Streit um Jüdisches Museum: Shoa-Überlebende mahnen Respekt und Toleranz ein - FALTER.morgen #503
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Neun Holocaust-Überlebende schalten sich in den Streit um die Ausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden“ ein >> Russische Diplomaten als Spione >> Terror-Urteile: Wer wofür welche Strafe ausfasst >> Ex-Grüne gründen neue politische Bewegung in Margareten >> Grundkurs Kochen: Vegetarischer Shepherd’s Pie
Wetterkritik: Der Sturm gibt uns kalt-warm – aber in umgekehrter Reihenfolge. Spätestens ab Mittag Böen, die am Abend und in der Nacht 100 km/h erreichen können, gleichzeitig mit bis zu 7 Grad sehr mild. Morgen weiterhin stürmisch, aber kühler bei nur mehr 4 Grad. Am Sonntag dann nur mehr windig und frostig.
Guten Morgen!
Wenn Sie manchmal durch die Seitengassen der Innenstadt flanieren, ist Ihnen vielleicht schon einmal das Palais Eskeles in der Dorortheergasse unweit vom Graben aufgefallen: Das schlicht-schöne Gebäude mit der klassizistischen Fassade beherbergt seit 1993 das Jüdische Museum Wien, eine der wichtigsten Stätten jüdischer Erinnerungs- und Gegenwartskultur, aber auch der Vermittlung und des Dialogs. Momentan ist es allerdings Austragungsort eines heftigen Streits.
Es geht um die seit November laufende Ausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden“, gegen die teils heftige Vorwürfe laut wurden. Diese Woche wurde eine neue Runde der Auseinandersetzung eingeläutet: Mit einem offenen Brief, dessen Unterzeichner sich auf Seiten der neuen Direktorin Barbara Staudinger stellen – und mehr „Toleranz und Respekt” in der Debatte einmahnen. Mehr darüber gleich unten.
Außerdem im heutigen FALTER.morgen: Eine neue politische Bewegung in Margareten, meine Kollegin Soraya Pechtl weiß da mehr. Lukas Matzinger analysiert die Urteile im Prozess um den Terroranschlag im November 2020. Und im Grundkurs Kochen gibt's Shepherd's Pie vegetarisch.
Ein schönes Wochenende wünscht
Anna Goldenberg

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101 Missverständnisse
In einem offenen Brief mahnen neun österreichische Holocaust-Überlebende mehr Toleranz und Respekt im Streit um die aktuelle Ausstellung des Jüdischen Museums ein.
„Wir haben die Shoah mit viel Glück überlebt. Eben deshalb bedeutet es uns viel, wenn in Österreich neue Generationen sich der Erforschung und Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur widmen”, schreiben neun österreichische Holocaustüberlebende, darunter der Autor Robert Schindel, Jahrgang 1944, der die Deportation seiner Eltern im jüdischen Kinderspital überlebte (dass meine Großmutter Helga Feldner-Busztin, Jahrgang 1929 und Überlebende des KZ Theresienstadt, ebenfalls unterzeichnet hat, sei hier der Transparenz halber erwähnt). Es ist ein offener Brief, datiert vom 31. Jänner 2023, adressiert an den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch.
Der Anlass: Die Debatte um die Ausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden” im Jüdischen Museum Wien schaukelt sich immer weiter hoch. Wie im Falter ausführlich berichtet, wird Museumsdirektorin Barbara Staudinger, die im Juli ihren Posten antrat, vorgeworfen, die Ausstellung reproduziere antisemitische Stereotypen und verhöhne die Opfer der Shoah. In einem ehemaligen Täterland wie Österreich, in dem Antisemitismus nach wie vor vorhanden ist, sei das brandgefährlich.

Barbara Staudinger, die neue Direktorin des Jüdischen Museums © FALTER/Corn
Die Schau, die seit November im Palais Eskeles in der Dorotheergasse zu sehen ist, greift antisemitische ebenso wie philosemitische, also positiv überhöhte, Stereotypen über Jüdinnen und Juden auf, um sie zu entkräften, mal ernsthaft, mal humorvoll. Vom körperlich schwachen Juden über das jüdische Genie bis zur Ritualmordlegende, also dem Mythos, Juden würden das Blut von christlichen Kindern für magische Zwecke verwenden, die Ausstellung will nichts auslassen. Die Schau stellt auch Fragen rund um die Erinnerungskultur – und nimmt sich der „Legende” des Palais Eskeles als „jüdisches Palais” an (vor der Eröffnung des Museums war die Stadt Wien auf der Suche nach einem Gebäude mit einer passenden Geschichte). Kurz, es geht um die „Bilder in den Köpfen”, wie ein am 31. Jänner vom Museum veröffentlichtes Statement erklärt.
Es ist ein ehrgeiziges Unterfangen, in nur wenigen Monaten zusammengestellt. Seit der Eröffnung hat Staudinger bereits einen Objekttext, der wegen problematischer Formulierungen im Bezug auf den Nahostkonflikt kritisiert wurden, angepasst und zwei kleine Fehler ausgebessert. Sie hat zudem versprochen, einige Ausstellungsstücke ausführlicher zu erklären. Damit es keine Missverständnisse über die Missverständnisse gibt.
Doch die Kritik reißt nicht ab. Am 20. Jänner 2023 forderte IKG-Präsident Deutsch in einem Brief an Staudinger und den Aufsichtsrat des Museums (das der Stadt Wien gehört) „ausdrücklich mehr Sensibilität” ein. Besucherinnen und Besucher würden „mit Verwirrung” das Museum verlassen, jüdische Besucher wären häufig irritiert, verletzt oder beschämt. Der nicht-öffentliche Brief liegt dem Falter vor.
Über die Ausstellung könne man „geteilter Meinung” sein, antworten nun die Shoah-Überlebenden. Entsetzlich sei allerdings, dass die Ausstellung in die Nähe von Wiederbetätigung gerückt werde. Seit Wochen finden heftige Diskussionen auf Facebook statt. Am 28. Jänner berichtete zudem die Kronen Zeitung über die Schau. Das Zitat eines anonymen Besuchers – „Überall anders wäre das Wiederbetätigung” – ist Teil des Titels.
Im offenen Brief wird zudem die Diffamierung von Staudinger – die, anders als ihre Vorgängerin Danielle Spera, selbst keine Jüdin ist – als Antisemitin kritisiert. Auf Facebook hatte die Sängerin Sandra Kreisler beispielsweise geschrieben, Staudinger verbreite antisemitisches Gedankengut. Staudingers Anwalt schickte ihr am 23. Jänner eine Aufforderung zur Unterlassung, woraufhin Kreisler das Posting löschte – und den Anwaltsbrief veröffentlichte.
„Es braucht Toleranz und Respekt”, schreiben nun die Shoah-Überlebenden. „Wir fordern die IKG auf, nicht länger zu schweigen, sondern die Diskussion wieder auf eine sachliche Ebene zu bringen.”
Diplomatie
Rohe Botschaft
Österreich verweist bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres vier russische Diplomaten des Landes. Grund: Ungenierte Spionage.

Die Russische Botschaft in Wien gilt als eine der größten Vertretungen des Kremls weltweit – auch, was die Zahl der Spione unter diplomatischer Legende anlangt © APA/Georg Hochmuth
Dass die vier russischen Diplomaten, die Österreich gestern des Landes verwiesen hat, geheimdienstlich tätig waren, liegt auf der Hand, auch wenn die Behörden das nicht offiziell bestätigen wollen. Was die Männer von den vielen anderen Agenten unterscheidet, die unter diplomatischer Legende in Wien tätigt sind: Sie waren nach FALTER.morgen-Informationen an ihren Botschaften (der Vertretung Russlands in Österreich und jener Russlands bei den Vereinten Nationen) in leitender Funktion tätig – also eindeutig höherrangig als ihre vier Kollegen, die das Außenministerium im vergangenen April aus dem Land komplimentiert hatte. Zudem heißt es hinter vorgehaltener Hand, sie hätten so ungeniert agiert, dass Österreich fast gezwungen gewesen sei, Schritte einzuleiten.
Die Russische Botschaft in Wien gilt als eine der größten diplomatischen Vertretungen des Kremls weltweit – an die 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren mit Stand 2021 in Österreich akkreditiert, darunter eine erkleckliche Anzahl von Agenten.
Dmitrij Ljubinskij, Russlands Botschafter in Wien tobt: Er spricht von einem „Abbruch der Beziehungen zu Moskau“ und droht laut Medienberichten mit „Vergeltungsmaßnahmen“.
Letzteres hat das Außenamt offenbar bereits einkalkuliert. Üblicherweise erfolgen Reaktionen dieser Art nach dem Verhältnismäßigkeitsprinzip. Zu rechnen ist also damit, dass demnächst vier österreichische Diplomaten Russland verlassen müssen. Also gerade so viele, dass die personell nicht wirklich überbesetzte Botschaft in Moskau handlungs- und arbeitsfähig bleibt. Ob es dabei bleibt wird also auch ein Gradmesser dafür sein, wie sehr sich der Kreml noch an diplomatische Gepflogenheiten hält.
Stadtnachrichten

Der 5. Bezirk hat eine neue politische Bewegung. Zwei abtrünnige Grüne haben eine eigene Fraktion gegründet, die Margareten „transfomieren” soll.
Sie erinnern sich vielleicht? Vergangenen Herbst sind in dem Bezirk zwei grüne Lokalpolitiker aus der Fraktion ausgetreten: Der stellvertretende Bezirksvorsteher Thomas Kerekes und Bezirksrat Michael Feitsch hatten genug von den „parteiinternen Differenzen”, wie sie sagten. Es gehe nämlich darum, Politik für die Bürgerinnen und Bürger zu machen und sich nicht innerhalb und zwischen den Fraktionen zu streiten. Nomen est omen: „Wir für Margareten“, heißt ihr neue Initiative in Margareten.
Und was wollen Kerekes und Feitsch?
Ein Blick auf die Projekte auf der Homepage: Sichere Radwege, ein Supergrätzel, mehr Grün und eine Begegnungszone in der Reinprechtsdorfer Straße. Das kommt Ihnen bekannt vor? Vielleicht, weil ebendiese Vorhaben fast wortgleich auf der Seite der Grünen Margareten zu finden sind. Diese inhaltlichen Überschneidungen könnten aber auch etwas Gutes haben. Denn Kerekes und Feitsch wollen mit „allen Parteien zusammenarbeiten”.
Wenn Sie regelmäßig mit der U4 fahren, sollten Sie in den kommenden Tagen mehr Zeit einplanen. In den Semesterferien erneuern die Wiener Linien nämlich die Gleise zwischen Karlsplatz und Landstraße. Von Samstag, 4. Februar, bis Sonntag, 12. Februar, fährt die U4 deshalb nicht zwischen den beiden Stationen. Die Wiener Linien empfehlen, auf die U1, U3 oder den 2er sowie die Buslinie 4A auszuweichen.
Auch die ÖBB nutzen die Semesterferien für Renovierungsarbeiten. Am 9. und 10. Februar fährt die S50 nicht zwischen Wien Westbahnhof und Hütteldorf. S50-Züge, die von und nach Unterpurkserdorf fahren, fallen ebenfalls aus.
Zwischen Hütteldorf und Unterpurkersdorf wird für diese Zeit ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Innerhalb Wiens können Sie auf die Linien S45, U4, U6, U3 sowie die Straßenbahnlinien 52 und 49 ausweichen.
Das Falter Radio Wochenende
Online ab heute, 3.2.2023
Sven Hergovich im Gespräch

Nach der krachenden Wahlniederlage soll der bisherige AMS-Chef Sven Hergovich, 34, die sozialdemokratische Partei in St. Pölten übernehmen. Wie tickt der designierte Chef der SPÖ Niederösterreich? Und wofür steht er?
Das Gespräch von FALTER-Chefreporterin Nina Horaczek mit Sven Hergovich an der VHS Hernals zum Thema Arbeitsmarktpolitik („Wer zahlt, schafft an?") hören Sie hier. Die Aufzeichnung fand bereits am 31. Jänner statt.
Ab Samstag, 4.2.2023
Wir und die Flüchtlinge
Gefährdet irreguläre Migration die Demokratie? Sind wir Heuchler, weil an Europas Grenzen mehr Menschen sterben als irgendwo anders? Migrationsexperte Gerald Knaus zeigt auf, wie humane Grenzen und mehr Schutz für Flüchtende aussehen könnten. Das Gespräch mit Robert Misik im Bruno Kreisky Forum hören Sie hier.
Ab Sonntag, 5.2.2023
Das Dilemma der Seenot-Rettung
Welche ethische Konflikte stellen sich für politische Akteure in der Migrationspolitik? Darüber diskutieren Migrationsforscher Rainer Bauböck, Politologin Julia Mourão Permoser und Migrationsforscherin Judith Kohlenberger. Das Gespräch im Bruno Kreisky Forum hören Sie hier.
Vor Gericht

Dreiklassenjustiz
Wer im Prozess zu den Terroranschlägen am 2. November 2020 weswegen zu welcher Strafe verurteilt wurde.
Acht Justizwache- und vier WEGA-Beamte in Masken, das Saalpublikum wurde rundum abgetastet. So sieht es aus, wenn eine Stadt mit einem beispiellosen Verbrechen abschließt. Am Mittwoch bekamen die Helfer des Terroristen vom 2. November 2020 im Wiener Straflandesgericht ihre Strafen.

Tatortszene vom 2. November 2020 © APA/Helmut Fohringer
Es war schon spätnachts, als die Geschworenen ihre harten Urteile sprachen. Und die sechs Bekannten des Kujtim F. in drei Klassen teilten:
Die Unterstützer
Hedayatollah Z., der seine DNA auf dem Magazinboden der Pistole, der Schulterstütze des Sturmgewehrs und der Spitze der Machete hinterließ.
Und Burak K., dessen Handywörterbuch verriet, dass er viermal den Namen des ursprünglichen Anschlagsziels „Le Salzgries“ eingetippt hatte.
Das Gericht hatte keine Zweifel, dass die beiden Kujtim F. bei der Anschlagsplanung halfen. Sie bekamen lebenslange und 20 Jahre Haft wegen Beihilfe zum Mord.
Die Uninformierten
Ismail B., der den Attentäter am Nachmittag der Tag noch sah und eilig eine gemeinsame „Muslim“-Whatsapp-Gruppe verließ.
Und Arijanit F., der mit ihm einmal in Bratislava Munition kaufen wollte.
Es war nicht nachzuweisen, dass die beiden vom Attentat wussten. Sie bekamen trotzdem je 24 Monate Freiheitsstrafe, weil auch sie IS-Propaganda weitergeleitet hatten.
Die Unterhändler
Ishaq F. S., der seinem Zellennachbarn Kujtim F. vom Gefängnis aus zum Sturmgewehr verhalf – wissend, dass er ein verurteilter Islamist war.
Und Adam M., der als Waffenschieber den Kalaschnikow-Nachbau übergab.
Der Jugendfreund und Häf‘nkollege Ishaq F. S. bekam 19 Jahre Gefängnis, bemerkenswert ist aber die lebenslange Haft für den Tschetschenen Adam M. Er war nie Islamist und kannte den Attentäter bei der Übergabe des Gewehrs nicht. Dass der Waffenhändler nach Taten seines Kunden wegen Mordbeihilfe verurteilt wird, ist unüblich.
Der Wahrspruch der Geschworenen ist nicht rechtskräftig. Doch weil sie ihre Urteile nicht begründen müssen, haben Einsprüche der Verteidiger so gut wie keine Chance.
Frage des Tages
Vor 25 Jahren sorgte die Wiener Secession für einen Kunstskandal. Warum?
1) Die Fassade des Gebäudes erhielt einen tiefroten Anstrich
2) Ihre goldene Blätterkuppel wurde mit einer Discobeleuchtung behübscht
3) Für eine Kunstaktion wurde der Ausstellungsraum mit Donauwasser geflutet

© Geoland
Auflösung von gestern: Unser gestriges Satellitenbild zeigt die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten.
Wochenend-Events

Theater
Die vier Rabtaldirndln fragen nach ihren Wurzeln und dem Ursprung ihrer Gefühle, Ängste und Vorlieben. Woher kommt das alles, wer hat da ihre Spuren hinterlassen? In der neuen Produktion „Ahnfrauen“ legt sich das Grazer Kollektiv auf das mütterliche Sofa und im weiblichen Urschlamm. (Sara Schausberger)
Kosmos Theater, Fr, Sa 20.00 (bis 9.2.)
Musiktheater
Nur wenige Tage läuft Leonard Bernsteins Musical-Klassiker „West Side Story“. Die Liebesgeschichte zwischen dem weißen Buddyboy Tony und dem puertoricanischen Mädchen Maria endet tragisch. Regisseur Lonny Price verzichtet auf Aktualisierung, er belässt das Stück im New York der 1950er. Die Themen jedoch bleiben aktuell: Vorurteile, Gewalt, jugendliche Verzweiflung.
Wiener Stadthalle, Halle F, Fr 19.30, Sa 14.30 und 19.30, So 13.30
Musik
Westafrikanische Rhythmen, auf traditionellen Instrumenten wie dem Balafon gespielt und mit Elementen aus den Bereichen Pop, Jazz und Funk angereichert: Mamadou Diabaté, seit 2000 in Wien lebender Musiker aus Burkina Faso, und seine Formation Percussion Mania stehen für virtuose und zugleich wunderschöne Musik. (Sebastian Fasthuber)
Fania Live, Sa 21.00
Letzte Gelegenheiten
Die Gemälde der 1988 geborenen Künstlerin Stanislava Kovalcikova kreisen um Sexualität und Körperlichkeit, die sie unter dem Vorzeichen der Groteske fasst. Traumgleiche Szenen zeigen Menschen und Tierwesen wie in einer Fabel vereint. Der Titel „Grotto“ bezieht sich auf eine künstliche Höhle in der Villa von Playboy-Herausgeber Hugh Hefner, die als Ort für Ausschweifungen gedient hat. (Nicole Scheyerer)
Belvedere 21, Fr–So 11.00 bis 18.00 (bis 5.2.)
Die 1900 gegründete Künstlervereinigung Hagenbund wurde im Verlauf ihres Bestehens immer fortschrittlicher. Von Anfang an war sie ein liberales Auffangbecken für unterschiedliche Stile. In der Zwischenkriegszeit griffen etliche Künstler religiöse oder eskapistische Themen auf, andere verliehen ihrer sozialistischen Gesinnung Ausdruck. Die Neue Sachlichkeit gab dem Hagenbund in den 1920er-Jahren neue Impulse, erstmals wurden auch Künstlerinnen als Mitglieder aufgenommen. (Nicole Scheyerer)
Leopold Museum, Fr–Mo 10.00 bis 18.00 (bis 6.2.)
Sachbuch
Azeem Azhar: Exponential
In unserer Evolution haben wir gelernt, dass alles, was wächst, Stück für Stück größer oder mehr wird. Azeem Azhar zeigt, dass wir so mit unseren eigenen Erfindungen nicht mehr mitkommen, wachsen diese doch exponentiell: Was gestern zwei war, ist heute vier und wird übermorgen 16 sein. Besonders deutlich erleben wir diese kognitive Überforderung bei den Wachstumskurven der IT, bei sozialen Medien und in der Biotechnologie, wie zuletzt die Entwicklung der Corona-Impfstoffe zeigte.
Der Autor und Journalist hat das Social-Media-Unternehmen PeerIndex gegründet und beschäftigt sich mit dem Thema in seinem Blog „Exponential View“. In leicht zu lesender, präziser Sprache zeigt er, wie wir einen Teil der Welt, an dem unsere Intuition scheitert, für den Hausverstand handhabbar machen können. (Andreas Kremla)
Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at
Grundkurs Kochen
Beliebt bei Schaf wie Schäferin: Der Pie mit nur Gemüse drin

© FALTER/Archiv
Die britische Küche gilt gemeinhin als eher entlegenes Interesse. Dabei gibt es sogar auf der Insel zumindest ein Traditionsgericht, das richtig fantastisch schmecken kann: der Shepherd’s Pie, ein geschichteter Auflauf aus Faschiertem und Kartoffelpüree.
Wir bereiten diesmal die vegetarische Variante zu.
Für vier Personen ein halbes Kilo mehlig kochende Erdäpfel garen. Währenddessen eine fein gehackte Zwiebel und vier ebenso fein gehackte Knoblauchzehen in Olivenöl anbraten.
Zwei Bund Wurzelgemüse schälen und würfelig schneiden, 250 Gramm Champignons halbieren und in etwa fünf Millimeter dicke Scheiben schneiden. Erst Champignons, dann das Wurzelgemüse mitbraten. Mit zwei Dosen gehackten Paradeisern aufgießen, salzen, pfeffern und zwei Lorbeerblätter und gehackten Rosmarin dazugeben.
Während das Wurzelgemüse in der Sauce bissfest kocht, Erdäpfel schälen, durch eine Kartoffelpresse drücken, mit 200 Milliliter heißer Milch und einem Esslöffel Butter zu einem Püree verrühren, salzen und mit einer Prise Muskatnuss würzen.
Für die Bechamelsauce in einem Topf 50 Gramm Mehl in der gleichen Menge flüssiger Butter anschwitzen, 500 Milliliter Milch mit dem Schneebesen einrühren und unter ständigem Rühren etwa fünf Minuten kochen lassen , salzen, pfeffern. In einer feuerfesten, gefetteten Form abwechselnd die eingedickte Gemüsesauce, Erdäpfelpüree und eine dünne Schicht Bechamelsauce füllen. Wenn die Form mehrere Lagen zulässt, unbedingt mit Bechamel abschließen.
Würzigen Cheddar üppig darüberreiben und im vorgeheizten Rohr etwa 20 Minuten überbacken. Enjoy!

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