Raus-aus-Gas-Plan: Klimastadtrat wehrt sich gegen Kritik - FALTER.morgen #500

Versendet am 31.01.2023

SPÖ-Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky zur Kritik am Raus-aus-Gas-Plan >> 500 Mal FALTER.morgen – eine Zwischenbilanz in Zahlen >> Franz Schnabl geht, Sven Hergovich kommt: Wer ist der Neue an der Spitze der SPÖ NÖ? >> Die dümmsten Kriminellen Wiens >> Vogel der Woche: Sumpf- und Weidenmeise

Wetterkritik: Wenn Ihnen heute der Schädel brummt, könnte das am eisigen Wind liegen, der gestern durch die Stadt pfiff (oder Sie haben gestern zu tief ins Glas geschaut). Die schlechte Nachricht für alle Wetterfühligen: Es bleibt auch heute stürmisch besonders heftig wird's am Abend. Die gute Nachricht: Gegen die Kopfschmerzen kann eine winddichte Haube helfen.


Guten Morgen!

Kommt Ihnen das nicht auch ewig her vor? „Da marschierten mehrere Tausend Menschen durch die Stadt, die es weder kratzte, dass die Polizei die Kundgebung (eigentlich waren es mehrere) verboten hatte; noch, dass sie mit ihrer Anwesenheit den Aufrufen von Rechten, Rechtsrechten und Verschwörungstheoretikern folgten”. Mein Kollege Martin Staudinger schrieb diese Zeilen vor zwei Jahren, am Sonntag, den 31. Jänner 2021. Wir saßen an diesem Abend zu zweit in der ansonsten menschenleeren FALTER-Redaktion und versuchten, die Szenen der Corona-Großdemonstration in den ersten FALTER.morgen zu packen. Seither ist ganz schön viel passiert ...

Aktivisten haben Baustellen besetzt, die Stadt hat sie räumen lassen, später haben sie sich an Straßen geklebt, Bundeskanzler Sebastian Kurz ist „beiseite” und dann zurückgetreten, Thomas Schmid hat ausgepackt, Express-Lieferdienste wollten die Stadt erobern, sind dann aber doch wieder abgezogen und und und. Aber das wissen Sie als treue FALTER.morgen-Leser ja längst. Ich erzähle Ihnen das, weil unser Newsletter heute seinen 500. Geburtstag feiert und ich diesen Anlass für eine kurze Bilanz und ein großes Dankeschön nutzen möchte.

Zuallererst Danke an die IT, ohne die wir den ein oder anderen Newsletter nicht hätten verschicken können. An die Kollegen aus der Print-Redaktion, die immer wieder wunderbare Texte für uns schreiben. An unsere Kolumnisten, die jede Woche unseren - oftmals sehr politischen - Blick auf die Stadt erweitern. Und vor allem ein herzliches Dankeschön an Sie. Dafür, dass wir jeden Morgen mit Ihnen aufstehen dürfen, dass Sie uns Fehler verzeihen und dass Sie uns mit Ihrem (großteils) liebevollen Feedback auch den grauesten Wintermorgen erheitern. 

Weil wir die Stadt natürlich auch an unserem Geburtstag nicht aus den Augen lassen, lesen Sie vor unserem Rückblick noch ein Interview mit Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Vorige Woche haben wir an dieser Stelle ja den Raus-aus-Gas-Plan der Stadt ausführlich analysiert und einiges kritisiert. Etwa, dass wir keine konkrete Antwort gefunden haben, wie Wien die Umrüstung Hunderttausender Gasthermen schaffen will. Welche Antworten Czernohorsky darauf hat, erfahren Sie gleich. 

Dann präsentieren wir Ihnen die ersten Anwärter für den Titel des dümmsten Kriminellen Wiens 2023. Und last but not least gibts natürlich auch noch den Vogel der Woche von Klaus Nüchtern.

Einen wunderschönen Dienstag wünscht Ihnen

Soraya Pechtl


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„Wir können noch nicht klar sagen, wie wir die mehr als 500.000 Gasthermen am Ende umtauschen“ 

Die Stadt Wien steht vor einer riesigen Herausforderung: Sie will bis 2040 raus aus Gas. Dafür müssen hunderttausende Thermen getauscht, das Fernwärmenetz massiv ausgebaut und tausende Fachkräfte angeworben werden. Wie soll das gehen? Darüber hat FALTER.morgen mit Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) gesprochen.

Sie haben vorige Woche nach einer Regierungsklausur das Raus-aus-Gas-Konzept vorgestellt. Das meiste, was Sie präsentiert haben, war nicht neu. Wozu war die Klausur?

Czernohorszky: Mich überrascht diese Frage. Viele Expertinnen und Experten haben monatelang daran gearbeitet. Stimmt, unsere Ankündigung war nicht neu. Im Regierungsprogramm haben wir beschlossen, dass wir bis 2040 raus aus Gas wollen. In den vergangenen Monaten haben wir aber eine Roadmap erarbeitet. Dieser Plan enthält konkrete Strategien für die Umstellung von Gebäuden mit unterschiedlichen technischen Herausforderungen und Sanierungstypen. 

Dann gehen wir’s durch. Dieser Plan ist in drei Phasen aufgeteilt. Die erste war die Erarbeitung des jetzt präsentierten Konzepts. Was passiert in der zweiten Phase bis 2025? 

Czernohorszky: Wir arbeiten seit voriger Woche an der Wärmeplanung für den Bestand, derzeit gibt es diese Pläne für den Neubau. Dabei wird die Stadt in Zonen eingeteilt, in denen in Zukunft die Fernwärme ausgebaut wird und in solche, wo es andere Lösungen braucht. Die Wienerinnen und Wiener wissen dadurch, wo die Fernwärme hinkommen wird und die Eigentümer haben Zeit, ein zentrales Heizsystem im Gebäude zu errichten. Die Wien Energie wiederum hat eine Verpflichtung, die Haushalte bis 2040 anzuschließen. 

„Nahezu 99 Prozent" der Haushalte werden 2040 entweder mit Wärmepumpen oder Fernwärme heizen, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorsky (SPÖ) © APA/ROLAND SCHLAGER

Die Fernwärme wird bis 2040 ungefähr 56 Prozent der gesamten Wärme ausmachen. Womit sollen die restlichen 44 Prozent heizen? 

Czernohorszky:  Zum einen mit lokalen Wärmenetzen. Das sind Grätzellösungen, für die ein liegenschaftsübergreifendes Energienetz zur Verfügung stehen wird. Haushalte werden über Leitungen an die zentralen Wärmesysteme angeschlossen und mit oberflächennaher Erdwärme, oder anderen Energielösungen versorgt. Im Kleinen machen wir das schon, etwa die Smart City Baumgarten zwischen Linzer Straße und Hütteldorfer Straße. Zum anderen: hauseigene Lösungen. Da gibt es einen Blumenstrauß an Technologien: Abwärmepumpen, Oberflächenerdwärme, Luftwärmepumpen und Biomasse (Anm.: z.B. Pellets). Aber diesen Weg wollen wir nicht massiv ausbauen, weil Biomasse nur endlich verfügbar ist. 

Nicht jeder Haushalt wird eine Wärmepumpe nutzen können. 

Czernohorszky: Doch. Wir reden von nahezu 99 Prozent, für die es entweder eine hauseigene Lösung gibt, die auf Wärmepumpen-Technologie basiert oder sie werden an Nah- und Fernwärmenetze angeschlossen. Eine Erdwärmepumpe ist vielleicht nicht überall möglich, aber dann gibt es die Möglichkeit zur Nutzung von Abwärme oder einer Luftwärmepumpe. Die Wärmepumpen-Technologie ist ein Alleskönner. Biomasse werden wir nur in Ausnahmefällen brauchen. 

Und die Vorarbeiten dafür sollen bis Ende 2025 abgeschlossen sein?

Czernohorszky: Wie gesagt: Bis 2025 erarbeiten wir die Wärmeplanung, damit jeder weiß, woran er ist. Dann arbeiten wir an den 100 Projekten Raus-aus-Gas. Bis 2025 werden wir 100 Gebäude herzeigen können, die umsetzbare Lösungen für jene Gebiete aufzeigen, die nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen werden können. Diese Lösungen kann man dann auf ähnliche Situationen skalieren. Das andere große Thema dieser Legislaturperiode wird sein, dass wir die Fernwärme in vier Gebieten voll ausbauen. Das sind das Alliiertenviertel, das Servitenviertel, das Grätzel rund um den Huberpark im 16. Bezirk und die Gumpendorferstraße. 

Bis 2025 will man 100 Projekte umsetzen und vier Gebiete vollständig an die Fernwärme anschließen und ab 2026 sollen 600.000 Thermen komplett umgestellt werden - in 14 Jahren? 

Czernohorszky: Wir haben den Plan zum Gasausstieg ja jetzt vorgelegt und wir sind das einzige Bundesland, das sich diesem Ziel klar und zur Gänze verschrieben hat. 

Messen Sie sich an den anderen Bundesländern oder an dem Ziel, dass der Ausstieg bis 2040 gelingen soll?

Czernohorszky: Wir werden das bis 2040 machen. Das wird natürlich eine riesige Mammutaufgabe. Wir können noch nicht klar sagen, wie wir die mehr als 500.000 Gasthermen am Ende umtauschen. Wir wissen auch noch nicht genau, wie die errechnete Investitionssumme von 30 Milliarden Euro am Schluss gestemmt wird. Wir wissen aber, welche politischen Rahmenbedingungen wir setzen müssen, damit wir das Vorhaben in diese Richtung bringen. Es wird eine Partnerschaft mit Unternehmen und anderen Akteuren brauchen. Der Arbeitsmarkt ist ein riesiges Thema. Aber am Anfang steht eine politische Entscheidung und die hat außer Wien noch kein anderes Bundesland getroffen ...

Zum ganzen Interview geht es hier.


Jubiläum

500 mal FALTER.morgen

Wir feiern unser zweijähriges Bestehen und ein rundes Newsletter-Jubiläum. Ein Rückblick in Zahlen:

8.500 Minuten können Sie mit dem Lesen aller bisherigen FALTER.morgen-Ausgaben verbringen. Das sind circa 140 Stunden - in dieser Zeit könnten Sie sich auch 38mal den überlangen Monumentalfilm Ben Hur (222 Minuten!) ansehen. Wenn Ihnen fad ist, hier geht’s zum Archiv.

Rund 9 Millionen Zeichen haben Martin Staudinger, unsere lieben Kollegen aus der Print-Redaktion und ich in den vergangenen zwei Jahren in unsere Newsletter getippt. Das sind rund 1.500.000 Wörter oder knapp drei Ausgaben von Leo Tolstois Wälzer Krieg und Frieden (1536 Seiten).

Zur Feier verlosen wir ein Goodie-Bag. Mehr Infos zur Teilnahme am Ende des Artikels.

Rund 4.000 Mails sind bislang in unserem Posteingang eingetrudelt (wir bitten um Verständnis, wenn wir nicht jede davon beantwortet haben). Ein paar Ausgaben brauchen wir aber noch, um mit den rund 300.000 Nachrichten von Thomas Schmid mithalten zu können.

91 verschiedene Vögel hat Klaus Nüchtern jeden Dienstag humorvoll und kundig hier vorgestellt. Das sind mehr gefiederte Arten, als der Tiergarten Schönbrunn beheimatet (77 verschiedene Vögel leben dort).

98 Architekturkritiken hat unser Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer bisher für uns verfasst. Übernächste Woche feiert er seine 100ste Ausgabe. Lieber Klaus-Jürgen, wir gratulieren dir schon jetzt herzlichst zu diesem Jubiläum. 

Circa 800 Events – von Lesungen, Ausstellungen, Theaterpremieren bis zu Konzerten – haben Lisa Kiss und ihr Team in den vergangenen zwei Jahren vorgestellt. Damit könnten die FALTER.morgen-Eventtipps locker dreimal das Programm der Wiener Festwochen füllen.

Zur Feier des 500. FALTER.morgen verlosen wir ein Goodie-Bag, teilnehmen können Sie hier.


NÖ-Landtagswahl

Nina Horaczek

„Mit dem Politikvirus infiziert“

Nach dem SPÖ-Wahldebakel in Niederösterreich löst Sven Hergovich den glücklosen Franz Schnabl als Chef der Landes-SPÖ ab: Wer ist der Neue an der Spitze der Roten?

„Sven wer?“, haben Sie wahrscheinlich gedacht, als gestern die ersten Meldungen über den designierten neuen niederösterreichischen SPÖ-Landesparteichef kamen. Obwohl ihn auf dem bundespolitischen Parkett bisher kaum jemand kannte, ist Hergovich politisch ein alter Fuchs. Schon 2013, damals erst 24 Jahre alt, arbeitete der Sozialdemokrat im Kabinett der damaligen Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ). Deren Nachfolger im Ministeramt, der rote Gewerkschafter Alois Stöger, nahm Hergovich 2016 mit ins Arbeits- und Sozialministerium, wo Hergovich die „Aktion 20.000“ ausheckte, ein staatlich gefördertes Jobprogramm, um ältere Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Als „ein exzellenter Verhandler, der sich schnell Respekt erarbeitete bei Menschen, die seine Eltern hätten sein können“, lobt Stöger seinen früheren Mitarbeiter.

Sven Hergovich © FALTER/Corn

Der Weg zu den Sozialdemokraten war für den gebürtigen Favoritner, der Vorsitzender der Jungen Generation der SPÖ im Bezirk ist, nicht vorgezeichnet. Aufgewachsen in einer Genossenschaftswohnung in Wien-Favoriten, war Politik bei ihm stets ein familiäres Spannungsfeld. Auf der Vaterseite steht die Familie eher rechts, die Familie der Mutter wählt traditionell links – also viel Stoff für politische Diskussionen. „Ich wollte schon als Jugendlicher wissen, was der richtige Weg ist, um etwa Arbeitslosigkeit zu senken", sagte Hergovich im Mai 2022 in einem Porträt über ihn, das damals im Falter erschien.

Das erste Thema, das ihn politisch bewegte, war aber der Umweltschutz. Nach der Matura heuert Hergovich als Zivildiener bei der Umwelt-NGO Global 2000 an, baut dort Jugendgruppen auf und initiiert eine Schmetterlingswiese im Grünstreifen auf dem Mariahilfer Gürtel.

Bei der Arbeiterkammer, wo er als Student zu arbeiten begann, konnte er die Themen Ökologie und Arbeitsmarkt zusammenführen. Seine Diplomarbeit schrieb der Volkswirt 2013 über den „Nettobeschäftigungseffekt von Green Jobs am Beispiel Österreich“. Kurz darauf zog er von der Arbeiterkammer weiter ins Verkehrs- und später ins Sozialministerium.

Als die SPÖ 2017 die Wahl verliert und die FPÖ das Sozialministerium übernahm, verabschiedete sich Hergovich aus der Politik. Er wurde Chef des Arbeitsmarktservice Niederösterreich und fiel dort rasch mit innovativen Arbeitsmarktprojekten auf. So veranlasste er etwas im niederösterreichischen Marienthal ein Projekt, bei dem jede langzeitarbeitslose Person automatisch ein Jobangebot erhält. Die Maßnahme hatte Erfolg – und Hergovich schaffte damit in internationale Medien vom britischen Independent bis zum New Yorker.

Dass Hergovichs Karriere ihn eines Tages wieder in die Politik zurückführen würde, prophezeite AMS-Johannes Kopf bereits vergangenen Mai im Falter: „Sven ist einer, der mit dem Politikvirus infiziert ist.“


Frage des Tages

Unter Wiens Beamten sind statistisch gesehen besonders viele Angehörige der Baby-Boomer-Generation, die in den kommenden Jahren in Pension gehen werden. Wie viel Prozent der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sind über 50 Jahre alt?

1. 25 Prozent

2. 40 Prozent

3. 70 Prozent

Auflösung von gestern: In Wien kamen im Vorjahr rund 13.000 Kinder zur Welt (nicht 30.000 oder 70.000).


Stadtnachrichten

Lach- und Schießgesellschaft

Vier aussichtsreiche Anwärter für den Titel des dümmsten Wiener Kriminellen 2023 stehen bereits fest.

Die Schlauesten sind sie offenbar nicht – jene vier Räuber, die am vor zwei Wochen eine Tankstelle in Hietzing überfallen haben: Wie die Polizei gestern mitteilte, konnte das Quartett inzwischen identifiziert und gefasst werden. Die Burschen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren hatten sich nach der Tat eine Verfolgungsjagd mit einem Streifenwagen geliefert und diese nicht nur mit dem Handy gefilmt, sondern das Video auch noch auf Instagram veröffentlicht. Dort entdeckte ein findiger Beamter den Clip und identifizierte die Täter.

Damit sind die vier Männer bereits jetzt aussichtsreiche Anwärter für den Titel des dümmsten Wiener Verbrechers 2023.

Eine Auswahl der Preisträger aus den vergangenen Jahren (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • 2006: Ein ehemaliger Polizist mit Spielschulden überfällt ein Kreditinstitut in der Leopoldstadt und erbeutet 14.260 Euro. Mit dem Geld marschiert er zu seiner Hausbank, um das Minus auf seinem Konto auszugleichen. Dort bemerkt er, dass seine Bankomatkarte fehlt und meldet den Verlust. Die Karte findet sich wenig später wieder am Tatort – er hat dort noch schnell seinen Kontostand abgefragt und sie beim Bankomat liegengelassen.

  • 2015: In einem Supermarkt in Favoriten werden zwei betrunkene Ladendiebe festgenommen, die Alkohol und Hygieneprodukte geklaut haben. Während das Duo am Kommissariat einvernommen wird, betritt ein dritter, ebenfalls stark alkoholisierter Mann das Polizeiwachzimmer – er ist ein Komplize der beiden und verlangt lautstark seinen Anteil an der Beute.

  • 2022: Ein 29-jähriger fährt per Taxi zu einem Elektrogeschäft in Margareten, um es zu überfallen. Den Wagen lässt er draußen warten, um sich anschließend damit nach Hause bringen zu lassen. Der Taxifahrer, der die Tat mitbekommt, verweigert dem Räuber den Weitertransport, worauf dieser zu Fuß flüchtet und wenig später festgenommen wird.


Event des Tages

Lisa Kiss

Theater

Nach ihrem Soloabend „Bulletproof“ über die Lust der Frau beschäftigt sich die Schauspielerin und Autorin Grischka Voss nun in Stück „F*ing Hot“ mit der Menopause. Trotz einiger Längen gelingt ihr insgesamt eine unterhaltsame, mutige und informative Performance, die uneitel mit den vielen Klischees über die „Furie im Wechsel“ bricht. (Sara Schausberger)

Theater Drachengasse, 20.00


Kinderbuch

Mariona Tolosa Sisteré: Das geheime Leben der Pupse und Rülpser

Pups und Rülps sind Cousins. Sie gehören zur Familie der Gase und können entstehen, wenn man zu viel isst, Cola trinkt oder beim Essen zu viel plappert. Aus diesem grandiosen Kindersachbuch lernt man Kurioses und Bemerkenswertes, etwa, dass die Nervenenden im Enddarm Pupse von Kot unterscheiden können. Natürlich klappt das nicht immer. Wenn nicht, „landet aus Versehen ein bisschen Kacke in deiner Hose".

Das heikle Thema wird unverblümt angegangen. Ein vaginaler Pups sei bloß Luft, erfährt man, und zwölf bis 25 Pupse am Tag seien normal. Das sollte jemand einmal den Werbeleuten erzählen, die jeden „Blähbauch" zum medizinischen Problem hochstilisieren! (Kirstin Breitenfellner)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Vogel der Woche

Klaus Nüchtern

Tits that Look (a Little Bit) Like Hitler:

Sumpf- und Weidenmeise

Das Internet besteht bekanntlich zu überwiegenden Anteilen aus Katzenfotos und Schweinkram. Und dann gibt es da noch die Kombination aus beidem: „Cats that Look Like Hitler“. Katzen, die Ähnlichkeiten mit Adolf, der alten Nazisau haben, werden auch „Kitlers“ genannt. Klingt witzig, überspielt aber den Umstand, dass Katzen natürlich auch Nazis sein können (was im Katzengutfinderkonsens, der von geschätzt 85 Prozent der gesamten Menschheit Besitz ergriffen hat, natürlich untergeht).

Warum gibt es keine „Birds that Look Like Hitler“? Weil Vögel a) prinzipiell Anti-Faschisten sind und b) statt Mund und Nase einen Schnabel und daher keinen Platz für Oberlippenbärte haben. Würde man Vögel suchen, die ein bisschen aussehen wie der braune Geselle aus Braunau, käme man auf ehesten auf die Sumpf- und die Weidenmeise. Im Unterschied zu Hitler haben die aber ein Kinnbärtchen und fressen vorzugsweise Spinnen und Insekten, sind also definitiv keine Vegetarier

Die Sumpfmeise, definitiv kein Vegetarier © FALTER/ Nüchtern

An dieser Stelle ein Bekenntnis: Ich kann die beiden, also Parus montanus (Weiden-) und Parus palustris (Sumpfmeise) beim besten Willen nicht auseinanderhalten. Angeblich hat die Weidenmeise ein etwas breiteres Kinnbärtchen und ihr Käppi glänzt nicht, sondern ist mattschwarz. What the fuck, Schöpfung?! Was ich noch hinkriege: Die beiden von der Mönchsgrasmücke zu unterscheiden; die hat nämlich zwar auch eine schwarze Kopfbedeckung, aber kein Kinnbärtchen. Und jetzt im Winter ist es besonders leicht, denn da macht die Mönchsgrasmücke Urlaub im Süden. 

Apropos Aufenthaltsort. Was das Verbreitungsgebiet anbelangt, ist der Unterschied schon interessant. Während die Weidenmeise einen breiten Streifen der gemäßigten Zonen bewohnt, der vom europäischen Atlantik bis zur Beringstraße reicht, klafft bei der Sumpfmeise zwischen Ural und Westsibirien eine weite Lücke. Schenkt man der Darstellung auf Wikipedia Glauben, dann dürfen sich Kasache und Kasachin zumindest nicht rund ums Jahr am Anblick der Sumpfmeise erfreuen. 

Und tatsächlich ist die Sumpf- sowie auch die Weidenmeise ja eine Hübsche – ein eleganter, kompakter und äußerst kregler Vogel. Den, der auf dem Foto zu sehen ist, hätte meine Merlin Bird ID übrigens als „Marsh Tit“, also als Sumpfmeise identifiziert. Ich habe sie in der Nähe eines Vogelhauses angetroffen. Im „Svensson“ steht, dass die Sumpfmeise „wenig scheu“  und häufiger an Fütterungen anzutreffen sei als die Weidenmeise. Also denke ich mir, dass Sumpfmeise schon passen wird. 

Übrigens: Klaus Nüchtern zwitschert als @ClousInTheSky auf Twitter.


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