recherche

Eva Konzett

„Lieber Michael!“

Ex-Ministerin Sophie Karmasin hat für das Wirtschaftsministerium ein Leitbild erstellt. Zu dem Auftrag kam sie offenbar abseits des Amtsweges.

Das 80.000-Euro-Angebot kommt in freundschaftlichem Ton. „Sehr geehrter Herr Generalsekretär, lieber Michael“, adressiert Sophie Karmasin das Schreiben. Die ehemalige Familienministerin und Meinungsforscherin will im Februar 2019 einen Auftrag im Wirtschaftsministerium bekommen. Der „liebe Michael“ ist Michael Esterl, die rechte Hand von Ministerin Margarete Schramböck.

Sophie Karmasin: Probleme auch im Wirtschaftsministerium © APA/Roland Schlager

Es geht um ein neues Leitbild für das Haus (wir haben im FALTER.morgen bereits berichtet). Die türkis-blaue Regierung hatte das Wirtschaftsministerium 2017 zurechtgestutzt, das nunmehrige „Ministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort“ befand sich im Selbstfindungsprozess. Da ist ein neues Leitbild nichts Ungewöhnliches.

Wie es vergeben wurde und worin es letztlich bestand, hingegen schon.

Nach dem Finanz- und dem Sportministerium, jenen beiden Häusern, für die Sophie Karmasin mutmaßlich geschobene Studien erstellte, rückt jetzt das Wirtschaftsministerium in den Vordergrund.

Seit Monaten recherchiert der FALTER über das Projekt. Stets hat das Ministerium betont, alle Vergabe- und Leistungsrichtlinien eingehalten zu haben. Man habe zusätzlich zum Angebot von Karmasin zwei weitere Angebote gemäß den ministeriellen Richtlinien eingeholt. Interne Unterlagen, die dem FALTER vorliegen, zeigen ein anderes Bild. Demnach hat nur ein zweites Unternehmen ein Angebot gelegt. Ein drittes wurde dazu eingeladen, sagte aber ab.

Und: Während der Konkurrent ausschließlich mit dem zuständigen Abteilungsleiter für Personal- und Organisationsentwicklung, Thomas Grandits, kommunizierte, wählte Karmasin den Weg über den Generalsekretär, über das politische Kabinett.

Das entspricht nicht dem üblichen organisatorischen Ordnungsweg, sagen Kenner der Verwaltung. Das geht nur mit parteipolitischer Kungelei.

Das ist nicht alles: Denn das hochtrabend daherkommende neue Leitbild, das eine neue „Identität“ für ein Ministerium vorsah, in dem „hierarchische Strukturen und ein reaktiver Führungsstil“ vorherrschten (laut Angebot), kam am Ende offenbar über Online-Umfragen, ein paar Sitzungen und ein Plakat nicht hinaus. Als der FALTER Ende der vergangenen Woche das Leitbild anforderte, kam eine DIN-A4-Seite zurück. „Wir gestalten. Jetzt und in Zukunft!“. Das Ministerium rechtfertigt sich mit 20 Interviews und einer 32-seitigen Präsentation.

Nur: Die Mitarbeiter aus dem BMDW haben vom Leitbild, abgesehen von neuen Laptop-Taschen, nicht viel mitbekommen. Die Präsentation hielt Karmasin zudem im November 2020. Einen Monat später bekam sie einen weiteren Auftrag zur „Umsetzung der ersten Phase des neuen Leitbilds“. Für zwölf Tagessätze à 2.083 Euro – macht insgesamt 24.996 Euro.

Das Wirtschaftsministerium hat die interne Revision, also die hauseigenen Kontrolleure, losgeschickt. Man wollte sich während der Untersuchung nicht zum Fall äußern. Warum Sophie Karmasin den Auftrag erhalten hat, steht in den Dokumenten. „Ausschlaggebend, mit wem wir das Leitbild gestalten wollen“, seien „die doch sehr gute Kenntnis über unser Haus, den öffentlichen Dienst und die damit einhergehende politische Verantwortung“ gewesen.  


Für Kinder

Alle Kinder, fertig los!

Sport- und Bewegungswissenschaftlerin Sophia Bolzano und Volksschul- und Sonderpädagoge Daniel Winkler präsentieren in ihrem Buch „Alle Kinder, fertig, los!“ 33 Bewegungsideen für Daheim, um bei Kindern spielerisch Mut und Neugierde zu wecken. Wir stellen Ihnen die nächsten fünf Wochen jeden Mittwoch eine davon vor.

Der verkehrte Stuhl

Bei dieser Aufgabe gibt es um geschicktes Werfen und Zielen können. Die Treffsicherheit und die Auge-Hand-Koordination wird immer mehr verbessert. Ob Ringe oder Mützen geworfen werden, ist den Kindern überlassen, natürlich auch ob von vorne, seitlich, auf einem Bein oder mit dem Rücken zum Stuhl geworfen wird.

© Falter Verlag

Ihr braucht: 2 Sessel (einer verkehrt auf dem anderen), 3–5 Ringe, Hauben oder Kapperl

Ausführung: Versuche, deine Ringe, Mützen oder Hauben aus zwei bis drei Meter Abstand auf die Beine des verkehrt liegenden Sessels zu werfen, so dass die Ringe genau darauffallen und am Bein runterrutschen bzw. die Hauben, Kapperl an den Beinen hängen bleiben.

Variationen: Wenn es zu leicht für dich wird, geh weiter weg oder halte dir ein Aug zu oder steh nur auf einem Bein. Oder ihr bestimmt, dass nur eines der vier Sesselbeine beworfen werden darf. Natürlich kann das Ganze auch um die Wette gespielt werden: Wer hat mehr Treffer von euch?


Event Des Tages

Lisa Kiss

Lesung

Die Wiener Autorin Puneh Ansari kann man sich als die stillere, etwas weniger rabiate Schwester von Stefanie Sargnagel vorstellen. Auch ihr erstes Buch „Hoffnun’“ besteht aus Facebook-Einträgen. Wobei ihre Texte tendenziell sogar die radikaleren, weil literarischeren sind. Ansaris Gedanken über das Leben, die Arbeitswelt, Tiere oder Ernährung drehen sich spiralartig zu schönen Wirbeln und entfalten eine eine starke Sogwirkung. Anlässlich der Bühnenfassung liest Ansari zusammen mit Genia Blum wieder einmal aus ihrem Buch. (Sebastian Fasthuber) 

Kosmos Theater, 20.00


Buchtipp

Thea Mengeler: connect

Vielen Texten wird Sogwirkung attestiert, Thea Mengelers Debüt thematisiert diese auch inhaltlich. Im Zentrum steht die Mittzwanzigerin Ava. Wie sie vom Werbeagentur-Dasein in das Leben einer Kommune gezogen und zwischen zwei extremen Wertewelten hin-und hergerissen wird, fesselt bis zum Schluss.

Das titelgebende Paralleluniversum „Connect" versteht sich als alternatives Lebensmodell, das Ava schließlich ganz vereinnahmt. Sie traut niemandem mehr außerhalb der Gruppe, in der Macht, Masse und Manipulation subtil vermittelt werden. Was ist Gehirnwäsche? Was Abhängigkeit? Fremdbestimmung? Der gelungene Roman kann als Psychostudie über Fokussieren und Fanatismus in der digitalen Gesellschaft gelesen werden. Er regt zum Nachdenken an und zieht mit seiner Radikalität in den Bann. (Juliane Fischer)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Film Tipps

Michael Omasta

Parallele Mütter

© Verleih

Eine erfolgreiche Fotografin und ein Teenager, die sich ein Zimmer in dem Krankenhaus teilen, in dem sie beide ihr erstes Kind zur Welt bringen, freunden sich miteinander an. Als die Fotografin später herausfindet, dass sie nicht die leibliche Mutter ihres Kindes ist, weil in der Klinik ihr Baby und das der Freundin vertauscht wurden, wird das zur seelischen Zerreißprobe. (Filmdienst)

Regie: Pedro Almodóvar, E 2021


Reflection

Der Chirurg Serhij wird im Konfliktgebiet in der Ostukraine von russischen Streitkräften festgenommen. Während seiner Gefangenschaft ist er Szenen von Erniedrigung, Gewalt und Gleichgültigkeit gegenüber dem menschlichen Leben ausgesetzt. Nach seiner Entlassung versucht er völlig desillusioniert in sein altes bürgerliches Dasein zurückzukehren und neuen Sinn in seinem Leben zu finden. Beklemmendes Drama von höchster Aktualität.

Regie: Valentyn Vasyanovych, UKR 2021


Soldat Ahmet

Ahmet ist ein Sohn türkischer Einwanderer, ein harter Boxer und fleißiger Soldat, der sich dem "Dienst für Österreich" verschrieben hat. Doch der Wunsch, sich wieder wie er selbst zu fühlen, lässt ihn einen alten Traum verfolgen: Er schreibt sich für Schauspielunterricht ein, wo man ihn ermutigt, sich mit seiner eigenen Verletzlichkeit auseinanderzusetzen. Leichter gesagt als getan!

Regie: Jannis Lenz, Ö 2021


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